Heinz Ketchup und American Airlines: Comeback der Milliarden-Deals

Heinz Ketchup und American Airlines: Comeback der Milliarden-Deals

New York – Das Geld sitzt wieder locker bei den Geschäftemachern in den USA. Da kauft sich Starinvestor Warren Buffett mit Partnern mal eben für 23 Milliarden Dollar den Ketchup-König H.J. Heinz. Am gleichen Tag schliessen sich American Airlines und US Airways in einem 11 Milliarden Dollar schweren Deal zur weltgrössten Fluggesellschaft zusammen. Auch wenn noch niemand von einem Boom bei Übernahmen und Fusionen sprechen mag: Der Appetit auf fette Geschäfte hat zweifellos zugenommen.

«Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir eine Woche wie diese sehen», sagt der hochrangige JPMorgan-Chase-Banker James Lee. Er zeigt sich in der «New York Times» überzeugt davon, dass nach all den wirtschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Jahre «die Sterne wieder günstig stehen».

Serie von Milliardendeals
Alleine in den vergangenen zwei Wochen kündigten Investoren in den USA fast ein halbes Dutzend Geschäfte im zweistelligen Milliardenbereich an: Michael Dell will den von ihm gegründeten Computerkonzern Dell für gut 24 Milliarden Dollar zurückkaufen; der Kabelnetzbetreiber Comcast übernimmt das Unterhaltungskonglomerat NBC Universal für annähernd 17 Milliarden Dollar komplett; und der Kabelkonzern Liberty Global bietet rund 16 Milliarden Dollar für den britischen Wettbewerber Virgin Media.

Krisen verlieren ihren Schrecken
Doch woher kommt die neue Lust auf die ganz grossen Deals? Zum einen scheinen die Finanzkrise, die nachfolgende Wirtschaftskrise und zuletzt die europäische Schuldenkrise ihren Schrecken verloren zu haben. Bester Beleg: Die wichtigen US-Börsenindizes S&P 500 und Dow Jones haben schon wieder ihr Vorkrisenniveau erreicht und laufen sogar auf Allzeithochs zu. Zum anderen gibt es einfach mehr als genug Geld, das darauf wartet, investiert zu werden.

Milliarden auf der hohen Kante
Viele Firmen haben gigantische Summen auf der hohen Kante liegen, weil sie in den Krisenjahren die Kosten massiv gesenkt hatten, vor allem durch Stellenstreichungen. Buffetts Investmentholding Berkshire Hathaway etwa verfügte zum Jahreswechsel über 47 Milliarden Dollar an flüssigen Mitteln.

Günstige Kredite
Auch die US-Banken stehen nach der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 wieder solide da – und können somit durchaus riskieren, den ein oder anderen Milliardenkredit zu gewähren. Weil die Notenbanken die Zinsen niedrig halten, kommen Grossinvestoren genauso wie der einfache Häuslebauer überdies so günstig an Kredite wie noch nie. Das senkt zusätzlich die Hemmschwelle für Megageschäfte.

Buffett: «Ich sehe kontinuierliche Verbesserungen»
Ohne ein Grundvertrauen, dass die Wirtschaft anzieht, würde aber wohl trotzdem kaum ein Investor so hoch pokern. So ist Warren Buffett überzeugt, dass die USA vor einer neuen Blüte stehen: «Ich sehe kontinuierliche Verbesserungen.» Darauf wetten auch American Airlines und US Airways, wenn sie sich zusammenschliessen – und dieses Vorhaben ungewöhnlicherweise ohne grössere Stellenstreichungen bewerkstelligen wollen. Das Motto: Wir brauchen die Leute.

«Wenn wir mit unseren Unternehmenskunden und auch Bankern sprechen, hören wir sie immer wieder von einer gestiegenen Zuversicht reden», sagt Übernahmeexperte John Bick von der Anwaltsfirma Davis Polk & Wardwell in der «New York Times». Er hatte Heinz bei der Übernahme beraten. Seine Beobachtung: «Ein Geschäft zieht das andere Geschäfte nach sich.» (awp/mc/pg)

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