Heute ist Home Office Day
Zürich – Was braucht es, damit Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt von Home Office profitieren können? Um diese Frage zu beantworten, haben die Initianten des diesjährigen Home Office Day in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Energie eine Studie in Auftrag gegeben. Die Studienergebnisse und Erfahrungen bei grossen und kleinen Unternehmen zeigen, dass für eine erfolgversprechende Nutzung Veränderungen auf drei Ebenen notwendig sind: Infrastrukturanpassungen zur Optimierung der Miet- und Unterhaltskosten, ein effizienter Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und ein Umdenken, was die Führungs- und Arbeitskultur betrifft.
Die Arbeitswelt hat sich verändert. In der Schweiz zählen heute 450 000 Arbeitnehmende zu den sogenannten Wissensarbeitern. Sie haben das Potential, regelmässig daheim oder unterwegs anstatt im Büro zu arbeiten – wenn das Potential genutzt wird, profitieren Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Aber nur, wenn die neuen Arbeitsformen auch konsequent gefördert und die Einführung optimal begleitet wird. Das verdeutlicht eine vom Bundesamt für Energie und den Initianten des Home Office Day in Auftrag gegebene Studie.
Home Office – aber richtig
Ernst Basler + Partner hat in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern (HSLU) die ökonomischen und ökologischen Auswirkungen von verschiedenen Arbeitsformen mittels Wirkungsmodell und Fallstudien in unterschiedlich grossen Unternehmen analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass es in verschiedenen Bereichen Veränderungen braucht, damit sich Home Office ökonomisch und ökologisch nutzbringend einsetzen lässt:
- Nur durch eine Arbeitsplatzreduktion (Desksharing) können Miet- und Unterhaltskosten reduziert werden.
- Mitarbeitende müssen im Umgang mit neuen Arbeitsformen begleitet und geschult werden, und es braucht neue Spielregeln für die effiziente Zusammenarbeit, die gemeinsam mit den Mitarbeitenden erarbeitet und festgelegt werden.
- Der Ressourceneinsatz muss überdacht werden. Dies gilt für den Einsatz von Technologie (z. B. Laptop statt Desktop-PC, komplettes Abschalten statt Stand-by-Modus) und für das Mobilitätsverhalten (ÖV statt Auto).
Räume heizen statt Flugzeuge füllen
Dass der effiziente Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologie einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann, hat auch René Estermann, Geschäftsführer Stiftung myclimate, unterstrichen. Mit Videokonferenzen oder durch ein konsequentes, umwelt- und ressourcenschonendes Infrastrukturmanagement über den gesamten Lebenszyklus hinweg (Green ICT) kann der CO2-Ausstoss spürbar reduziert werden. Zwei Beispiele:
- Mit einer Telekonferenz zwischen London und Zürich können 0,5 Tonnen CO2 eingespart werden; das entspricht den Emissionen, die durch das Heizen eines 15-m2-Raumes pro Jahr verursacht werden.
- Mit einer Telekonferenz zwischen New York und Zürich können 4,5 Tonnen CO2 eingespart werden; das entspricht den Emissionen, die eine Durchschnittsfamilie pro Jahr durch Heizen verursacht.
Green ICT und flexible Arbeitsformen als Profilierungschance
Der richtige Einsatz von Green ICT setzt ein Hand-in-Hand von Wirtschaft und Experten voraus. Swisscom berechnet deshalb zusammen mit myclimate für ihre Geschäftskunden auf der Basis von verschiedenen Green-ICT-Infrastrukturoptionen das Einsparpotential bei den Anschaffungs- und Unterhaltskosten sowie beim CO2-Ausstoss und stellt dazu Green-ICT-Zertifikate mit den effektiven Einsparungen aus, die das Unternehmen gegen innen wie aussen profilieren.
