Erholung am US-Häusermarkt beschleunigt sich
Washington – Die Erholung am krisengeschüttelten Immobilienmarkt der USA nimmt deutlich Fahrt auf: Jüngste Zahlen zu den neu begonnenen Hausbauten und den entsprechenden Genehmigungen übertrafen die Markterwartungen bei Weitem. So legten die Baubeginne im September um 15,0 Prozent zum Vormonat zu, wie das US-Handelsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Es war der stärkste Anstieg seit März 2011. Die Baugenehmigungen stiegen ähnlich stark um 11,6 Prozent und damit so kräftig wie zuletzt Ende 2010.
Sowohl die Baubeginne als auch die Genehmigungen liegen damit auf dem höchsten Stand seit Juli 2008. Beide Zahlen nähern sich zusehends der Schwelle von 900.000, die sie zuletzt vor etwa vier Jahren überschritten hatten. Rekordwerte von über zwei Millionen Baubeginnen beziehungsweise Genehmigungen sind zwar noch weit entfernt. Allerdings wurden diese Werte in den Jahren 2004 bis 2006 erreicht – also kurz bevor die Blase am US-Hypothekenmarkt platzte und die schwere Finanzkrise 2008 auslöste.
«Kräftiger Aufwärtstrend»
Für Experten steht jedenfalls fest: Nur von einer Bodenbildung am Häusermarkt zu sprechen, ist mittlerweile zu wenig. «Der Wohnungsbau hat inzwischen nicht mehr nur die Talsohle durchschritten, sondern befindet sich in einem klaren und kräftigen Aufwärtstrend», urteilen die Volkswirte von der Postbank. Auch die Deutsche Bank sieht klare Anzeichen, dass sich die Erholung beschleunigt. Sie verweist auch auf wichtige Stimmungsindikatoren wie den NAHB-Wohnungsmarktindex. Nach Zahlen vom Dienstag liegt die Kennzahl auf den höchsten Stand seit sechs Jahren.
Dennoch: Von einem starken Aufschwung oder gar einer Boomphase ist der krisenerprobte Markt noch weit entfernt. «Der Wohnungsbau befindet sich nämlich trotz des kräftigen Aufwärtstrends im längerfristigen Vergleich immer noch auf einem sehr gedrückten Niveau», sagte Postbank-Experte Heinrich Bayer. So liegen die Baubeginne derzeit bei etwa 63 Prozent ihres Durchschnittswerts der vergangenen 20 Jahre. «Von Boom also keine Spur – dafür aber noch jede Menge Wachstumspotenzial.» Viele Experten rechnen damit, dass der Bausektor die gesamtwirtschaftliche Entwicklung der USA im dritten Quartal gestützt haben dürfte. (awp/mc/ps)