Den Klimawandel erleben und sich ihm anpassen
Forstleute und Waldeigentümer aus Skandinavien informieren sich über ein Forschungsexperiment der WSL. Dieses soll abklären, welche Buchen-, Fichten- und Tannenherkünfte aus der Schweiz sich für das zukünftige Klima am besten eignen. (Foto: Reinhard Lässig, WSL)
Bern – Eine neue Studie unter der Leitung der Schwedischen Agraruniversität SLU, an der auch Marc Hanewinkel von der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL mitgearbeitet hat, stellt erstmals die Bedeutung persönlicher Faktoren von Waldeigentümern ins Rampenlicht: Wenn diese vom Klimawandel überzeugt sind und dessen Auswirkungen selber erfahren, passen sie ihre Waldbewirtschaftung dem veränderten Klima eher an als wenn einer dieser Faktoren fehlt.
Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat in Schweden, Deutschland und Portugal 845 private Waldeigentümer befragt, um deren Wissensstand und Aktivitäten bezüglich Klimawandel zu erfassen. Diese neue Studie liefert erstmals einen Beleg dafür, dass ein substanzieller Anteil der Waldeigentümer davon überzeugt ist, den Klimawandel schon unmittelbar erlebt zu haben. Und wer über den Klimawandel informiert ist und erfahren hat, wie sich dieser auf seine Wälder auswirkt, der ist eher bereit, seine Waldwirtschaft in Zukunft stärker an ein verändertes Klima anzupassen als jemand, dem der Klimawandel fremd ist oder der diesem Thema skeptisch gegenübersteht.
Schweden, Deutschland und Portugal repräsentieren einen Nord-Süd-Gradienten über Europa hinweg und decken eine grosse Bandbreite sowohl von bioklimatischen als auch ökonomisch-sozio-politischen Rahmenbedingungen ab. Die Forschenden erfassten neben sozio-demografischen Daten auch die Grösse des Waldbesitzes und konzentrierten ihre Befragung auf folgende drei Fragenkomplexe:
- Wie stark glauben Waldbesitzer daran, dass der Klimawandel ihren Wald?
- Wie stark glauben sie daran, dass sich der Klimawandels bei ihnen bereits lokal auswirkt?
- Haben sie ihre Waldbewirtschaftung bereits an den Klimawandel angepasst?
Bisher wurde die Fähigkeit, sich an den Klimawandel anzupassen, daran festgemacht, wie Bäume und Ökosysteme auf das veränderte Klima reagieren und welche sozio-ökonomischen Faktoren die forstliche Bewirtschaftung beeinflussen. Es ist jedoch entscheidend zu wissen, was Waldeigentümer dazu veranlasst, auf den Klimawandel zu reagieren, wenn neue Strategien für die Waldwirtschaft entwickelt und kommuniziert werden sollen.
Kann Information die Waldwirtschaft europaweit beeinflussen?
Die Autoren dieser Studie leiten aus ihren Ergebnissen auch ab, dass es eine effiziente Strategie sein kann, verlässliche Informationen über den Klimawandel und dessen Auswirkungen zu kommunizieren, um damit Waldeigentümer zu sensibilisieren. Denn vom Klimawandel überzeugte Waldeigentümer könnten ihre Waldbewirtschaftung schneller und gezielter auf klimatische Veränderungen ausrichten als weniger überzeugte. Dies kann sich in kurzer Frist grossflächig auf den Wald auswirken und den Forstsektor europaweit verändern. Denn 50 Prozent der Waldfläche in Europa befinden sich in Privatbesitz. (WSL/mc/pg)