US-Investor Advent greift nach Douglas
Douglas-Vorstandschef Henning Kreke (Bild: Börsenblatt).
Hagen – Monatelang brodelte die Gerüchteküche. Jetzt ist klar, beim Hagener Handelskonzern Douglas brechen neue Zeiten an. Der US-Investor Advent legte am Montag ein Übernahmeangebot vor, das den Hagener Konzern mit 1,5 Milliarden Euro bewertet. Die Grossaktionäre haben bereits zugesichert, ihre Anteile zu verkaufen, teilte Advent am Montag mit. Damit kann der Investor jetzt schon auf mehr als die Hälfte des Aktienkapitals zugreifen.
Sichern will sich der Investor aber mindestens 75 Prozent, sonst platzt der Deal. Auch das Kartellamt muss noch zustimmen. Douglas-Aktien legten zum Wochenstart kräftig zu. Die Übernahme erfolgt im Einvernehmen mit der Gründerfamilie Kreke, die bereits seit Anfang des Jahres nach einem finanzstarken Partner sucht, um ihren Einfluss auszubauen. Jahrzehntelang führen die Krekes die Handelsgruppe, zu der neben den gleichnamigen Parfümerien, die Schmuckkette Christ, die Buchgruppe Thalia, die Modehäuser AppelrathCüpper und die Süsswarenkette Hussel gehören. Die freundschaftliche Verbundenheit zum grössten Aktionär Oetker sorgte für eine stabile Grundlage. Dann kaufte sich der Drogerieunternehmer Erwin Müller bei Douglas ein. Das alarmierte die Krekes. Über Optionen hätte der Ulmer Unternehmer seinen Anteil auf über 25 Prozent ausbauen können. Auf diese Weise hätte er über eine Sperrminorität verfügt, mit der er wichtige Entscheidungen hätte blockieren können.
Müller Einstieg sorgte für Unruhe
Welche Ziele er genau mit seinem Douglas-Engagement verfolgt, hatte Müller nie publik gemacht. Bekannt war nur, dass er mal eine Zusammenarbeit in der Logistik und beim Einkauf vorgeschlagen hatte, was die Krekes aber ablehnten. Douglas-Vorstandschef Henning Kreke verwies bei der Hauptversammlung im März dieses Jahres aber nochmal darauf, dass die Unternehmenskulturen beider Firmen sehr verschieden seien. Zuletzt hatten dann Gerüchte die Runde gemacht, dass sich Müller bei anderen Geschäften verspekuliert habe und deshalb gewillt sei, seinen Douglas-Anteil zu versilbern. «Nachdem es zuletzt Unruhe gegeben hat, wollten wir unseren Einfluss ausbauen und brauchten dafür einen stabilen Partner», begründete Kreke am Montag den Schulterschluss mit Advent. Der Investor bietet über seine Holding Beauty Holding Three AG 38 Euro je Douglas-Aktie in bar. Eine Erhöhung schloss er aus. «Wir haben uns verpflichtet, weder die Mindestannahmeschwelle noch den Preis zu erhöhen, um Spekulationen aus der Aktie zu nehmen», sagte Advent-Geschäftsführer Ranjan Sen in einer Telefonkonferenz. Das Interesse an Douglas sei ein langfristiges, betonte er. In der Regel bleibe Advent fünf bis sieben Jahre investiert, in manchen Fällen auch länger. «Wir bleiben so lange, die Krekes es möchten und wir es für sinnvoll erachten.» Advent ist eigenen Angaben zufolge seit mehr als 20 Jahren in Deutschland aktiv und hat bereits einige Transaktionen im Einzelhandel gestemmt, wie etwa den zeitweisen Einstieg beim Textilhändler Takko Fashion.
Mit Parfümerien und Schmuck stärker expandieren
Die Gründerfamilie bleibt auch nach der Übernahme an Bord. Nach Vollzug des Übernahmeangebots will sie sich indirekt mit 20 Prozent an der Bietergesellschaft beteiligen. Gemeinsam wollen die Partner Potenziale bei Douglas heben. Allen voran sollen die beiden Wachstumstreiber Parfümerien und Schmuck, die zusammen zwei Drittel zum Umsatz beitragen, stärker im In- und Ausland expandieren. Die Restrukturierung der Buchsparte Thalia, die zuletzt ihre Kapitalkosten nicht mehr verdienen konnte, wollen sie mit «Nachdruck» vorantreiben. Auch die derzeitige Ausrichtung der Bereiche Textil und Süsswaren soll fortgesetzt werden. Die Börse zeigte sich von der Übernahme zwar nicht überrascht, zu lange war über eine Offerte von Advent spekuliert worden. Die Aktie des im MDax geführten Konzerns legte aber dennoch um mehr als sieben Prozent zu. «Die Story, dass der US-Investor Advent Douglas übernehmen wolle, war stimmig», sagte Analyst Christian Hamann von der Hamburger Sparkasse. Es sei schon auffällig gewesen, dass sich der Aktienkurs von Douglas in den letzten Monaten auf hohem Niveau gehalten habe. «Es sind nun endlich Nägel mit Köpfen gemacht worden», begründete Händler Andreas Lipkow von MWB Fairtrade den Kursanstieg.
Douglas soll an der Börse bleiben
Ein Börsen-Delisting, wie lange spekuliert wurde, sei nicht Gegenstand der Übernahmeverhandlungen gewesen, betonte Advent-Chef Sen. Der Investor hofft, bis Jahresende die gewünschten 75 Prozent der Douglas-Anteile sowie die Kartellfreigabe zu haben. «Wenn es schneller gehen sollte, würde es uns freuen.» (awp/mc/hfu)