Rieter H1: Weniger Umsatz und Gewinn
Erwin Stoller, Executive Chairman Rieter AG.
Winterthur – Der Textilmaschinenkonzern Rieter hat im ersten Halbjahr 2012 wie erwartet einen vergleichsweise moderaten Rückgang des Umsatzes verzeichnet. Der Auftragseingang ist allerdings eingebrochen und auch der Gewinn ging massiv zurück. Wegen der erhöhten Investitionstätigkeit und der rückläufigen Volumina ist für das zweite Semester mit einem weiteren Rückgang der Gewinnmarge zu rechnen.
Der Umsatz fiel um 9% auf 487,3 Mio CHF (Lokalwährungen -9%), während der Bestellungseingang gegenüber dem Vorjahr um 40% einbrach auf noch 404,1 Mio (LW -40%), wie der Textilmaschinenbauer am Mittwoch mitteilt. Der Rückgang betraf beide Business Groups, Spun Yarn Systems (Maschinen-, Ersatzteil- und Servicegeschäft) sowie Premium Textile Components (Komponentengeschäft). Gegenüber dem zweiten Semester 2011 sei der Bestellungseingang indes wieder gestiegen. Der Auftragsbestand per Mitte Jahr liegt bei 515 Mio und wird noch teilweise 2013 umsatzwirksam.
Der EBIT hat sich auf 32,0 Mio CHF mehr als halbiert, während sich die EBIT-Marge auf 7,2% nach 12,8% im Vorjahr verringerte. Die EBIT-Marge unter Ausklammerung strategischer Projekte lag bei 10,1%. Die Reduktion des EBIT sei einerseits auf die reduzierten Volumina, insbesondere die Marktschwäche in Indien, zurückzuführen und andererseits auf die erhöhte Investitionstätigkeit sowie auf den erhöhten Preisdruck auf in Schweizer Franken fakturiertes Geschäft. Dieser sei mit Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen an allen Standorten teilweise aufgefangen worden. Der Reingewinn schrumpfte ebenfalls massiv auf 21,9 Mio CHF. Allerdings war der hohe Vorjahreswert von 91 Mio CHF von einem Veräusserungsgewinn in der Höhe von 42,3 Mio begünstigt.
Gewinn bleibt leicht über Erwartungen
Damit hat Rieter die Erwartungen der Analysten mit dem Umsatz und Bestellungseingang in etwa erfüllt, mit den Gewinnziffern gar leicht übertroffen. Der Geschäftsgang im ersten Semester sei von stark unterschiedlichen Entwicklungen in den für Rieter relevanten Märkten geprägt gewesen. In China und der Türkei hätten die weltwirtschaftlichen Unsicherheiten die Märkte für Kurzstapelfaser-Maschinen und -Komponenten geprägt und in Indien sei die Nachfrage zusätzlich branchenspezifisch schwach geblieben.
Mit Investitionsprogramm auf Kurs
Mit dem im Frühjahr angekündigten Investitionsprogramm für 2012/13 sei man operativ und finanziell auf Kurs und die dabei angestrebten Zwischenziele seien erreicht worden. So ist etwa am chinesischen Standort in Changzhou ein erster Teil einer weiteren Produktionsstätte bereits voll operativ. Der Abschluss des gesamten Ausbaus ist per Ende 2013 zu erwarten. Nach Plan verlaufe zudem auch das Projekt zur weltweiten Standardisierung der Geschäftsprozesse.
Rieter will gemäss dem Programm in den Jahren 2012/13 rund 90 Mio CHF in den Ausbau in Asien und in Produkteinnovationen investieren sowie rund 50 Mio in die weitere Verbesserung der globalen Prozesse.
Weiterer Rückgang der Marge
Zum Ausblick auf das Gesamtjahr 2012 äussert sich Rieter wie folgt: Es zeichne sich weiterhin eine heterogene Marktentwicklung ab und die Visibilität sei eingeschränkt, unter anderem wegen ungewisser wirtschaftspolitischer Entwicklungen in grossen Ländermärkten. Abhängig ist die Entwicklung von den Währungen, der Konsumentenstimmung in Europa und in Nordamerika, vom Wachstum des Faserverbrauchs in Asien und der Rohmaterialpreise.
Aus heutiger Sicht sei für das zweite Semester mit einem weiteren Rückgang des Umsatzes gegenüber dem ersten Halbjahr zu rechnen, da ein Teil des Auftragsbestandes erst 2013 umsatzwirksam werde. Der EBIT dürfte der Entwicklung der Volumina folgen und auch wegen des geplanten Investitionsprogramms um weitere rund 3 Prozentpunkte zurückgehen.
Rieter hält indes am Mittelfrist-Ausblick fest. Demnach soll der Umsatz jährlich im Durchschnitt 5% wachsen, die EBIT-Marge soll mindestens bei 9% und in Spitzenjahren über 12% liegen. (awp/mc/upd/ps)