Alpiq-Gruppe schreibt Verlust von 1,3 Mrd Franken
Hans Schweickardt, VRP und Interims-CEO Alpiq.
Neuenburg – Das Jahr 2011 wird Alpiq nicht in guter Erinnerung behalten. Es war geprägt von einem schwierigen Branchenumfeld und einer unvorteilhaften Währungssituation, was nicht zuletzt dazu beitrug, ein umfassendes Restrukturierungsprogramm zu initiieren. Unter anderem stellte das Unternehmen 2011 einen Stellenabbau in Aussicht. In der Erfolgsrechnung haben vor allem Wertberichtigungen, Sonderabschreibungen und Rückstellungen von rund 1,7 Mrd CHF ihre Spuren hinterlassen.
Das schwierige Jahr hat Alpiq mit einem fast unveränderten Umsatz von 13,98 Mrd CHF abgeschlossen. Der EBIT sank vor Wertberichtigungen um 43% auf 552 Mio, danach resultierte ein Verlust von 1,19 Mrd. Unter dem Strich blieb ein Gewinn (vor Wertberichtigungen) von 252 Mio übrig, was einer Minderung von 60% entspricht. Nach Wertberichtigungen war es ein Verlust von 1,35 Mrd. Der Energieabsatz ist im vergangenen Jahr hingegen um 32% auf 191’886 Twh gestiegen.
Dividene gekürzt
Die Aktionäre müssen wegen der tieferen Profitabilität mit einer gekürzten Dividende von 2,00 (VJ 8,70) CHF je Aktie Vorlieb nehmen. CFO Kurt Baumgartner wollte auf Anfrage der AWP keine Angaben über die Dividende für 2012 machen, falls das Ergebnis – wie im Ausblick angegeben – weiter sinken wird.
Ob weitere Wertberichtigungen anfallen werden, hängt gemäss Baumgartner von der weiteren Marktentwicklung ab. Der Finanzchef meint, dass neue Anpassungen nicht auszuschliessen sind, aber aktuell keine vorgenommen werden müssen: «Dazu besteht aus heutiger Sicht kein Bedarf», resümiert er.
Überkapazitäten und hohe Rohstoffkosten
Neben der genannten Wertberichtigung, waren äussere Markteinflüsse Ursache für die durchzogene Jahresbilanz. Vor allem im zweiten Halbjahr 2011 hat sich die negative Entwicklung im Energiesektor akzentuiert. Eine Überkapazität am europäischen Energiemarkt und hohe Brennstoffkosten haben unter anderem die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigt. Zudem hat der schnelle Kursanstieg des Schweizer Frankens die Jahreszahlen negativ beeinflusst. Der hohe Frankenkurs rang Alpiq 70 bis 90 Mio CHF ab.
Investitionsvolumen von 500 Mio Franken jährlich
Dieses Marktumfeld, aber auch die finanzielle Lage des Konzerns mit einer Nettoverschuldung per Ende 2011 von 4,7 Mrd CHF, zwingen Alpiq die Investitionskosten zu kürzen. Gegenüber AWP spricht Baumgartner noch von einem jährlichen Investitionsvolumen von 500 Mio in den nächsten Jahren. Bis anhin lag dieser Wert zwischen 800 bis 1000 Mio. Die Reduktion der Investitionsausgaben steht gemäss Baumgartner aber nicht im Widerspruch mit der geplanten Stärkung erneuerbarer Energien. Alpiq wolle in diesem Bereich aber «konzentriert» vorgehen.
Devestitionsprogramm
Um die Schuldenlast zu mindern, beschloss der Versorger bereits im vergangen Jahr ein Devestitionsprogramm von 1,5 bis 2,0 Mrd CHF durchzuführen. Darunter fällt auch die Veräusserung der Edipower-Beteiligung, für die bereits Verträge unterschrieben wurden. Sie soll im ersten Semester abgeschlossen werden. Weitere Devestitionen, wie der Verkauf der deutschen Alpiq Anlagentechnik Gruppe, befinden sich nach Unternehmensaussagen in Vorbereitung. Die wegfallenden Beteiligungen werden den zukünftigen Umsatz reduzieren.
Weiterer Stellenabbau abhängig von Marktentwicklung
Weitere Massnahmen im Personalbereich hierzulande verneint Baumgartner, fügt aber an, dass bei einer Verschlechterung der Marktbedingungen «nochmals über die Bücher» gegangen werden muss. Vor allem, wenn sich die Lage in den industrieintensiven Regionen Norditaliens und dem grenznahen Frankreich weiter eintrübt.
Für 2012 rechnet der Versorger mit keiner kurzfristigen Verbesserung. Das Unternehmen geht von einem weiteren Rückgang der Ergebnisse aus. Im Zentrum stehe die konsequente Umsetzung des laufenden Restrukturierungsprogramms und der Abbau der Verschuldung. Baumgartner sagt gegenüber AWP, weil ein profitabler Auftrag im laufenden Jahr mit einem Volumen von 150 Mio CHF wegfalle, werde sich das Ergebnis ungefähr um diesen Betrag verringern. (awp/mc/pg)