Aktives Risikomanagement: Das Gelbe vom Ei
Silvano Grimaldi, Grimaldi & Partners AG, Zürich.
Zürich – Seit der Finanzkrise ist die Geldanlage eine grosse Herausforderung geworden: Die Zinsen sind auf ein Tiefst gefallen, während Aktien und Rohstoffe grossen Kursschwankungen ausgesetzt sind. Da hilft laut Silvano Grimaldi von Grimaldi & Partners AG nur ein aktives Risikomanagement weiter.
In den letzten vier Jahren stand nicht mehr die Gewinnmaximierung im Mittelpunkt, sondern das Risikomanagement. Silvano Grimaldi der Zürcher Vermögensverwaltung Grimaldi & Partners AG versteht darunter die Kapitalerhaltung unter Bewahrung der Chance, Kapitalgewinne zu erzielen. Voraussetzung dafür ist eine grosse Disziplin: «Gewinne sollen konsequent realisiert werden, ebenso Verlusten, bevor sie zu gross werden», sagt Grimaldi. Dadurch werden möglicherweise höhere Gewinne verpasst, dafür Verluste in einem definierten Mass gehalten.
In negativer Phase weniger Verlust, in positivem Umfeld moderate Gewinne
Die Perfomancezahlen verdeutlichen den Wirkungsgrad dieser Strategie: In Verlustjahren wie 2008 oder 2011 fallen mit einem aktiven Risikomanagement die Verluste geringer aus. Erholen sich die Aktienmärkte, wächst das Vermögen aus einem höheren Stand an als bei einer passiven Portfoliobewirtschaftung. Das Fazit lautet somit: In negativer Phase weniger Verlust, in positivem Umfeld moderate Gewinne. Im Crash vor einem Jahr haben auch die Obligationen der Finanzbranche massiv an Wert verloren, was belegt, dass jede Anlageklasse mit spezifischen Risiken behaftet ist. Deshalb sollte ein aktives Risikomanagement alle Anlageklassen abdecken. Dann steht bei Turbulenzen die Verlustminimierung im Vordergrund und bei Schönwetterphasen die Generierung von Gewinnen. Erst dadurch werden laut Grimaldi Kundenvermögen erhalten und kontinuierlich aufgebaut. «Vielen Banken ist das in den vergangenen Jahren nicht gelungen.»
Die Märkte tendieren mit zunehmender Volatilität seitwärts
Hilfreich ist es auch, die aktive Risikomanagement-Strategie in einem grösseren Zusammenhang zu betrachten: Die lange Aufwärtsbewegung der Aktienmärkte von 1980 bis 1999 ist schon lange vorbei. Die Märkte tendieren seither mit zunehmender Volatilität seitwärts. Eine passive Anlagestrategie kostet in seinem solchen Umfeld nur Nerven und Geld. Denn Buchgewinne schmelzen plötzlich dahin und resultieren erst wieder nach Monaten, wenn überhaupt. Und ein Verlust von 50 Prozent benötigt danach eine Kursverdoppelung, um wieder das Ausgangsniveau zu erreichen. Aber oft greift nach einem solchen Verlust die Angst und die Position wird liquidiert. Mit verschiedenen Portfolioschutz-Levels kann gemäss Vermögensverwalter Grimaldi eine solche Entwicklung verhindert werden: Beginnen zum Beispiel die Buchgewinne zu schrumpfen, werden sie ab einem definierten Level realisiert. Überschreiten derweil die Verluste eine vorbestimmte Marke, werden sie ebenfalls realisiert. «Dadurch kann ein Substanzverlust weitgehend verhindert werden und das ist in der Vermögensverwaltung das Wichtigste.» (Grimaldi/mc/hfu)