«Swisscom ist überzeugt, dass sich Unternehmen durch flexible Arbeitsmodelle und den ökologischen ICT-Einsatz im Arbeits- und Absatzmarkt profilieren können», sagte Fabian Etter, Head of Corporate Responsibility bei Swisscom. «Wir bieten unseren Wissens-Mitarbeitenden optimale Voraussetzungen, um Arbeitszeit und Arbeitsort flexibel zu wählen, und unterstützen Führungskräfte mit entsprechenden Instrumenten bei der Einführung und Förderung von Home Office.» Im Schnitt arbeitet jeder Swisscom-Mitarbeitende ein bis zwei Tage pro Monat zu Hause. «Die so gewonnene Freiheit wird geschätzt, das zeigen unsere Mitarbeiterbefragungen, und in Rekrutierungsgesprächen werden heute flexible Arbeitsmodelle von Wissensarbeitern praktisch vorausgesetzt.»
Pluspunkte auch für KMU
Lucrezia Meier-Schatz, Nationalrätin und Geschäftsführerin von Pro Familia Schweiz, sieht in flexiblen Arbeitsmodellen insbesondere auch Profilierungschancen für mittelständische Unternehmen: «Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Familienfreundlichkeit insgesamt sind im Wettkampf um gute, qualifizierte Mitarbeitende die wichtigsten Handlungsfelder der kommenden Jahre», sagte Lucrezia Meier. «Flexible Arbeitsmodelle und insbesondere Home Office sind griffige Massnahmen, mit denen sich Unternehmen auch ausserhalb der grossen Wirtschaftszentren profilieren können, das belegen unsere Erfahrungen mit dem Portal Jobundfamilie.ch, wo sich Unternehmen punkto Familienfreundlichkeit bewerten lassen können.»
Neue Führungsmodelle für die neue Arbeitswelt
Die Schweiz investiert im weltweiten Vergleich überdurchschnittlich viel in die Informations- und Kommunikationstechnologie, es gelingt der Schweiz aber noch nicht, diese Investitionen zum Nutzen von Wirtschaft und Gesellschaft bestmöglich zu nutzen. «Unternehmen arbeiten mit modernster Technologie, führen Mitarbeitende aber immer noch auf der Basis von alten Denk- und Arbeitsmustern», erklärte Petra Jenner, Country General Manager Microsoft Schweiz.
«In der mobil arbeitenden Wissensgesellschaft werden Präsenzzeiten durch Führen über Zielvereinbarungen abgelöst. Das setzt neue Führungskompetenzen und Vertrauen voraus. Technologie gibt jedem Einzelnen die Freiheit, sich und seine Arbeit selber zu organisieren; letztlich ist es aber die Führungskultur, die darüber entscheidet, ob man diese Freiheit auch produktiv nutzen kann oder nicht.»
Modernes Arbeiten heisst produktiv arbeiten
Dass die Schweiz Nachholbedarf hat, was den Einsatz flexibler Arbeitsformen betrifft, betonte auch Kurt Lanz, Leiter Infrastruktur, Energie & Umwelt bei economiesuisse in seinem Referat. «Heute verfügen fast alle Haushalte über Breitband-Internetverbindungen, in der Schweiz könnten 450 000 Beschäftigte regelmässig von zu Hause arbeiten. Trotz den zahlreichen Vorteilen wird Home Office zu wenig genutzt.» Arbeiten von zu Hause führt erwiesenermassen zu einer besseren Lebensqualität, schont die Umwelt und erhöht die Produktivität um bis zu 20%. (mc/pg)
Über den Home Office Day
Der Home Office Day ist ein Impuls für die Arbeitswelt, mit dem produktives Arbeiten, eine höhere Lebensqualität und ein Beitrag zum Schutz der Umwelt nachhaltig gefördert werden können. Er soll auf das Potential von Home Office aufmerksam machen und möglichst viele Unternehmen und Erwerbstätige motivieren, einmal pro Woche zu Hause zu arbeiten. Die Initiative wird breit getragen und unterstützt von SBB, Swisscom und Microsoft. Der Home Office Day findet jährlich statt und soll als Symbol für eine zeitgemässe Arbeitsweise einen festen Platz in den Agenden von Unternehmen, Organisationen und Mitarbeitenden einnehmen.