Pionieranlage für den Schwemmholzrückhalt

Pionieranlage für den Schwemmholzrückhalt

Luzern – An der Kleinen Emme in Ettisbühl (Gemeinde Malters) steht die erste betriebsbereite Grossanlage, die dazu dient, aus einem Hochwasser führenden Fluss Schwemmholz zu entnehmen. Die Pilotanlage ist gekoppelt mit einem Kleinwasserkraftwerk und durch die Neugestaltung des Flusses und der Umgebung entstand ein attraktives Naherholungsgebiet. «Wir sind stolz, dass wir im Kanton Luzern dieses richtungsweisende Werk bauen konnten», erklärte Regierungsrat Robert Küng bei der Präsentation der Anlage.

Beim Hochwasser vom 21./22. August 2005 riss die Kleine Emme über 10’000 Kubikmeter Holz aus bewaldeten Uferanrissen und seitlichen Rutschungen mit. Der ernorme Holztrieb auf der Kleinen Emme führte zu zahlreichen Verklausungen an Brücken und Werkleitungen und der über die Ufer tretende Fluss lagerte grosse Mengen an Schwemmholz in den Quartieren und Industriearealen ab.

Ettisbühl ein geeigneter Standort
Die Gefährdung durch Schwemmholz entlang der Kleinen Emme und der Reuss ist auf Grund der geologischen Verhältnisse und der Niederschlagsszenarien im Entlebuch sehr hoch. Die Kantone Aargau, Zürich, Zug und Luzern kamen überein, unter der Bauherrschaft des Kantons Luzern eine Holzrückhalteanlage zu realisieren. Ettisbühl erwies sich als geeigneter Standort, weil er nahe an den Waldgebieten des Entlebuchs liegt und das Schwemmholz so nach kurzer Transportstrecke entnommen werden kann. Ettisbühl liegt zudem unmittelbar vor den zu schützenden grossen Siedlungsgebieten und die hydrologisch-räumlichen Verhältnisse für eine Holzrückhalteanlage sind ideal.

Kleine Emme zeigte den Weg
Bei der Flussbiegung in Ettisbühl hatte die Kleine Emme beim Hochwasserereignis 2005 mit der Ablagerung von Schwemmmaterial das Grundprinzip einer künftigen Schwemmholzentnahme selber aufgezeigt. Die Ingenieure entwickelten diesen Vorgang weiter und unterzogen die geplante Pilotanlage an einem physikalischen Modell an der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie VAW der ETH Zürich ausgiebigen Versuchen. Dabei wurden wertvolle Erkenntnisse gewonnen, die zur optimalen Ausgestaltung der Holzrückhalteanlage führten. Bei einem Hochwasser konzentriert sich der Grossteil des anfallenden Treibguts infolge der Fliehkraft an der Kurvenaussenseite. In Ettisbühl wurde das Flussbett der Emme um 60 Meter verbreitert. Das anfallende Schwemmholz wird damit aus dem Hauptgerinne zur Holzrückhalteanlage geschwemmt.

Ab einem Hochwasser von rund 250 Kubikmetern pro Sekunde wird die Stauklappe des Ausleitbauwerks geöffnet. Ein Teil des Hochwassers mit dem mitgeführten Schwemmholz wird so in den Holzrückhalteraum abgeleitet, wo das Holz durch Rechen aufgefangen wird. Das abgeleitete Wasser fliesst nach den Rechen wieder in die Kleine Emme. Mit dieser Holzrückhalteanlage können zwei Drittel des angeschwemmten Holzes entnommen und gezielt zurückgehalten werden. Die Kapazität der Holzrückhalteanlage Ettisbühl beträgt 12’000 Kubikmeter Schwemmholz. Für den Bau der Holzrückhalteanlage bewilligte der Luzerner Kantonsrat einen Kredit von 7.25 Millionen Franken. Die Unterliegerkantone Aargau, Zürich und Zug beteiligen sich im Umfang ihrer Nutzniessung mit einem Beitrag von insgesamt 1.6 Millionen Franken.

Kombiniert mit Kleinwasserkraftwerk
Die Bauarbeiten an der Holzrückhalteanlage waren eng abgestimmt auf den Neubau des Kleinwasserkraftwerks der Steiner Energie AG in unmittelbarer Nachbarschaft. Das Kraftwerk ist bereits seit einem Jahr in Betrieb und produziert jährlich 4.5 Millionen Kilowattstunden elektrische Energie. Die Steiner Energie AG betreibt im Auftrag des Kantons Luzern gleichzeitig mit der Kraftwerks-Leittechnik auch die Wehr- und Warnanlagen der Holzrückhalteanlage.

Naturnahes Erholungsgebiet
Die Holzrückhalteanlage umfasst ein Gelände von über 4 Hektaren und ist zugleich ein naturnahes Erholungsgebiet. Die Bauplätze sind nur spärlich bepflanzt worden, da es der Natur überlassen werden soll, was sie hier zum Wachsen und zum Blühen bringen will. Das Areal ist von der Bevölkerung bereits «in Beschlag» genommen worden und wird als Naherholungsraum geschätzt. (ots/mc/pg)

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