Kodak sichert sich Finanzierung für Neuanfang
Kodak-Konzernchef Antonio Perez .
Rochester – Der insolvente Foto-Pionier Kodak hat sich fast 800 Millionen Dollar für einen Neuanfang gesichert. Damit will Kodak im kommenden Jahr als Druck-Spezialist aus dem Insolvenzverfahren hervorgehen. Die 793 Millionen Dollar kommen von den Grossbanken UBS und JP Morgan Chase sowie zwei weiteren Finanzfirmen. Eine Voraussetzung ist allerdings der Verkauf von Kodaks Digital-Foto-Patenten für mindestens 500 Millionen Dollar, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Kodak hat schon seit Monaten Probleme, die Patente zum gewünschten Preis loszuschlagen.
Kodak hatte seit dem vergangenen Jahrhundert die klassische Fotografie entscheidend geprägt, kam aber nicht mit dem Wechsel zu digitalen Bildern klar. Nach jahrelangen geschäftlichen Problemen und hohen Verlusten ging der Foto-Pionier Anfang dieses Jahres in ein Insolvenzverfahren. Im Zuge der Sanierung wurden grosse Geschäftsbereiche abgestossen, im einstigen Kerngeschäft Fotografie ist Kodak damit kaum noch vertreten. In diesem Jahr müssen 3900 Leute gehen – damit bleibt etwa jeder vierte Beschäftigte auf der Strecke.
Kodak will Insolvenzverfahren im 1. Halbjahr 2013 verlassen
Konzernchef Antonio Perez versucht schon seit Jahren, den Branchenpionier als Spezialisten für digitalen Druck neu aufzustellen. Im ersten Halbjahr 2013 will er nun das Insolvenzverfahren verlassen. Schon vor der Pleite wurden seit 2003 rund 47 000 Arbeitsplätze gestrichen.
Gebote für Digitalbild-Patente deutlich unter 1 Mrd Dollar
Für seine Digitalbild-Patente peilte Kodak ursprünglich einen Milliardenerlös an. Jedoch wurde schnell klar, dass es nicht dazu kommen wird. Obwohl unter den Interessenten laut Medienberichten auch die vor Gericht um Patente ringenden Rivalen Apple und Google waren, sollen die Gebote niedrig geblieben sein. Die Auktion wurde zwischenzeitlich auf Eis gelegt.
Zu lange am traditionellen Geschäftsmodell festgehalten
Kodak war zwar auch massgeblich an den Anfängen der digitalen Fotografie beteiligt und hält deshalb einige grundlegende Patente. Das Unternehmen klammerte sich aber so lange an sein traditionelles Geschäftsmodell mit klassischen Filmen, bis es von neuen Rivalen überrollt wurde. Kurz vor der Insolvenz verklagte Kodak zahlreiche grosse Smartphone-Hersteller wegen Patentverletzungen, die Taktik brachte aber bisher keine Ergebnisse.
Von der zugesagten Finanzierung kommen 476 Millionen Dollar aus neuen Krediten, 317 Millionen werden aus früheren Verbindlichkeiten umgetauscht. Der Finanzierungsdeal muss noch vom Insolvenzgericht gebilligt werden. (awp/mc/pg)