Studie zeigt: 30% der Forderungen gegenüber Geschäftskunden überfällig

Studie zeigt: 30% der Forderungen gegenüber Geschäftskunden überfällig

Andreas Tesch, Vorstandsmitglied und Chief Market Officer von Atradius N. V. (Bild: Atradius)

Amsterdam  – Unternehmen in Westeuropa kämpfen weiter mit verspäteten Zahlungen, Forderungsausfällen und einem erhöhten Risiko bei Lieferantenkrediten. Nach Angaben der im Rahmen des Atradius Zahlungsmoralbarometers befragten Unternehmen wurden 30% der Forderungen gegenüber Geschäftskunden zu spät beglichen. 20% davon waren mehr als zwei Monate überfällig. 3% fielen komplett aus. Am angespanntesten ist die Lage in Griechenland, wo Rechnungen durchschnittlich 90 Tage zu spät beglichen werden und im Vergleich zum westeuropäischen Durchschnitt mehr als doppelt so viele Forderungen uneinbringlich sind. Im Gegensatz zu einer Verbesserung erwarten dreimal so viele Studienteilnehmer eine Verschlechterung der Zahlungsmoral in den nächsten sechs Monaten.

Atradius liess 2.886 Unternehmen in 14 Ländern Westeuropas für die Studie befragen. Die grössten Probleme gibt es demnach in Griechenland, wo 41,1% der Forderungen gegenüber inländischen Geschäftskunden zu spät beglichen wurden, gefolgt von Italien mit 39,5% und Irland mit 38,2% (westeuropäischer Durchschnitt: 30%). Davon waren jeweils 18,7% (Griechenland), 11,7% (Italien) und 6,5% (Irland) mehr als drei Monate überfällig (westeuropäischer Durchschnitt: 6%).

Lange Zahlungsziele in Griechenland und der Türkei
Im Vergleich zum vergangenen Jahr hat sich der durchschnittliche Anteil von Verkäufen mit Zahlungsziel kaum verändert. Griechenland und die Türkei, die zum ersten Mal befragt wurden, zeigen jedoch deutlich abweichende Ergebnisse beim Geschäft mit inländischen Kunden. Griechenland (66,1%) und die Türkei (65,8%) wiesen den zweit- und dritthöchsten Anteil von Verkäufen mit Zahlungsziel im Inland und die längsten Zahlungsziele für inländische Geschäftspartner auf (85 Tage in der Türkei und 75 Tage in Griechenland). Griechenland zeigte darüber hinaus den höchsten Anteil von überfälligen Rechnungen im Inland (41%) und von inländischen Forderungen, die mehr als 90 Tage überfällig sind (18,7%). Zudem war der Anteil uneinbringlicher Forderungen im Inland mit 7,4% mehr als doppelt so hoch als der westeuropäische Durchschnitt von 3,5%.

Im Studiendurchschnitt fielen rund 3% aller Forderungen gegenüber inländischen Geschäftspartnern aus. Die befragten Unternehmen in Griechenland gaben die höchste durchschnittliche Ausfallquote bei Geschäftskunden an. Demnach waren hier 7,4% der Forderungen im Inland uneinbringlich. Italien wies mit 5,4% die zweihöchste Ausfallquote auf.

Liquiditätsengpässe Hauptgrund für verspätete Zahlungen
Wie im vergangenen Jahr gaben die Studienteilnehmer Liquiditätsengpässe als Hauptgrund für verspätete Zahlungen ihrer Geschäftskunden an. 66,8% der befragten Unternehmen nannten dies als Ursache für verspätete Zahlungen inländischer Geschäftspartner, 46,2% für ausländische Geschäftspartner. Unternehmen in Westeuropa werden voraussichtlich auch in den nächsten sechs Monaten mit Liquiditätsschwierigkeiten ihrer Geschäftskunden zu kämpfen haben. Im Gegensatz zu einer Verbesserung erwarten dreimal so viele Studienteilnehmer eine Verschlechterung der Zahlungsmoral.

Um sich vor verspäteten Zahlungen und Forderungsausfällen zu schützen, wollen rund 48,6% der Studienteilnehmer in Westeuropa verstärkt auf aktives Forderungsmanagement setzen und dabei regelmässiger die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden überprüfen, das Mahnwesen intensivieren und häufiger Sicherheiten verlangen.

Phase steigender Insolvenzzahlen und Forderungsausfälle erwartet
Andreas Tesch, Vorstandsmitglied und Chief Market Officer von Atradius N. V.: «Die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Westeuropa sind bedenklich. Die Unsicherheit über die Zukunft Griechenlands in der Eurozone und die allgemein schwachen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa deuten auf eine Phase steigender Insolvenzzahlen und Forderungsausfälle hin. Das Studienergebnis für Griechenland mit einer Ausfallquote von 7,4% gegenüber dem westeuropäischen Durchschnitt von 3,5% unterstreicht deutlich das verschlechterte Risikoumfeld in diesem Land. Das Forderungsausfallrisiko in Griechenland und ganz Europa wird kurzfristig nicht sinken. Im Gegenteil, wir erwarten einen Anstieg der Insolvenzzahlen von 5 bis 10% in Europa. Deswegen ist das Management von Ausfallrisiken ein entscheidender Erfolgsfaktor. Die meisten der im Rahmen des Atradius Zahlungsmoralbarometers befragten Unternehmen scheinen sich der Risiken bewusst zu sein und ergreifen wichtige Massnahmen, um auch in einem schwierigeren Geschäftsumfeld erfolgreich zu sein. Als Kreditversicherer ist Atradius regelmässig in viele der in der Studie genannten Massnahmen eingebunden, um die Unternehmensbilanzen zu schützen und – noch wichtiger – die Existenz unserer Kunden zu sichern. Es ist wichtig, Zahlungsausfallrisiken genau zu beobachten und zu minimieren, aber mit steigenden Insolvenzen werden auch Forderungsausfälle zunehmen. Wenn Unternehmen mit Forderungsausfällen konfrontiert sind, kann eine Versicherung gegen die dadurch entstehenden Schäden die beste Unterstützung sein.»

Der komplette Bericht über die Ergebnisse der 11. Ausgabe des Atradius Zahlungsmoralbarometers steht auf http://www.atradius.com im Bereich «Publikationen» bereit. (Atradius/ots/mc/ps)

Über Atradius
Die Atradius Gruppe bietet weltweit Kreditversicherung, Bürgschaften und Inkassodienste an und ist mit 160 Büros in 45 Ländern vertreten. Der Marktanteil am globalen Kreditversicherungsmarkt beträgt rund 31 Prozent. Atradius hat Zugang zu Bonitätsinformationen über 100 Millionen Unternehmen weltweit und trifft täglich mehr als 20.000 Kreditlimitentscheidungen. Das Produktangebot hilft Unternehmen auf der ganzen Welt, sich vor Forderungsausfällen zu schützen, wenn Kunden gelieferte Waren oder erbrachte Dienstleistungen nicht bezahlen können.

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