Frische Milliarden für Spanien und Frankreich
Madrid – Einen Tag nach der grossen EZB-Geldspritze haben Frankreich und Spanien erfolgreich den Kapitalmarkt angezapft. Mit Anleihe-Auktionen sammelten die zweit- und viertgrösste Volkswirtschaft im Euroraum frisches Geld in Milliardenhöhe ein, wie aus den Zahlen der nationalen Schuldenagenturen hervorgeht. Auch für Italien hellt sich die Lage am Anleihenmarkt auf.
Spaniens Versteigerung von drei Anleihen spülte insgesamt 4,5 Milliarden Euro in die Staatskasse. Das Platzierungsziel wurde damit problemlos erreicht. Um sich für zwei bis vier Jahre Geld zu leihen, musste das Land Investoren je nach Laufzeit Zinsen zwischen 2,07 und 3,37 Prozent bieten. Die Finanzierungskosten sind damit abermals gesunken. Die Nachfrage hätte ausgereicht, um mehr als das doppelte Volumen am Markt unterzubringen.
Robuste Nachfrage
Wenig später nahm Frankreich mit vier langlaufenden Staatsanleihen insgesamt knapp acht Milliarden Euro auf. Die Refinanzierungskosten gingen teils deutlich zurück, während die Nachfrage robust blieb. Damit folgt die Entwicklung derjenigen auf dem Sekundärmarkt, wo bestehende Staatstitel gehandelt werden. Auch dort hat sich die Lage in den vergangenen Monaten stark entspannt, nachdem sie im Herbst 2011 zu eskalieren drohte.
Mit einer zehnjährigen Anleihe erlöste Frankreich 3,915 Milliarden Euro. In dieser als richtungsweisend geltenden Laufzeit sank die Rendite von 3,13 Prozent bei einer Auktion Anfang Februar auf 2,91 Prozent. Die Nachfrage war mit einer Überzeichnung von 2,19 mehr als doppelt so gross wie das Angebot. In den drei übrigen Laufzeiten – 2017, 2019 und 2026 – waren die zu zahlenden Renditen ebenfalls spürbar rückläufig. Ebenso blieb die Investoren-Nachfrage robust.
Spar- und Reformbewegungen zahlen sich aus
Dass sich die Lage an den europäischen Anleihemärkten zuletzt gebessert hat, schreiben Experten nicht nur Spar- und Reformbemühungen in vielen Ländern zu. Ein zumindest ebenso wichtiger Faktor ist die starke Liquiditätsversorgung der Banken durch die Europäische Zentralbank (EZB). Die Notenbank flutete den Sektor gestern bereits zum zweiten Mal mit zinsgünstigen Krediten für den ungewöhnlichen langen Zeitraum von drei Jahren. Insgesamt 800 Banken machten von dem lukrativen Angebot Gebrauch und sammelten fast 530 Milliarden Euro ein. Beim ersten langfristigen Refinanzierungsgeschäft im Dezember waren bereits 490 Milliarden Euro geflossen.
Banken können das frische Geld bei der EZB zum aktuellen Niedrigzins von 1,0 Prozent aufnehmen und in deutlich höher verzinste Papiere am Geld- und Anleihemarkt investieren. «Der Liquiditätsanstieg sollte in den kommenden Wochen weitere Unterstützung liefern – vor allem im kurzen Laufzeitbereich», schreiben die Anleihe-Experten der Grossbank UniCredit in einem Ausblick. Die Risikoaufschläge für die Anleihen der beiden grossen Euroländer sind bereits seit Jahresbeginn drastisch gesunken und seit gestern nochmals deutlich heruntergekommen.
Italien: Lage am Anleihemarkt hellt sich immer deutlicher auf
Die Lage am Markt für italienische Staatsanleihen bessert sich ebenfalls immer mehr. Am Donnerstag gaben die Renditen – ein Mass für das Misstrauen der Investoren – abermals spürbar nach. Im richtungsweisenden Zehnjahresbereich sank die Rendite erstmals seit einem halben Jahr wieder unter die Marke von fünf Prozent. Im Tief rentierten italienische Staatstitel mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren mit gut 4,95 Prozent. Das ist der tiefste Stand seit August 2011.
Rendite erstmals seit Oktober 2010 wieder unter 2 Prozent
Im zweijährigen Laufzeitbereich liegt die Rendite italienischer Titel mittlerweile unter dem entsprechenden Niveau in Spanien, nachdem es lange Zeit umgekehrt war. Am Donnerstag fiel die Rendite zweijähriger italienischer Staatspapiere auf bis zu 1,78 Prozent. Damit liegt sie erstmals seit Oktober 2010 wieder unter der Marke von zwei Prozent. Im Herbst vergangenen Jahres, als die Lage an den Anleihemärkten zu eskalieren drohte, war sie deutlich über sieben Prozent geklettert. (awp/mc/pg)