Yahoo verklagt Facebook wegen «Ideenklaus»
New York – Das Internet-Urgestein Yahoo zieht gegen Facebook vor Gericht. Der Vorwurf lautet auf Ideenklau. «Viele der Technologien, auf denen Facebook fusst, wurden zuerst von Yahoo entwickelt», schrieben die Yahoo-Anwälte in der am Montag in Kalifornien eingereichten Klageschrift. Über Jahre sei Facebook aber «schwarz gefahren». Jetzt verlangt Yahoo einen nicht näher bezifferten Schadenersatz.
Yahoo hatte vor zwei Wochen öffentlich gedroht, gegen Facebook vorzugehen. Die Klage kommt für das soziale Netzwerk zur Unzeit. Facebook ist mitten in den Vorbereitungen für seinen milliardenschweren Börsengang, der im Sommer erwartet wird. Eine Klage von derartiger Tragweite könnte die Investoren verunsichern. Das weiss auch Yahoo und hat damit einen Vorteil in möglichen Verhandlungen über einen Vergleich.
Facebook soll zehn Patente verletzt haben
Yahoo beansprucht für sich, eine ganze Reihe grundlegender Funktionen sozialer Netzwerke erfunden zu haben wie das Verschicken von Nachrichten, die Anzeige von Neuigkeiten oder die Kommentierung. Yahoo listete konkret zehn Patente auf, die Facebook verletzt haben soll. Demnach hätte Facebook auch bei den überlebenswichtigen Werbeanzeigen abgekupfert. «Wir werden uns mit allen Mitteln gegen diese rätselhaften Aktionen zur Wehr setzen», erklärte eine Facebook-Sprecherin auf Nachfrage. Auch das soziale Netzwerk habe erst jetzt von der Klage erfahren.
Kampf um Werbung im Internet
Die beiden Internetkonzerne sind Konkurrenten im Geschäft mit Werbung im Internet. Facebook ist in den vergangenen Jahren aber viel schneller gewachsen und hatte zuletzt 845 Millionen Nutzer. Dagegen sank Yahoos Stern und damit auch die Einnahmen. Nach eigenen Angaben gab es zuletzt 700 Millionen Nutzer. Dabei ist Yahoo, dessen Wurzeln ins Jahr 1994 zurückreichen, zehn Jahre älter als Facebook und war eines der bedeutendsten Unternehmen in der Pionierzeit des Internet.
Scott Thompson will Yahoo zu alter Stärke zurückführen
Der erst zu Jahresbeginn angetretene Konzernchef Scott Thompson soll den alten Glanz wieder herstellen und scheint dabei einen radikalen Kurs zu fahren. Die Androhung der Patentklage war eine der ersten Aktionen, die in seine Amtszeit fielen. Thompson hatte bereits intern aufgeräumt und zahlreiche Topmanager ausgewechselt.
Nicht nicht die erste Patentklage
Yahoo hatte allerdings auch schon kurz vor dem Google-Börsengang 2004 die Patentkeule herausgeholt – indem Yahoo Overture kaufte, einen Spezialisten für Suchmaschinenwerbung, der eine Klage gegen Google am Laufen hatte. Am Ende bekam Yahoo 2,7 Millionen Google-Aktien. Wenige Wochen später war das Paket mit dem Börsengang rund 230 Millionen Dollar wert. Zum heutigen Aktienkurs wären es sogar 1,6 Milliarden Dollar.
Facebooks Börsengang wird nach derzeitigen Planungen noch deutlich grösser als der von Google. Nach bisherigen Plänen will das Unternehmen mit der Aktienplatzierung rund fünf Milliarden Dollar einnehmen. Konkrete Details sind noch offen. Schon seit Monaten wird aber über einen angepeilten Börsenwert von bis zu 100 Milliarden Dollar spekuliert. (awp/mc/pg)