Daniel Vasella erhält nach Abgang 72 Mio Franken
12 Mio Franken im Jahr – wenn er nicht bei der Konkurrenz anheuert: Daniel Vasella.
Bern – Falls Thomas Minder noch Unterstützung für seine Abzocker-Initiative, über die das Schweizer Stimmvolk am 3. März abstimmen wird, benötigt, dann liefert sie ihm der scheidende Novartis-Verwaltungsratspräsident Daniel Vasella frei Haus. Dieser erhält nämlich nach seinem Abgang beim Pharmamulti nicht weniger als 72 Mio Franken. Der abtretende Präsident bestätigte in einem Interview mit der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens SRF vom Freitagabend diesen Betrag, der gekoppelt ist an ein Konkurrenzverbot in den nächsten sechs Jahren.
Zuvor hatte auch das Internetportal «Inside Paradeplatz» von einer Summe in dieser Grössenordnung berichtet. «Das ist eine hypothetische Zahl», sagte Vasella im Interview. Erfüllt er in den nächsten sechs Jahren vertragliche Bedingungen wie etwa das Konkurrenzverbot, werden im jährlich 12 Mio CHF gezahlt. Er habe vor, eine Schenkung zu machen, sagte er im Interview.
«Der Nettobetrag aus dieser Vereinbarung» werde «vollständig für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung» gestellt, doppelte Vasella am Freitagabend ausserdem in einer Novartis-Mitteilung nach.
Sommaruga: Es brodelt in der Bevölkerung
Der Betrag dürfte die Diskussionen kurz vor der Abstimmung zur Abzocker-Initiative weiter anheizen. «Es brodelt in der Bevölkerung», stellte Bundesrätin Simonetta Sommaruga in der Sendung «Arena» des Schweizer Fernsehens fest. Was man am Freitag über Vasella gehört habe, mache sie «sprachlos».
Gehalt von 13,1 Mio Franken für das Geschäftsjahr 2012 bezogen
Vasella zählte jahrelang zu den bestverdienenden Manager des Landes. Im vergangenen Geschäftsjahr etwa erhielt er ein Gehalt von 13,1 Mio CHF. Das sind zwar rund 400’000 CHF weniger als 2011, aber immer noch mehr als der Grossteil des Novartis-Gremiums erhielt. Die anderen elf Mitglieder des Novartis-Verwaltungsrats haben im letzten Jahr Vergütungen zwischen 350’000 und 853’000 CHF erhalten.
Novartis gab den Rücktritt Vasellas am 23. Januar bekannt, zusammen mit den Jahresergebnissen. Zwar war bereits damals von dem Konkurrenzverbot die Rede. Details zur Vereinbarung gab es allerdings keine.
Auf Vasella folgt Reinhardt
Nachfolger Vasellas soll Jörg Reinhardt werden. Der 56 Jahre alte Deutsche ist derzeit Chef der Pharmasparte von Bayer und war zuvor lange Zeit bei Novartis tätig gewesen.
Mit dem Abgang von Vasella geht bei Novartis eine Ära zu Ende: Vasella wurde 1996 bei der Fusion von Sandoz und Ciba-Geigy der erste Konzernchef von Novartis.
1999 übernahm er zusätzlich das Präsidium des Verwaltungsrats und übte damit eine Doppelrolle aus, die oft kritisiert wurde. 2010 überliess Vasella den Chefsessel am Konzernsitz Joe Jimenez und konzentrierte sich auf das Verwaltungsratspräsidium. (awp/mc/pg/upd/ps)