Sarasin 2011 mit 10 Prozent weniger Gewinn
Sarasin-CEO Joachim Strähle.
Basel – Die Bank Sarasin hat 2011 unter dem Bieterkampf um die Mehrheit bei der Basler Privatbank gelitten und weist nur noch einen geringes Geldzufluss aus. Im zweiten Semester flossen netto sogar Gelder ab. Auch die Gewinnzahlen von Sarasin entwickelten sich rückläufig. Die Aktionäre müssen auf eine Dividende verzichten, ihnen wird aber eine Sonderausschüttung nach Vollzug der Safra-Übernahme in Aussicht gestellt.
Dem Institut flossen im Gesamtjahr 2011 insgesamt noch Nettoneugelder im Umfang von 1,5 Mrd CHF zu. Nach einem Zufluss von 3,9 Mio CHF im ersten Semester, kam es im zweiten Halbjahr zu einem Abfluss von 2,4 Mrd CHF. Im Jahr 2010 hatte der Neugeldzufluss noch 13,4 Mrd CHF betragen. Neben den Wirren um die Aktionariatsstruktur im Herbst 2011 nennt die Bank als Gründe auch die konsequente Umsetzung der Weissgeldstrategie, die geplante Volksinitiative für eine nationale Erbschaftssteuer sowie Geldabzüge diverser institutioneller Grossanleger. Die von der Bank Sarasin verwalteten Vermögen wurden zudem durch eine negative Performance geschmälert. Sie betrugen per Ende 2011 noch 96,4 Mrd CHF nach 101,6 Mrd CHF per Jahresmitte. Die Bruttomarge auf Kundenvermögen wird auf Gruppenebene mit 68 Basispunkten nach 70 Basispunkten im Vorjahr ausgewiesen.
Diverse Einmaleffekte
Der Konzerngewinn ging, bereinigt um diverse «einmalige Kosteneffekte», um gut 10% auf 111,7 Mio CHF zurück. Nach Abzug der Minderheiten resultierte ein Gewinn von 99,3 Mio CHF (-7,9%). Zu den «einmaligen Kosteneffekten» gehörten Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Verkauf der Mehrheitsbeteiligung der Rabobank (10 Mio CHF), eine Restrukturierung im Private Banking (2,5 Mio) sowie die vollständige Abschreibung der immateriellen Vermögenswerte für die Beteiligung an der Bank Zweiplus (11,5 Mio). Einschliesslich dieser Effekte schrumpfte der Konzerngewinn gar um 26% auf 92,5 Mio CHF.
Verschlechterte Cost-Income-Ratio
Der von der Privatbank erwirtschaftete Betriebsertrag ging in der Berichtsperiode leicht um 0,6% auf 686,2 Mio CHF zurück, wobei vor allem der Kommissions- und Dienstleistungserfolg unter dem Vorjahr ausfiel. Im Gegenzug erhöhte sich der um bereinigte Geschäftsaufwand um 2,1% auf 515,8 Mio CHF. Damit ging der Bruttogewinn um 8,1% auf 170,4 Mio zurück. Die Cost/Income-Ratio verschlechterte sich auf 80,0% nach 77,6%.
Markterwartungen klar unterschritten
Mit dem Zahlenset hat die Bank die Erwartungen des Marktes klar verfehlt. Von AWP befragte Analysten rechneten im Durchschnitt mit einem Betriebsertrag von 719,5 Mio CHF und einem Reingewinn nach Minderheiten von 122,6 Mio CHF. Der Neugeldzufluss wurde auf 6,2 Mrd CHF und die Kundengelder auf 103,6 Mrd CHF geschätzt.
Ausschüttung erst nach Übernahme
Die Aktionäre sollen auf eine Dividende verzichten, nachdem sie im vergangenen Jahr noch eine Ausschüttung von 0,90 CHF je Aktie erhalten hatten. Allerdings will der Verwaltungsrat den Aktionären an einer ausserordentlichen Generalversammlung eine ausserordentliche Ausschüttung vorschlagen. Diese soll nach dem Vollzug des Verkaufs an Safra und der damit ausgelösten Pflichtofferte ausgerichtet werden. Im laufenden Jahr will Sarasin auf den Wachstumspfad zurückkehren. Die Bank plant entsprechend, das Kundenberaterteam um 75 zusätzliche Kundenberater zu verstärken. Allerdings rechnet die Bank auch 2012 noch mit «gewissen Abflüssen» im Rahmen der Umsetzung Weissgeldstrategie. Gleichzeitig gibt sie sich überzeugt, dass die ihre Position mit der Übernahme der Mehrheitsbeteiligung durch die Safra-Gruppe ihre Position verstärken wird.
Mittelfristziele unverändert
Die Mittelfristziele belässt die Bank unverändert. Damit strebt sie weiterhin an, bis 2015 Kundenvermögen in Höhe von 150 Mrd CHF zu verwalten. Gleichzeitig will sie das operative Ergebnis durch eine Verbesserung der Bruttomarge deutlich steigern. Die Cost-Income-Ratio soll mit weiteren Effizienzsteigerungen verbessert werden. (awp/mc/upd/ps)