Thomas Merz, Leiter UBS ETF Schweiz und Liechtenstein

Thomas Merz, Leiter UBS ETF Schweiz und Liechtenstein

Von Martin Raab, Derivative Partners Media AG, www.payoff.ch

Thomas Merz, Leiter UBS ETF Schweiz und Liechtenstein, über aktuelle Entwicklungen am ETF-Markt, Lösungen für ein ausbalanciertes Portfolio sowie Chancen für Einsteiger und Umsteiger.

payoff: Herr Merz, wie lautet ihr Fazit zu den Entwicklungen im ETF-Markt?

Thomas Merz: Im Rückblick war es ein bewegtes Jahr. Einerseits haben die ETF-Anbieter intensiv auf Einwände diverser internationaler und nationaler Aufsichtsgremien, insbesondere zum Thema Transparenz, reagiert. Die bis dato bereits sehr hohe Transparenz der ETFs wurde in gewissen Bereichen weiter gesteigert. Parallel dazu bestätigte sich der seit Jahren aufgrund von Kundenbedürfnissen einsetzende Trend hin zu physisch replizierenden ETFs. Diese Verschiebungen haben sich in diesem Jahr noch deutlich akzentuiert. Hinzu kommt eine gewisse Konsolidierung bei den ETF-Anbietern. Es ist absehbar, dass UBS künftig die einzige ETF-Anbieterin auf dem Schweizer Markt ist, die über eine breite Palette an ETFs verfügt.

Sie erwähnten die physische Replikation von ETFs statt synthetischer. Bahnt sich hier ein neuer Trend an, auf den weitere Anbieter aufspringen werden?

Als einen neuen Trend würde ich dies nicht bezeichnen. Unser Haus hat als einer der ersten ETF-Anbieter vor über zwei Jahren damit begonnen, eine breite ETF Palette mit physisch sowie auch synthetisch replizierten ETFs anzubieten. Wir wollen unseren Anlegern die Wahl lassen, welche Replikationsart zu welchem Zweck und für welche Portfoliogegebenheiten sie jeweils bevorzugen.

«Wir erwarten eine gewisse Konsolidierung bei ETF-Anbietern
Thomas Merz, Leiter UBS ETF Schweiz und Liechtenstein

Welche ETFs machen aus Ihrer Sicht für ein ausbalanciertes Privatanleger-Portfolio derzeit Sinn?

Derzeit bewegt das Thema «Inflation und Portfoliorendite» die Gedanken der Anleger. Dies ist nicht weiter erstaunlich, haben doch die meisten Notenbanken ihre Bilanzen teilweise massiv ausgeweitet. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird es für die meisten Investoren äusserst schwierig sein, ihre Portfoliopositionen im richtigen Zeitpunkt auf ein Umfeld mit steigender Inflation umzustellen. Damit wird klar, dass dahingehende Überlegungen und Anpassungen frühzeitig angegangen werden müssen.

Wie kann man sich konkret gegen Inflation positionieren?

Um sich gegenüber Inflationstendenzen zu positionieren, machen beispielsweise passive Investitionen in Rohstoffe, ausbalancierte Aktienkörbe mit grosskapitalisierten Titeln, gut diversifizierte Anlagen in Immobilien oder auf der Obligationenseite, Anlagen in sogenannte Inflation-linked Bond-Portfolios, am meisten Sinn. Zudem sollten Anleger die Diversifikation nicht aus den Augen verlieren. Denn die Vergangenheit hat mehrmals aufgezeigt, dass es die zuverlässige und einfache Antwort auf die Frage, welche Anlageklasse und –strategien den optimalen Kaufkrafterhalt im Portfolio sicherstellen, so nicht gibt. So ist eine breit abgestützte, passiv umgesetzte Anlagestrategie die wohl vielversprechendste.

Mit Blick auf die Schweiz, welche Trends nehmen Sie aktuell wahr?

