Kursgewinne bröckeln an den Börsen nach Italienwahl
Rom / Frankfurt – Die Erleichterung ist zunächst gross: Mit Kursgewinnen haben die Börsen auf erste Prognosen zugunsten des Mitte-Links-Bündnisses in Italien reagiert. Der deutsche Aktienindex Dax baute am Montagnachmittag – kurz nach Schliessung der Wahllokale in dem Euro-Krisenland – seinen Gewinn zeitweise auf ein Plus von 2,5 Prozent auf mehr als 7800 Punkte aus. Im weiteren Handelsverlauf musste der Dax aber wieder einen Teil seiner Gewinne abgeben und legte im Nachmittagshandel 1,61 Prozent auf 7.785,13 Punkte zu. Auch an den anderen europäischen Börsen und an der Wall Street ging es aufwärts.
Erste Prognosen sahen das Mitte-Links-Bündnis unter Pier Luigi Bersani in beiden Kammern vorn. Von Bersani wird eine Fortsetzung des Reform- und Sparkurses in der drittgrössten Euro-Volkswirtschaft erwartet. «Je deutlicher sich eine stabile Mitte-Links-Regierung abzeichnet, umso mehr sollten Aktien profitieren und Bundesanleihen verlieren», erklärte Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).
Euro legt kräftig zu
Der Euro legte gegenüber dem Dollar kräftig zu und eroberte zeitweise die Marke von 1,33 Dollar zurück. Im weiteren Verlauf rutschte die Gemeinschaftswährung dann aber wieder auf 1,3240 Dollar zurück. Die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen gaben deutlich nach. Deutsche Anleihen verbuchten im Gegenzug kräftige Kursverluste. Sie gelten risikoscheuen Anlegern in der Euro-Schuldenkrise als sicherer Hafen.
Die Wahlprognosen in Italien sowie Hoffnungen auf eine Lockerung der japanischen Geldpolitik gaben auch den US-Börsen Auftrieb. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial legte nach Kursgewinnen im frühen Handel nur noch 0,13 Prozent zu auf 14.018,12 Punkte. Zuvor erreichte er bei 14.082 Punkten den höchsten Stand seit Oktober 2007.
Anleger befürchteten Wahlsieg Berlusconis
Schon zum Handelsstart hatten sich Dax und Co. in guter Stimmung gezeigt. Am Anleihemarkt machte sich hingegen zunächst Nervosität bemerkbar. Italien musste bei einer Anleihe-Auktion am Vormittag gestiegenen Zinsen zahlen.
Anleger befürchteten bei einen Wahlsieg des umstrittenen Ex-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi ein Wiederaufflammen der Euro-Schuldenkrise. Das Land hätte wahrscheinlich deutlich höhere Zinsen zahlen müssen, um sich am Anleihemarkt frisches Geld zu besorgen. Auch andere Euro-Krisenstaaten wären möglicherweise unter Druck geraten. Berlusconi hatte im Wahlkampf unter anderem Steuersenkungen im grossen Stil angekündigt und Euro-feindliche Töne angeschlagen. (awp/mc/upd/ps)