Häufiger Austausch von Notebooks belastet Umwelt und Klima
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Freiburg – Lohnt sich der Ersatz eines alten, noch funktionierenden Notebooks durch ein neues energieeffizienteres Modell? Wiegen die Energieeinsparungen in der Nutzung des neuen Geräts die Umweltauswirkungen seiner Herstellung auf? Nein, lautet die Antwort auf diese Fragen, denen das Öko-Institut und Fraunhofer IZM im Auftrag des Umweltbundesamtes nachgegangen sind.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Umweltaufwand bei der Herstellung eines Notebooks so hoch ist, dass er sich auch durch eine erhöhte Energieeffizienz in der Nutzung nicht in realistischen Zeiträumen ausgleichen lässt. Ist der neue Laptop beispielsweise etwa zehn Prozent energieeffizienter in der Nutzung als der alte, rechnet sich das erst nach mehreren Jahrzehnten.
„Auch wenn man eine unrealistische Energieeffizienzsteigerung von 70 Prozent zwischen zwei Notebookgenerationen annimmt, lohnt sich der Ersatz eines alten durch ein neues energieeffizienteres Modell erst nach 13 Jahren“, betont Siddharth Prakash, Projektleiter und Experte für umweltfreundliche IT- und Telekommunikationsprodukte am Öko-Institut. „Deshalb sollten Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Laptops möglichst lange nutzen und sie danach für die Zweitnutzung an Bekannte weitergeben.“
Hohe Umweltauswirkungen bei der Herstellung von Notebooks
Das Öko-Institut hat berechnet, dass die Herstellungsphase mit knapp 56 Prozent einen höheren Beitrag an den Gesamttreibhausgasemissionen eines Notebooks leistet als die Nutzungsphase. So entfallen bei einer angenommenen Lebensdauer von fünf Jahren 214 Kilogramm CO2-Äquivalente auf die Herstellung; dagegen 138 Kilogramm oder 36 Prozent auf die Nutzung.
Auswirkungen der Gewinnung seltener Rohstoffe
Die tragbaren Computer beinhalten ausserdem eine Vielzahl von seltenen Rohstoffen, deren Primärgewinnung zum Teil mit erheblichen Umwelt- und sozialen Auswirkungen verbunden ist. So wird beispielweise Kobalt heute zum grossen Teil in der Demokratischen Republik Kongo unter gefährlichen Bedingungen, ohne ausreichenden Arbeitsschutz und zum Teil von Kindern abgebaut.
„Selbst an einem modernen Technologiestandort wie Deutschland gehen diese Rohstoffe aufgrund bestehender Ineffizienzen in der Recyclinginfrastruktur – insbesondere bei der Sammlung, aber auch bei der Vorbehandlung – zu einem grossen Teil für immer verloren“, kritisiert Siddharth Prakash. „Wichtig ist deshalb aus Sicht des Öko-Instituts, einerseits den Umweltaufwand bei der Herstellung zu verringern, andererseits schon beim Produktdesign darauf zu achten, dass die Geräte recyclinggerecht und reparaturfreundlich gestaltet werden. Das muss zentrales Anliegen einer nachhaltigen Produktpolitik sein.“
Fokus der Ökodesign-Richtlinie der EU erweitern
Diese sollte für Geräte der Informations- und Telekommunikationstechnologien und Unterhaltungselektronik vor allem die Verlängerung der Produktlebensdauer und eine recyclinggerechte Konstruktion im Fokus haben. Die heutige europäische Ökodesignpolitik legt ihren Schwerpunkt bislang jedoch nur darauf, die Energieeffizienz der Geräte zu steigern, beziehungsweise den Energieverbrauch in der Nutzungsphase zu senken.
„Das macht für Notebooks nur beschränkt Sinn, da diese schon heute auf eine hohe Energieeffizienz ausgelegt sind“, so Prakash, „Denn Nutzerinnen und Nutzer legen per se Wert auf lange Akkulaufzeiten für den mobilen Einsatz. Wichtiger wäre es deshalb, Massnahmen zu ergreifen, die insgesamt die Lebensdauer der Geräte verlängern und eine effizientere Rückgewinnung von Rohstoffen ermöglichen.“
Dazu gehören unter anderem die Möglichkeit, Notebooks auf- und nachzurüsten. Auch müssten standardisierte Ersatzteile besser verfügbar sein und die Mindestgarantie sollte verlängert werden. Nicht zuletzt sollten die Geräte so konstruiert sein, dass einige Komponente, wie die Hauptplatine, Display, Akkus und weitere Leiterplatten ohne großen Aufwand demontiert werden können. Damit können sie dem Recycling zugeführt und damit die enthaltenen Ressourcen zurückgewonnen werden. (Öko-Institut/mc/pg)