Keine Aufhellung der Marktlage in der MEM-Industrie

Keine Aufhellung der Marktlage in der MEM-Industrie

Zürich – Die Unternehmen der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) konnten im 1. Quartal 2012 ein leichtes Umsatzplus von 2,1 Prozent verzeichnen, sahen sich bei den Auftragseingängen im Vergleich zum Vorjahr jedoch mit einem Rückgang um 16,8 Prozent konfrontiert. Der anhaltend hohe Margendruck sowie die eingetrübte Stimmung in den Hauptmärkten fordern von den Unternehmen eine weiterhin hohe Anpassungsfähigkeit. «Die nötige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation darf nicht durch neue Kostenbelastungen gebremst werden», heisst es dazu in einer Mitteilung des Branchenverbandes Swissmem vom Donnerstag.

Ausgehend von einer starken Auftragslage im ersten Quartal 2011, haben sich die Bestellungseingänge in den vergangenen vier Quartalen im Vorjahresvergleich rückläufig entwickelt. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres mussten die 290 Swissmem-Meldefirmen bei den Auslandaufträgen ein Minus von 19,1% verzeichnen, während die Inlandbestellungen gegenüber dem Vorjahr um 9,6% tiefer lagen. Aufgrund der  zurückhaltenden Investitionsbereitschaft in den Hauptmärkten geht die Mehrheit der Unternehmen derzeit von einer stagnierenden Entwicklung der Auftragseingänge aus.

Auslandumsätze bleiben unter Druck
Die Umsätze in der MEM-Industrie lagen im 1. Quartal 2012 insgesamt 2,1% über dem Vorjahresniveau, wobei die positiven Inlandumsätze (+10,6%) die negative Entwicklung bei den Auslandumsätzen (-0,5%) wettmachten. Die Stabilisierung der Auftragseingänge auf tieferem Niveau dürfte in den kommenden Monaten zu einer weiterhin negativen Entwicklung bei den Auslandumsätzen führen. Die tiefe Bewertung des Euro – im 1. Quartal 2011 lag dieser noch bei durchschnittlich CHF 1.29 – bewirkt nach wie vor einen hohen Margendruck. Swissmem erwartet daher von der Schweizerischen Nationalbank die Verteidigung des Euro-Kursniveaus von CHF 1.20 und die Prüfung weiterer Massnahmen, um der Überbewertung des Schweizer Frankens entgegenzuwirken.

Verringerte Impulse aus Asien
Konnten zu Beginn des Jahres 2011 noch starke Impulse aus den asiatischen Märkten verzeichnet werden, so blieben diese zu Beginn des laufenden Jahres weitgehend aus. Während die Exporte nach Japan im 1. Quartal 2012 stabil gehalten werden konnten, entwickelten sich diese in den wichtigen Märkten China (-40,0%), Indien (-18,1%) und Südkorea (-16,3%) stark negativ. Dabei ist jedoch bei China ein ausgeprägter Basiseffekt zu berücksichtigen, da die Exportentwicklung vor Jahresfrist überaus positiv ausfiel. Im Mehrjahresvergleich erreichten die Exporte nach China ein durchschnittliches Niveau, wie es in den Jahren 2007 bis 2009 erzielt werden konnte.

Positiv entwickelte sich im 1. Quartal 2012 der US-Markt, wo ein Exportzuwachs von 6,6% erzielt werden konnte. In die EU – mit einem Exportanteil von über 60% der nach wie vor weitaus wichtigste Handelspartner der Schweizer MEM-Industrie – lieferten die Unternehmen 7,1% weniger als im Vorjahr. Während in vielen europäischen Ländern ein zweistelliger Rückgang der Exporte verzeichnet werden musste, konnte im Hauptmarkt Deutschland (27,6% der MEM-Ausfuhren) eine relativ stabile Exportentwicklung (-2,5%) verzeichnet werden. Aufgrund der Austeritätspolitik vieler europäischer Staaten entwickelt sich das Investitionsklima zurückhaltend. Die Aussichten im Hauptmarkt EU bleiben somit gedämpft. Die Kapazitätsauslastung in der MEM-Industrie lag im 1. Quartal 2012 mit 89,9% auf gutem Niveau, sank zu Beginn des 2. Quartals 2012 (85,2%) jedoch unter den langjährigen Durchschnitt von
86,4%.

Unsichere Lage: Zusatzbelastungen der Industrie verhindern
Stagnierende Märkte sowie eine deutliche Überbewertung des Frankens haben in den vergangenen zwei Jahren den Anpassungsdruck auf die Unternehmen der MEM-Industrie stark erhöht. Schwindende Margen bis hin zu Verlusten zwingen die Firmen zu vermehrten Anstrengungen im Bereich Innovation. Zusätzliche Effizienzsteigerungen, Kostenreduktionen und eine erhöhte Flexibilität auf betrieblicher Ebene sind nötig, damit die Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen können. Swissmem stellt daher die folgenden Forderungen zur Unterstützung dieses Prozesses:

  •  Die Innovationstätigkeit auf Hochschulebene muss weiter gestärkt und das Budget der KTI erhöht werden. Der Innovationsagentur müssen künftig pro Jahr mindestens 150 Millionen Franken allein für Entwicklungsprojekte mit der Industrie zur Verfügung stehen. Zudem benötigt die KTI eine neue Organisationsform, die mehr Flexibilität bietet und eine langfristig angelegte, nachhaltige Innovationsförderung ermöglicht.
  •  Das vom Bundesrat vorgeschlagene erste Massnahmenpaket zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 sieht eine Erhöhung der fiskalischen Belastung verschiedener Energieträger vor (CO2-Abgabe, Kostendeckende Einspeisevergütung), was von Swissmem entschieden abgelehnt wird. Die geplanten massiven Preiserhöhungen für Strom würden die Rahmenbedingungen für die im internationalen Wettbewerb stehende Schweizer Exportindustrie um einen weiteren Schritt verschlechtern.
  •  Dem Abschluss der geplanten Freihandelsabkommen mit China und Indien ist eine hohe Priorität einzuräumen. Angesichts der wohl längerfristigen konjunkturellen Schwäche Europas kommt einem zollfreien Zugang der MEM-Firmen zu diesen Wachstumsmärkten eine grosse Bedeutung zu.
  •  Das Verhältnis zu den wichtigsten Handelspartnern – so zum Beispiel auch zu den europäischen Nachbarländern, welche für die Unternehmen der MEM-Branche trotz aktueller Schuldenkrise eine herausragende Stellung einnehmen – muss politisch sorgfältig gepflegt werden. In diesem Kontext wirkt die aktuelle AUNS-Initiative «Staatsverträge vors Volk» kontraproduktiv, da sie Arbeitsplätze gefährdet, Schweizer Verhandlungspositionen schwächt und der offenen Schweizer Wirtschaft somit schadet. Swissmem lehnt die Initiative ab.

(Swissmem/mc/ps)

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