Der Schweizer Aktienindex SMI hat seit Anfang 2012 über 17% Rendite erzielt. Trotzdem werden die meisten Anleger von diesem Aufwind kaum etwas in ihren Portfolios gespürt haben. Dabei wäre man auch mit einem breit aufgestellten Aktienengagement gepaart mit einem auf Sicherheit ausgelegten Obligationenanteil auf über sechs Prozent Rendite gekommen. Der Trend hin zu einer vermehrt passiv umgesetzten Anlagestrategie hat sich in der Schweiz etabliert und wird auch in Zukunft ein wichtiges Thema für Schweizer Anleger bleiben. Wer heute seine Schweizer Franken Aktien- und Obligationenquote passiv umsetzen möchte, findet entsprechende ETFs sowohl auf den SMI, den SMIM als auch auf den Gesamtmarkt SPI. Auch auf der Obligationenseite gibt es heute die Möglichkeit, einfach und effizient mit ETFs in Schweizer Eidgenossen und in Schweizer Pfandbriefe zu investieren.

«Im Fall des SMI sollte der Spread im Durchschnitt fünf bis zehn Basispunkte betragen.»

Ihr Haus propagiert derzeit «Für Einsteiger. Und Umsteiger». Was unterscheidet UBS ETFs konkret von denen der Mitbewerber?

Auf den ersten Blick sind die Unterschiede kaum zu erkennen. Auch professionelle Investoren entdecken die entscheidenden Differenzen nicht immer auf Anhieb. Und dies obwohl dadurch über einen mittelfristigen Zeitraum beträchtliche Renditeunterschiede auftreten können. Werden die einzelnen ETFs nicht einfach aufgrund  ihrer Verwaltungsgebühr und TER verglichen, sondern aufgrund ihrer relativen Performance zum Index, wird schneller erkannt welcher ETF eine bessere Qualität aufweist.

Zum Beispiel?

Der Schweizer Aktienmarkt ist ein gutes Beispiel. Wer den suboptimalen ETF auswählt, kann über einen Zeitraum von beispielsweise zwei Jahren bis zu zwei Prozent weniger Rendite erzielen, was dementsprechend einen sehr grossen Tracking Error [Anm. d. Red.: Abweichung zum Index] verursacht. Eine entsprechende Auswahl sollte über einen Vergleich der täglichen NAV-Rendite zwischen ETF und Index erfolgen. Dabei müssen beim ETF auch die Ausschüttungen mitberücksichtigt werden. Bei diesem Renditevergleich wird schnell ersichtlich, welcher ETF die beste Replikationsqualität aufweist. UBS ETFs weisen beispielsweise über verschiedene Zeiträume hinweg durchwegs die geringsten Indexabweichungen auf.

Worauf sollte ein Anleger beim Thema Spread achten?

Wenn ein ETF eine unüblich grosse Geld-Brief-Spanne ausweist, sollte dies genauer betrachtet werden. Weichen die an der Börse notierten durchschnittlichen Spreads deutlich von der Marktusanz ab, ist dies ein klares Ausschlusskriterium. Im Fall des SMI sollte der Spread im Durchschnitt fünf bis zehn Basispunkte betragen.

Der Gesprächspartner:
Thomas Merz ist Leiter des Bereichs ETF bei der UBS und verantwortet den Vertrieb für die Schweiz und Liechtenstein. Zuvor war er fünf Jahre in nahezu identischer Position bei der Credit Suisse. Bevor er 2006 zur Asset Management Division der Credit Suisse stiess, hatte er verschiedene Positionen inne, u.a. in den Bereichen Privat Banking und Investment Banking. Seine berufliche Karriere begann er in der Unternehmensberatung im Bereich Banking und Finance. Er studierte Erdwissenschaften und Mathematik an der Universität Zürich. Nach seinem Abschluss in Zürich studierte Thomas Merz Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Basel. Er ist Autor diverser Artikel und Publikationen zum Thema Asset Allokation, Indexing und ETF und hat Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen in der Schweiz.

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