Migros Bank 2012: Weniger verdient

Migros Bank 2012: Weniger verdient

Harald Nedwed, Präsident der Geschäftsleitung Migros Bank.

Zürich – Die Migros Bank hat im Geschäftsjahr 2012 einen rekordhohen Geschäftsertrag erzielt und verzeichnete ein kräftiges Wachstum der Kundengelder. Unter dem Strich verdiente das Institut etwas weniger als im Vorjahr. Ins laufende Geschäftsjahr Blick das Management zuversichtlich und budgetiert mit höheren Erträgen. Zudem will es im laufenden Jahr Retrozessionen der vergangenen 10 Jahre an die Kunden rückvergüten.

«2012 war für die Migros Bank ein gutes Geschäftsjahr mit Rekorderträgen und einem kräftigen Wachstum bei den Kundengeldern», resümierte das abgelaufene Jahr Harald Nedwed, Präsident der Geschäftsleitung, anlässlich der Bilanzmedienkonferenz am Donnerstag.

Zinsengeschäft als Stütze
Den Geschäftsertrag erhöhte das Institut um 0,4% auf 593 Mio CHF und erreichte damit den höchsten Wert der Firmengeschichte. Dieses Ergebnis sei angesichts des intensiven Preiswettbewerbs und des tiefen Zinsniveaus als «sehr erfreulich» zu werten, sagte Nedwed. Ertragsstütze war das Zinsengeschäft, dessen Erfolg um 2,6% auf 478 Mio CHF zulegte. Dagegen verminderte sich aufgrund der Zurückhaltung der Anleger der Erfolg aus dem Kommissionsgeschäft um knapp 3% auf 74 Mio und der Handelserfolg um 9,5% auf 34 Mio CHF.

Gleichzeitig stieg der Geschäftsaufwand um 3% auf 281 Mio CHF. Dabei erhöhte sich der Sachaufwand um knapp 6% auf 106 Mio CHF, was unter anderem auf Investitionen in den Bereich E-Banking zurückzuführen ist. Der Personalaufwand nahm lediglich um 1,4% auf 175 Mio CHF zu.

Der Bruttogewinn verringerte sich um knapp 2% auf 312 Mio CHF. Die Cost/Income-Ratio belief sich somit auf 47% nach 46% im Vorjahr.

Rückstellungen für Retrozessionen von 4,2 Mrd Franken
Weil die Abschreibungen gegenüber dem ausserordentlich tiefen Wert des Vorjahr um 17 Mio CHF zulegten, nahm das Betriebsergebnis um 8,4% auf 247 Mio CHF ab. Dabei bildete die Migros Bank Rückstellungen von 4,2 Mio CHF zur proaktiven Rückvergütungen der Retrozessionen in der Vermögensverwaltung.

Die Vergütung erstreckt sich über die letzten zehn Jahre. Rund 2’800 der bestehenden Kunden würden von einer Auszahlung profitieren, sagte Nedwed. «Die Rückerstattung wird im ersten Halbjahr 2013 erfolgen, danach werden wir eingehende Vertriebsentschädigungen jährlich an Kunden automatisch auszahlen», führte der CEO weiter aus. Die Migros Bank reagiert damit auf einen entsprechenden Bundesgerichtsentscheid und hofft, dass andere Banken ihrem Beispiel folgen.

Jahresgewinn von 172 Mio Franken
Unter dem Strich resultierte ein um knapp 3% gesunkener Jahresgewinn von 172 Mio CHF. Da die Bank zur Erfüllung neuer Vorschriften bezüglich der Eigenmittelausstattung Gewinne zurückbehält, wird an den Eigentümer Migros-Genossenschafts-Bund ein geringere Dividende als im Vorjahr ausgeschüttet. Die Bank wolle an dieser Politik solange fortfahren, bis sie ihre Kernkapitalquote von derzeit rund 8% auf das geforderte Niveau von 12% erhöht hat, ergänzte CFO Peter Lämmli.

Keine Sorgen bezüglich Immobilienmarkt
Die Hypothekarausleihungen des Institutes nahmen 2012 um 5,5% auf 29,1 Mrd CHF zu. Auf der anderen Seite wuchsen die Kundengelder um 7,4% auf 29,4 Mrd. Ins laufende Jahr blickt Nedwed zuversichtlich. Er gehe davon aus, dass beim Kommissionsgeschäft die Talsohle durchschritten wurde und die Zinserträge weiter zulegen werden. Entsprechend «haben wir für 2013 höhere Erträge budgetiert», erklärte der CEO. Die Bank sei gut gerüstet, um weitere Marktanteile gewinnen zu können.

Dabei wolle die Bank, insbesondere im Immobilienmarkt, nicht um jeden Preis wachsen. An den vorsichtigen Kreditvergabekriterien werde nichts geändert, erklärte der CEO. Wie ein Blick auf die Entwicklung des ETP-Hypothekenportfolios zeige – wobei ETP für Exeption to Policy bedeutet – habe der Risikoappetit der Bank in den vergangenen Jahren laufend abgenommen. Betrug der ETP-Anteil 2009 noch 7,8% am Hypothekenportfolio belief er sich 2012 noch auf 6,1%.

Nedweds Blick auf die Entwicklung im Immobilienmarkt fällt denn auch gelassen aus, im Gegensatz zu einer steigenden Zahl von Kommentatoren, die dort eine Blasenbildung sehen. Zumindest für die Migros Bank ortet er von dieser Seite kein Risiko.

Im laufenden Jahr will die Bank, nachdem 2012 erstmals eine Niederlassung geschlossen wurde, drei neue eröffnen, nämlich in Lausanne, Yverdon und Buchs (SG). Damit steigt die Zahl der Standorte im laufenden Jahr auf 66. (awp/mc/pg)

Schreibe einen Kommentar