20 Jahre Nachhaltige Entwicklung in der Schweiz

20 Jahre Nachhaltige Entwicklung in der Schweiz

Neuenburg – Die Lebensbedingungen in der Schweiz sind gut und liegen im internationalen Vergleich auf einem hohen Niveau. Es bestehen jedoch sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene weiterhin Ungleichheiten. Aufgrund des Verbrauchs von nicht erneuerbaren Ressourcen können die verfügbaren Vorräte nicht für die künftigen Generationen erhalten werden. Dies sind die wichtigsten Erkenntnisse des vom Bundesamt für Statistik (BFS), vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE), vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) sowie von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) veröffentlichten «Berichts über die Nachhaltige Entwicklung 2012».

Der «Bericht über die Nachhaltige Entwicklung 2012» wird anlässlich der Konferenz der Vereinten Nationen zur Nachhaltigen Entwicklung «Rio+20» veröffentlicht. Darin wird gezeigt, in welche Richtung sich die Nachhaltige Entwicklung in der Schweiz 20 Jahre nach dem Erdgipfel 1992 in Rio bewegt. Damals wurde der Begriff der Nachhaltigen Entwicklung vielerorts erstmals in der nationalen und internationalen Politik verankert.

Lebensbedingungen im internationalen Vergleich auf hohem Niveau
Gemäss den Prinzipien der Nachhaltigen Entwicklung stehen allen Menschen ein Leben in Würde und gute Lebensbedingungen zu. Die Zunahme der Lebenserwartung bei guter Gesundheit, die bei der Schweizer Bevölkerung seit 1992 zu verzeichnen ist (+8% bei den Frauen, +9% bei den Männern), geht in Richtung Nachhaltige Entwicklung. Die allgemeine Lebenszufriedenheit der Schweizer Bevölkerung bleibt hoch: Nahezu 75 Prozent bezeichneten sich im Jahr 2010 als sehr zufrieden, womit die Schweiz sich in der internationalen Rangliste weit vorne platziert. Das monatlich verfügbare Äquivalenzeinkommen ist seit Anfang der 2000er-Jahre stabil geblieben und belief sich 2008 durchschnittlich auf etwas mehr als 4000 Franken pro Person. Rund 15 Prozent der Bevölkerung sind der Armutsgefährdung ausgesetzt. Damit liegt die Schweiz leicht unter dem Durchschnitt der EU-27.

Ressourcen sind weiterhin ungleich verteilt
Ein hoher Lebensstandard verliert an Bedeutung, wenn die Ressourcen innerhalb eines Landes und unter den Ländern ungleich verteilt sind. 2008 verdienten die reichsten 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung durchschnittlich mehr als viermal so viel wie die ärmsten 20 Prozent. Diese Situation hat sich seit dem Jahr 2000 nicht signifikant verändert. Es ist jedoch eine Verringerung der Ungleichheiten zu beobachten, beispielsweise nehmen die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen ab (-23% zwischen 1994 und 2010). Im Bildungsbereich kommt die Chancengleichheit nicht allen Bevölkerungsgruppen zugute. So haben junge Ausländerinnen und Ausländer viermal häufiger keine nachobligatorische Ausbildung als junge Schweizerinnen und Schweizer.

Weltweite Entwicklung
Auch weltweit gesehen sind die Ressourcen ungleich verteilt. Die Schweizer Bevölkerung beispielsweise verbraucht pro Kopf nahezu dreimal mehr Ressourcen und Umweltleistungen als im weltweiten Durchschnitt pro Person verfügbar sind. Die Schweiz setzt sich indessen für eine gleichmässigere Verteilung der Ressourcen unter den Ländern ein. Seit 1992 hat sie den Anteil des Bruttoinlandeinkommens, den sie für öffentliche Entwicklungshilfe aufwendet, um rund 15 Prozent erhöht.

Keine Vorräte für die künftigen Generationen
Nach den Prinzipien der Nachhaltigen Entwicklung müssen die Vorräte an nicht erneuerbaren Ressourcen erhalten werden, damit die künftigen Generationen die Möglichkeit haben, ihre Bedürfnisse zu decken. Die beobachtete Zunahme des Materialverbrauchs geht allerdings nicht in diese Richtung: Der totale Materialaufwand ist seit 1992 um mehr als 20 Prozent angestiegen. Eine der Folgen ist die Abfallzunahme: Die Produktion der Siedlungsabfälle hat sich seit 1992 um über 30 Prozent erhöht. Der totale Materialaufwand im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt (Materialintensität) ist seit 1992 jedoch um über 5 Prozent zurückgegangen, dies insbesondere dank dem Fortschritt bei den industriellen Verfahren und einer Zunahme des Recyclings.

In Bezug auf das Humankapital bleibt das Erbe der künftigen Generationen jedoch teilweise bewahrt. Die Lesekompetenz der 15-Jährigen, die Humanressourcen für Wissenschaft und Technologie oder auch die Anzahl Patentanmeldungen haben zugenommen. Schliesslich zeigt der für Investitionen aufgewendete Anteil des Bruttoinlandprodukts, dass die Wirtschaft ihre Effizienz steigern und ihr produktives Vermögen erhalten will. (BFS/mc/pg)

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