SNB: Konzernverlust von 1,7 Mrd CHF im Quartal
SNB-Präsident Thomas Jordan.
Bern – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) muss zwar wegen des wieder stärkeren Frankens für das erste Quartal 2012 einen Verlust von 1,7 Mrd CHF ausweisen. Trotz des Kampfes für den Euro-Mindestkurs haben die Devisenanlagen aber abgenommen. Ende 2011 hatte die SNB Devisenanlagen von umgerechnet 257,5 Mrd CHF in den Büchern gehabt. Ende März waren es noch 245,5 Mrd CHF, wie die Nationalbank am Montag mitteilte.
Zu dem Rückgang trug bei, dass der Franken als «sicherer Hafen» wieder gesucht wurde und die wichtigsten Währungen gegenüber dem Franken an Wert verloren. Die Euro-Anlagen der SNB gingen aber nicht nur durch den Wechselkurs bedingt zurück: Ende 2011 verfügte die Nationalbank über knapp 120,5 Mrd EUR, was beim damaligen Umrechnungskurs 146,7 Mrd CHF entsprach. Ende März waren es noch 103 Mrd EUR respektive 124,1 Mrd CHF.
Pfund-Anlagen praktisch verdoppelt
Nach dem Stichtag vom 31. März hat sich die Frankenstärke allerdings erneut akzentuiert. Über die Ostertage wurden sogar zwei Mal Euro für weniger als 1,20 CHF gehandelt, obwohl die SNB weiterhin unbeschränkt zu Euro-Käufen zum Mindestkurs bereit ist. Zu einem weiteren solchen Geschäft kam es Anfang vergangener Woche. Ausgebaut hat die SNB dagegen im ersten Quartal ihre Anlagen in US-Dollar, und zwar auf umgerechnet 63,9 Mrd CHF. Jene in Pfund verdoppelte sie praktisch auf 20,9 Mrd CHF.
Gold bringt Gewinne
Auf den gesamten Fremdwährungspositionen verbuchte die SNB in den ersten drei Monaten 2012 einen Verlust von rund 2,6 Mrd CHF. Auf dem Goldbestand, der mengenmässig unverändert blieb, resultierte dagegen ein Bewertungsgewinn von 760 Mio CHF. Auch der Stabilisierungsfonds der SNB für die Grossbank UBS verzeichnete einen weiteren Gewinn. Zum Konzerngewinn der SNB steuerte dies 111 Mio CHF bei. Das Gesamtrisiko des Fonds ging von 8,5 Mrd auf 7,6 Mrd CHF zurück.
Rückschlüsse auf Jahresergebnis nur bedingt möglich
Unter dem Strich weist die SNB für das erste Quartal 2012 einen Verlust von 1,7 Mrd CHF aus. Im Vorjahresquartal hatte dank eines Erfolgs von 1,6 Mrd CHF auf den Fremdwährungspositionen ein Konzerngewinn von 1,9 Mrd CHF resultiert. Die SNB betont stets, ihr Ergebnis sei überwiegend von der Entwicklung der Gold-, Devisen- und Kapitalmärkte abhängig. Starke Schwankungen seien deshalb die Regel und Rückschlüsse auf das Jahresergebnis nur bedingt möglich. So resultierte 2011 ein Gewinn von 13,5 Mrd CHF, nachdem im Jahr davor ein Rekordverlust von 19,2 Mrd CHF angefallen war.
Bilanzsumme etwas kleiner
Nach massivem Wachstum hat die Bilanzsumme im Startquartal 2012 leicht von 350,3 auf 344,3 Mrd CHF abgenommen. Den geringeren Devisenanlagen stehen höhere Forderungen aus Repogeschäften in Franken gegenüber. Diese nahmen um 6,6 Mrd auf rund 25,1 Mrd CHF zu. Dabei kauft die SNB vorübergehend Wertpapiere von Finanzmarktteilnehmern und erhöht so die Franken-Menge. Laut CS-Ökonom Maxime Botteron ist schwierig zu sagen, ob und in welchem Umfang die SNB gegen die Frankenstärke interveniert habe. So seien in den Devisenanlagen kurzfristige und langfristige Geschäfte enthalten.
Euro verharrt sehr nahe am Mindestkurs
Im Devisenhandel notierte der Euro am Montagmorgen wenig verändert bei 1,2014 CHF und damit weiterhin sehr nahe am Mindestkurs. Die Händler sorgten sich weiterhin um die Krise in der Euro-Zone. Die Blicke richten sich derzeit auf die steigenden Schuldzinsen Spaniens sowie die Wahlen in Frankreich und Griechenland. (awp/mc/upd/ps)