Zyperns Präsident will Geld von Russland und der EU
Zyperns Präsident Dimitris Christofias.
Nikosia – Zypern setzt trotz seines Antrags auf EU-Hilfen weiter auch auf Geld aus Russland. «Wir können beides kombinieren», sagte Zyperns Präsident Dimitris Christofias am Donnerstag in der Hauptstadt Nikosia. Dass Moskau damit ungebührlichen Einfluss in einem EU-Land gewinnt, fürchtet der Politiker nicht: «Russland ist nicht die Sowjetunion von gestern.»
Zypern habe die EU und Russland gleichzeitig um Finanzhilfen gebeten, teilte Christofias mit. Sein Land habe «sehr gute und freundschaftliche Beziehungen» zu Russland. «Wir erwarten einen positiven Bescheid», meinte der Politiker. Er rechne auch damit, dass Moskau mildere Auflagen für die Gewährung von Krediten stelle als Brüssel.
Troika im Land
Zypern hatte Ende Juni Gelder vom europäischen Rettungsschirm beantragt. Derzeit sind Experten der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Land, um den Finanzbedarf vor allem zur Rekapitalisierung des angeschlagenen Bankensektors zu prüfen. Nach Schätzungen wird mit mehr als zehn Milliarden Euro gerechnet.
Zypriotische Geldhäuser eng mit griechischem Bankensektor verflochten
Es ist nicht das erste Mal, dass Russland dem EU-Mitglied finanziell unter die Arme greift: Bereits vergangenen Dezember gewährte das Land Zypern einen Kredit in Höhe von 2,5 Milliarden Euro. Der kleine Inselstaat ist in Bedrängnis geraten, weil seine Geldhäuser eng mit dem griechischen Bankensektor verflochten sind.
Der neuerliche Hilferuf kommt zu einem heiklen Zeitpunkt: Zypern führt derzeit als Ratspräsidentschaft den Vorsitz im Kreis der 27 EU-Mitgliedsstaaten. (awp/mc/ps)