«Schawinski» polarisiert weiterhin
Talkmaster Roger Schawinski. (Bild: SRF)
Zürich – Der Publikumsrat diskutierte die Talksendung «Schawinski» kontrovers. Sie lebt von ihrem Gastgeber und seinem Stil, der bei einigen ankommt, bei anderen nicht. Insgesamt wird der Talk von Roger Schawinski als temporeich und angriffig taxiert. Der Gastgeber sei gut vorbereitet und kompetent. Allerdings fehle es den Gesprächen an Tiefe, findet die Ratsmehrheit des Publikumsrats, wie dieser am Montag in einer Mitteilung schreibt.
Gemäss Sendekonzept lädt Roger Schawinski in seine Talksendung «führende Exponenten aus Politik und Wirtschaft zu einem engagierten, kontroversen und fundierten Gespräch». Seit Beginn des Talkformats vor gut einem Jahr stellt der Publikumsrat eine Erweiterung der Gästepalette fest. Es würden zunehmend Personen aus den Bereichen Kultur, Sport und Showbusiness eingeladen. Einige Ratsmitglieder begrüssen diese Entwicklung, für andere wird mit der Öffnung das Profil der Sendung verwässert. Eine Ratsmehrheit bedauert, dass praktisch keine Frauen eingeladen bzw. der Einladung Folge leisten würden.
«Schawinski» ist eine temporeiche, intensive und angriffige Sendung, was bei vielen im Rat ankommt. Für andere Ratsmitglieder rast Schawinski durch den Talk, wodurch die Gespräche oft an der Oberfläche bleiben.
Hohe Sachkompetenz
Der Einstieg in den Talk mit der Frage «Wer sind Sie?» kommt bei den Publikumsrätinnen und -räten gut an. Die Frage sei zur Marke geworden. Eine Ratsmehrheit attestiert Talkmaster Roger Schawinski hohe Sachkompetenz, eine gute Vorbereitung und einen unverwechselbaren Stil in der Gesprächsführung. Schawinski sei stets bestrebt, den Menschen hinter den Fakten zu zeigen. In diesem Sinne biete er seinen Gästen auch keine Plattform, um ihre Leistungen zu präsentieren, sondern kratze an der Fassade. Einige Ratsmitglieder wünschten sich jedoch ein verstärktes Eingehen des Moderators auf seine Gesprächspartner. Zuweilen entstehe der Eindruck des Abfragens und der Konfrontierung mit Thesen und Behauptungen.
Alte Zitate
Uneinig ist sich der Publikumsrat über Einspielungen und Fotos in der Sendung. Einige Ratsmitglieder werten sie als Gewinn und willkommene Abwechslung, für andere prägen sie den Talk zu stark. Sie stören sich ausserdem daran, dass die eingeblendeten Zitate zum Teil viele Jahre zurücklägen. Als Fremdkörper werden die Hinweise auf den «Club» bzw. «Literaturclub» am Schluss der Sendung bewertet. Sie kämen unverhofft und bereiteten dem Gespräch ein abruptes Ende. Der Internetauftritt der Talksendung sei übersichtlich und biete das Wichtigste, unter anderem die Möglichkeit, verpasste Sendungen nachzuschauen. (Publikumsrat SRG/mc/ps)