Spanische Regierung erwartet auch für 2013 eine Rezession
Jeder vierte Arbeitnehmende steht in Spanien ohne Job da: Warteschlange vor einem Arbeitsamt in Madrid.
Madrid – Die spanische Regierung rechnet auch für 2013 mit einem Andauern der Rezession. Spaniens Wirtschaft wird nach den Schätzungen im kommenden Jahr um 0,5 Prozent schrumpfen, wie Finanzminister Cristóbal Montoro am Freitag mitteilte. Ursprünglich war für 2013 ein geringes Wachstum von 0,2 Prozent prognostiziert worden. Erst für 2014 wird nun mit einem Wachstum gerechnet, das auf 1,2 Prozent veranschlagt wird.
Für 2012 erwartet die Regierung der viertgrössten Volkswirtschaft der EU einen Wirtschaftseinbruch von 1,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote wird den Regierungsprognosen zufolge am Jahresende bei 24,6 Prozent liegen. Für 2013 und 2014 werden Quoten von 24,3 und 23,3 Prozent erwartet. Spanien hat derzeit die höchste Arbeitslosenquote in der Europäischen Union.
Spanien habe noch nie in so kurzer Zeit zwei Rezessionen erlebt, erklärte Montoro. Spanien war Ende 2008 in eine Rezession gerutscht, die erst im Frühjahr 2010 überwunden wurde. Aufgrund der gestiegenen Staatsschulden werde Spanien im kommenden Jahr Zinsen in Höhe von neun Milliarden Euro schultern müssen, sagte Montoro. Öffentliche Dienste bereitzustellen, werde dadurch noch schwieriger.
Bald nicht nur Spaniens Banken unter Rettungsschirm?
Derweil stiegen die Risikoaufschläge für spanische Staatsanleihen, das heisst, der Zuschlag, den der spanische Staat den Anlegern für seine Bonds im Vergleich zu den deutschen Anleihen zahlen muss, am Freitag erstmals über die Marke von 600 Basispunkten. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen Anleihen kletterte über die kritische Marke von sieben Prozent. Mit diesem Zinssatz könne Spanien seinen Haushalt nicht mehr lange finanzieren, fürchten Beobachter. Es drohe dann die Gefahr, dass das Land unter den Euro-Rettungsschirm flüchten muss.
Märkte nicht beruhigt
Weder der 65 Milliarden Euro schwere Sparplan, den die Regierung in Madrid vorige Woche beschlossen hatte, noch das am Freitag von der Eurogruppe abgesegnete Hilfsprogramm für die maroden spanischen Banken von bis zu 100 Milliarden Euro konnte die Märkte beruhigen.
Nach Angaben von Experten zweifeln die Investoren unter anderem daran, dass es der spanischen Zentralregierung gelingen wird, die autonomen Regionen zu mehr Haushaltsdisziplin zu zwingen. Die ostspanische Region Valencia beantragte am Freitag als erste autonome Region Hilfe aus einem vor kurzem von der Regierung gegründeten Rettungsfonds. Die Regionen können bei gravierenden Finanzproblemen auf diesen 18 Milliarden schweren Fonds zurückgreifen. (awp/mc/upd/ps)