IHAG-Kommentar: Zunehmende Sorgen und Unsicherheit
Zürich – Die Stimmung an den Aktienmärkten trübte sich weiter ein. Die Schuldenkrisen in den USA und Europa sowie Spannungen um Israel belasteten die Märkte schwer. Der S&P 500 fiel über die Woche weitere 1.5%, der Europe Stoxx 50 gar 3.0% und der SMI 3.1%. Hier kam es auch bei den defensiven Schwergewichten zu Abgaben, was auf Umschichtungen aus Aktien heraus hinweisen könnte. Im Gegenzug waren Bonds und Sicherheit gesucht. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken in den USA, in Deutschland und in der Schweiz um weitere Basispunkte. Am Mittwoch notierte der Zinssatz der Referenzanleihe zehnjähriger Eidgenossen auf einem Rekordtiefstwert von 0.43%.
Der Euro schwächte sich anfangs Woche mit den Finanzproblemen gegenüber dem USD weiter ab, konnte sich dann aber wieder etwas fangen und schloss bei 1.274. Auch gegenüber dem CHF gab der EUR ein paar Basispunkte nach und ging bei 1.205 aus der Woche. Der USD nahm gegenüber dem CHF anfangs Woche kurz die Marke von 0.95, konnte diese aber nicht halten und schloss bei 0.9455.
Eskalation im Nahen Osten treibt Ölpreis nach oben
Gold korrigierte leicht auf USD 1713 die Unze. Laut der Branchenvereinigung World Gold Council ist im dritten Quartal im Vergleich mit der Vorjahresperiode die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen gesunken. Teilweise wurde dies durch ein erhöhtes Interesse an kotierten Indexfonds (ETF) für Gold kompensiert. Zentralbanken traten zudem weiterhin als Nettokäufer auf. Der Erdölpreis für Brent-Qualität stieg am Donnerstag wegen der Eskalation im Nahen Osten vorübergehend um mehr als 2 Dollar, beruhigte sich aber am Freitag wegen der schwachen Konjunkturzahlen bereits wieder. Über die Woche wurde der Seitwärtskanal nicht verlassen und das Barrel Brent schloss bei USD 110.
Düstere Botschaft aus Brüssel
Düster war die Botschaft, welche die EU-Kommission anlässlich ihrer Herbstprognose aussendete: Die Wachstumsaussichten für die einzelnen Volkswirtschaften und für die Eurozone insgesamt wurden für das Jahr 2013 deutlich reduziert. Der Krebsgang in Europa hält an. Aber auch für Deutschland und Frankreich wurden die Wachstumsprognosen für 2013 deutlich gesenkt. Dazu passt das zweite Quartal mit einem Rückgang des GDP in der Eurozone, womit der Rückfall in die Rezession in Europa nun auch statistisch offiziell ist. Kommt dazu, dass im Nahen Osten der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern mit gegenseitigem Raketenbeschuss und Toten eskalierte.
Hoffnungschimmer in Athen
Immerhin hat das Griechische Parlament den Staatshaushalt 2013 angenommen und die Euro-Finanzminister wollen Griechenland zwei zusätzliche Jahre einzuräumen, um seine Reformziele zu erreichen. Ein weiteres Treffen über die Konditionen ist noch im November angesetzt, aber Griechenland (und auch der Euro) hat sich Zeit erkauft. Auch konnten Frankreich, Italien und sogar Griechenland letzte Woche am Kapitalmarkt Milliardenbeträge erfolgreich refinanzieren. US-Präsident Obama traf sich mit führenden Vertretern von Republikanern und Demokraten zu ersten Gesprächen über das Thema „Fiskalklippe“. Die Hoffnung ist wieder etwas gestiegen, dass die Parteien doch noch einen Kompromiss finden wollen.
Das Umfeld und die Stimmung trüben sich ein. Die Unsicherheit über die Verhandlungen zum Budgetstreit in den USA hängt wie ein Damoklesschwert über den Märkten und im schlimmsten Fall könnten die Kurse analog zum Sommer 2011 noch weiter tauchen. Nachdem die leitenden Aktienindices seit einem Monat nun zwischen 4% im SMI und 7% im S&P 500 korrigiert haben, befinden wir uns andererseits in einer eher überverkauften Situation. Die Chancen für einen zumindest kurzen Rebound nehmen zu, aber für eine nachhaltige Erholung fehlen die fundamentalen Lichtblicke.
Swiss Re mit gutem fundamentalen Umfeld und Kursmomentum
Eine Aktie, welche ein gutes fundamentales Umfeld und Kursmomentum aufweist, ist Swiss Re. Die Bewertung ist weiterhin tief, der Buchwert steigt und die hohe Dividendenrendite ist gesichert (siehe Bericht im letzten Marketwatch). Wir würden hier dazukaufen. Nicht nachvollziehen können wir die Kurskorrektur bei Henkel. Die vor vier Jahren aufgestellten Wachstumsziele wurden erreicht und die Chancen für ein weiteres stetiges Wachstum erachten wir als sehr gross. Dies bei einer interessanten Bewertung. Wir würden daher Positionen in den Henkel Stämmen aufstocken. (IHAG/frp/mc/ps)