CH-Schluss: Deutlich schwächer
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat zur Wochenmitte belastet vom Sorgenkind Eurozone deutlich schwächer geschlossen. Die Eskalation der Proteste in Spanien gegen den Sparkurs der Regierung, die Bestrebungen der spanischen Region Katalonien für mehr Eigenständigkeit und die Streiks in Griechenland rückten die Eurokrise wieder in den Vordergrund. Finanzwerte und zyklische Aktien kamen am Berichtstag besonders unter die Räder.
Die am Nachmittag erhoffte Aufhellung der trüben Stimmung trat nicht ein: Neue Daten zum amerikanischen Häusermarkt zeigten einen Rückgang der Zahl der verkauften Neubauten gegenüber dem Vormonat um 0,3%. Experten hatten hingegen mit einem Anstieg von 2,2% gerechnet. Trotz der zuletzt günstigen Signale aus dem US-Immobilienmarkt ist der Sektor damit noch weit entfernt von den alten Höchstständen.
Der Swiss Market Index (SMI) sackte am Mittwoch um 1,10% auf 6’540,41 Punkte ab. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste gar 1,62% auf 974,20 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,12% auf 6’044,42 Zähler ein.
Aufgrund der wieder aufgeflammten Sorgen standen Finanzwerte unter Druck. UBS sanken um 4,3% und Credit Suisse um 4,2%. Belastend hätten sich hier Presseberichte ausgewirkt, wonach mögliche Einschränkungen des ESM-Rettungsschirms diskutiert werden. Deutschland, Finnland und die Niederlande würden dafür plädieren, dass der erweiterte Euro-Rettungsschirm ESM die Banken bei bereits bestehenden Altlasten nicht schützen solle.
Um die CS kursierten zudem Gerüchte, wonach die Bank das Asset Management als eigenständige Einheit aufheben und ins Private Banking integrieren will. Andere Medien spekulierten über einen Umbau der Investment Bank in eine Transaktionsbank nach Vorbild der Deutschen Bank.
Deutlich negativ auch die Vorzeichen bei den Versicherern: Swiss Life sanken um 2,8%, Swiss Re um 2,4%, Bâloise um 2,1% und Zurich Insurance um 1,8%.
Nach unten ging es auch mit den Zyklikern. So verloren Holcim 2,8%, Clariant 3,0%, Swatch 2,5%, Adecco 3,0% und Richemont 2,4%. Lonza sanken nach dem Anstieg vom Vortag um deutliche 3,1%. Der Aktienkurs des Lifescience-Konzerns war am Dienstag noch von Übernahmegerüchten beflügelt worden, wobei unter anderem BASF wie auch eine saudische Chemiegesellschaft als potenzielle Kaufinteressenten genannt worden waren.
Ein Gegengewicht stellten die defensiven Schwergewichte dar. Dabei hielten sich Nestlé (unverändert) am besten. Vom Investorentag des Nahrungsmittelriesen in China trafen weitere Reaktionen von Analysten ein, die überwiegend positiv ausfielen. Die Pharmawerte Novartis (-0,4%) und Roche (-0,7%) schnitten ebenfalls besser als der Gesamtmarkt ab.
An die Indexspitze setzte sich am Berichtstag die Papiere des Immobilienkonzerns SPS, die sich um 1,5% verteuerten. Die Valoren sind seit dieser Woche im Swiss Leaders Index enthalten und bieten sicherheitssuchenden Investoren nun eine zusätzliche Alternative.
Im breiten Markt sackten Myriad nach Halbjahreszahlen um 14,3% ab. Die Mobiltelefon-Softwarefirma hat ihren Verlust im Vorjahresvergleich mit 23,3 Mio USD verfünffacht und versucht nun, mithilfe eines Wechsels an der Firmenspitze wieder Tritt zu fassen.
Dufry büssten nach einer Abstufung durch die UBS deutliche 7,9% ein. Die UBS-Analysten erwarten für die Flughafenshop-Betreiberin steigenden Margendruck und senkten das Rating auf «Neutral» von bisher «Buy». Die Aktien hätten zudem seit Anfang Jahr bereits deutlich zugelegt, hiess es in einem Kommentar.
Evolva (-2,6%) hat in der Partnerschaft mit dem französischen Konzern Roquette Frères den ersten Meilenstein erreicht. Entsprechend leistet Roquette eine Meilensteinzahlung.
Unterdessen hat das US-Erdöl-Serviceunternehmen Weatherford (Aktie -0,4%) von der SIX die Erlaubnis erhalten, den Halbjahresbericht erst bis zum 30. November vorlegen zu müssen. Die Verschiebung steht in Zusammenhang mit den frühen angekündigten Problemen im internen Verrechnungssystem zur Berechnung der Steuern. (awp/mc/upd/ps)