Promarca: Attraktivität des Standorts Schweiz leidet

Promarca: Attraktivität des Standorts Schweiz leidet

Anastasia Li-Treyer, Direktorin Promarca.

Bern – Markenprodukte sind Treiber von Wettbewerb und Innovation. Doch der Standort Schweiz leidet unter zu vielen Regulierungen und Vorschriften. Dies ist der Tenor unter den über 150 Teilnehmern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft am diesjährigen ‹Tag der Marke›, der anlässlich der Promarca-Mitgliederversammlung stattgefunden hat.

«Wir benötigen in der Schweiz gesunde Rahmenbedingungen für Markenprodukte und einen besser funktionierenden Wettbewerb auf allen Stufen – auch im Handel.» Mit dieser Aussage eröffnete Promarca-Präsident Joe Müller den öffentlichen Teil am diesjährigen ‹Tag der Marke›. Auch Prof. Dr. Dominique Turpin vom IMD in Lausanne, setzte die Notwendigkeit von mehr Wettbewerb und weniger Regulierungen ins Zentrum seines Vortrags. Dass die ausserordentlich hohe Konzentration im Schweizer Detailhandel die grösste Herausforderung für die Markenartikelindustrie darstellt, zeigte er anhand einer Studie von Stanton Chase auf. Diese beschäftigt die Industrie demnach deutlich mehr als die Euroschwäche. «Wenig Wettbewerb unter den Händlern führt zu höheren Konsumentenpreisen», bringt es Prof. Turpin auf den Punkt.

Harter Wettbewerb
Im Gegensatz zum Handel befinden sich die Markenartikelhersteller in einem äusserst harten Wettbewerb – einerseits untereinander, andererseits mit den Produkten des Handels selbst. Auch wenn sich das Ausmass der Marktregulierungen in der Schweiz gemäss dem PMR Indikator der OECD in den letzten Jahren verbessert hat, so bleibt noch viel zu tun. Vor allem im Bereich der Handelshemmnisse. Die Einschränkung von freiem Handel ist deshalb besonders fahrlässig, weil die Exporte die Hälfte des Schweizer Bruttoinlandprodukts ausmachen. Auch der Grossteil der Promarca-Mitgliedsunternehmen ist im Export tätig, welcher aktuell besonders unter der Frankenstärke leidet. Prof. Dr. Thomas Straubhaar vom WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) sagt dann auch in seinem Referat über die Rückwirkungen der Euro-Dauerkrise auf die Schweiz: «Die Schweiz hat ein Interesse an einem stabilen, nicht an einem schwachen Euro», und fügt hinzu, dass der Austritt Griechenlands aus der Eurozone ein Anfang zur grösserer Stabilität wäre. Denn der Euro würde gestärkt und nicht geschwächt, weshalb Griechenland mit seinen Austrittsdrohungen nicht anderen und auch nicht der Schweiz, sondern sich selbst schade.

Promarca Barometer
Der starke Franken, resp. der schwache Euro hat Einfluss auf die Attraktivität der Schweiz. Dass dieser unbedingt Sorge getragen werden muss, zeigt auch die Auswertung der alljährlichen Barometer-Umfrage unter den Promarca-Mitgliedsunternehmen. Im Vergleich mit den Vorjahren wird die Attraktivität des Standortes Schweiz heuer deutlich negativer eingeschätzt. Im selben Atemzug hat auch die Zufriedenheit mit den politischen Rahmenbedingungen abgenommen. Als Folge dieser Unzufriedenheit können die abnehmenden Investitionen in den Standort Schweiz, sowie die zunehmende Produktionsverlagerung ins Ausland verstanden werden. Zwar wurde im 2011 mit dem Neu- und Ausbau von acht Produktionsstätten das Bekenntnis der Unternehmen zum Standort Schweiz gestärkt, dennoch darf die vermehrt negative Einschätzung der Rahmenbedingungen nicht ignoriert werden.

Geschäftsgang der Promarca-Mitgliedsunternehmen
«Zwar haben unsere Mitglieder im 2011 auf dem Schweizer Markt einen Umsatzrückgang von 2,5% erlitten. Im Export konnten sie sich trotz des starken Schweizer Frankens behaupten und sogar um 2,1% zulegen. Dies spricht für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen», sagt Promarca-Direktorin Anastasia Li-Treyer über den Geschäftsgang der Schweizer Markenartikelhersteller. Der Umsatzrückgang auf dem Schweizer Markt kann als Folge der Preiskämpfe im Detailhandel gesehen werden. Doch die Industrie lässt den Kopf nicht hängen, denn Marken sind einzigartige Produkte, die sich auch in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage behaupten können. Oder wie es Prof. Dr. Torsten Tomcazk von der Universität St. Gallen in seinem Referat sagte: «Eigentlich ist es ganz einfach: Ohne Innovation gibt es keine starken Marken. Ohne starke Marken gibt es keine Innovation. Und ohne Innovation gibt es kein Wachstum und keinen Wohlstand.» (Promarca/ots/mc/ps)

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