Glencore und Xstrata einigen sich auf Bedingungen zur Fusion
Glencore-CEO Ivan Glasenberg.
Zug – Die Milliarden-Fusion des weltgrössten Rohstoffhändlers Glencore mit dem Bergbaukonzern Xstrata ist in greifbare Nähe gerückt. Beide Konzernführungen einigten sich auf das im September von Glencore nachgebesserte Angebot für den Deal im Umfang von rund 33 Mrd USD, wie sie am Montagmorgen kurz vor Ablauf der Erklärungsfrist mitteilten. Der Xstrata-Verwaltungsrat empfiehlt seinen Aktionären jetzt die Offerte anzunehmen. Diese haben nun das Wort. Sollten diese und die Wettbewerbshüter zustimmen, wäre die grösste Übernahme des Jahres perfekt.
Die beiden Unternehmen hatten bis zuletzt um Details gerungen. Neben der Höhe der Offerte und der künftigen Besetzung der Spitzenposition stand dabei vor allem ein üppiges Bonuspaket für Führungskräfte des Hauses im Fokus. Dieses ist einigen Investoren ein Dorn im Auge. Xstrata kam den Anteilseignern jetzt aber in diesem Punkt entgegen. Diese können der Übernahme jetzt zustimmen ohne gleichzeitig automatisch einer Extravergütung von 144 Mio GBP für die Führungskräfte des Konzerns zu abzunicken. Dadurch steigen die Chancen für eine Zustimmung.
Katar bleibt das Zünglein an der Waage
Der Xstrata-Verwaltungsrat empfiehlt den Aktionären jedoch auch, die Boni für die Führungskräfte durchzuwinken. Damit wollen sie verhindern, dass diese das Unternehmen nach einer Übernahme durch Glencore fluchtartig verlassen. Die Gefahr besteht vor allem deshalb, da der gemeinsame Konzern mittelfristig von Glencore-Chef Ivan Glasenberg und nicht wie ganz zu Beginn angedacht von Xstrata-Vorstandschef Mick Davis geführt werden soll. Davis soll zwar erst einmal im Chefsessel sitzen, diesen aber dann nach sechs Monaten räumen.
Die strategischen Vorteile einer Fusion seien nach wie vor überzeugend und die Transaktion habe das Potenzial, «Wert für die Xstrata-Aktionäre zu generieren», erklärten beide Konzerne, die ihre Hauptsitze im steuergünstigen schweizerischen Kanton Zug haben. Glencore hatte seine Übernahmeofferte im September aufgestockt, nachdem es Widerstände bei einflussreichen Xstrata-Aktionären gegeben hatte – allen voran der Staatsfonds des Emirats Katar. Dieser hält rund 12 Prozent an Xstrata und ist damit das Zünglein an der Waage.
Experten sehen hohe Wahrscheinlichkeit für Zustimmung durch Aktionäre
Da Glencore bereits 34% an dem Bergbaukonzern besitzt, kann eine vergleichsweise geringe Anzahl an Investoren eine Übernahme verhindern. Es müssen sich lediglich 16% des Xstrata-Kapitals gegen den Plan wenden, um die Übernahme zu verhindern. Experten der Investmentbank Liberum Capital sehen mit den veränderten Konditionen eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 80 Prozent, dass die Fusion bei den Aktionären durchgeht. Entscheidend werde jedoch das Verhalten von Katar sein.
Der Rohstoffhändler bietet seitdem 3,05 eigene Aktien je Anteil des Bergbaukonzerns – statt zuvor nur 2,8 Aktien. Durch die Fusion würde aus den beiden Unternehmen einer der einflussreichsten Megakonzerne mit Kontrolle über grosse Teile der weltweiten Förderung und Vermarktung von Bodenschätzen und Agrarerzeugnissen entstehen.
Neuer Konzern bedient die gesamte Wertschöpfungskette
Damit wollen sie sich für die wachsende Rohstoffnachfrage durch China und andere Schwellenländer aufstellen und daran verdienen. Gemeinsam würden Glencore und Xstrata die gesamte Kette der Wertschöpfung unter einem Dach vereinen. Nach der Fusion von Rio Tinto und Alcan im Jahr 2007, die einen Wert von 38 Mrd USD hatte, wäre es zudem die zweitgrösste Fusion in der Minenindustrie überhaupt. Die Verhandlungen hatten sich damals über mehr als fünf Jahre hingezogen.
Wegen der noch fehlenden Zustimmung von Wettbewerbshütern – unter anderem in der Europäischen Union – und den Aktionären rechnen Experten nicht damit, dass die Fusion vor Ende des Jahres abgeschlossen ist.
Xstrata-Titel legen deutlich zu
Die neue Empfehlung und Zustimmung von Xstrata kamen am Aktienmarkt aber erst einmal gut an. Das Papier legte am Nachmittag knapp 3% auf 985,70 Britische Pence zu. Glencore-Anteile notierten mit einem leichten Plus bei 343,90 Pence. (awp/mc/upd/ps)