Vontobel: Konzerngewinn 2011 nimmt um 23% ab

Vontobel-CEO Zeno Staub.

Zürich – Die Bank Vontobel hat 2011 in einem schwierigen Marktumfeld weniger Gewinn erwirtschaftet als im Vorjahr. Das Institut verzeichnete indes einen rekordhohen Zufluss neuer Kundengelder, insbesondere im Asset Management. Den Aktionären will es eine tiefere Dividende von 1,10 (VJ 1,40) CHF zahlen, davon 0,73 CHF in Form einer verrechnungssteuerfreien Rückzahlung von Agio und 0,37 CHF als ordentliche Dividende.

«Das Geschäftsjahr 2011 der Vontobel Gruppe war gekennzeichnet durch einen rekordhohen Nettoneugeldzufluss, substanziellen Erfolgen in den Wachstumsmärkten, einer unvermindert starken Eigenmittelbasis, aber auch durch einen Rückgang des Konzerngewinns», fasste CEO Zeno Staub das Ergebnis anlässlich einer Telefonkonferenz am Donnerstagmorgen zusammen. Die Profitabilität und die betriebliche Effizienz seien hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben.

Kosten weniger stark gesunken als Erträge

Im Private Banking schlug sich die zurückhaltendenden Kundenaktivitäten auf die Profitabilität nieder. Auch das Investment Banking konnte – angesichts der in Europa gestiegenen Risikoaufschläge und der daraus resultierenden Wertschwankungen – nicht an die Ertragskraft der Vorjahre anzuknüpfen. Im Investment Banking sei es aber gelungen, die die Marktziele weitgehend zu erreichen und die starke Position im Heimmarkt zu halten, teilte die Bank mit. Der Betriebsertrag verringerte sich im Jahresvergleich in Folge dessen um 8% auf 765,7 Mio CHF. Dieser Rückgang konnte nicht vollständig durch Kostensenkungen aufgefangen werden; der Geschäftsaufwand inklusive Abschreibungen und Wertberichtigungen nahm lediglich um 6% auf 618,8 Mio ab. Die Cost-Income-Ratio verschlechterte sich damit auf 80,0% nach 78,3% im Vorjahr. Sie liege damit über dem mittelfristigen Zielband, sagte Staub.

«Nicht im Fokus der US-Steuerbehörde»
Deutlich angezogen hat der Neugeldzufluss. Dieser summierte sich 2011 auf rekordhohe 8,2 (VJ 5,5) Mrd CHF. Annualisiert entspricht dies einer Wachstumsrate von 10,4%. Ein Grossteil davon stammt aus den definierten Fokusmärkten USA und Emerging Markets – und dort insbesondere aus dem Mittleren und Fernen Osten sowie aus Osteuropa. In Bezug auf die USA erklärte Staub, dass die Bank nicht zu den 11 Schweizer Instituten gehöre, die in den Radar der amerikanischen Steuerbehörde geraten seien.

Eigenmittelausstattung weiterhin robust
Die eindrucksvollste Entwicklung zeigte der Netto-Neugeldzufluss im institutionellen Asset Management. Diesem Geschäftsfeld flossen in der Berichtsperiode netto 6,3 Mrd CHF zu, davon allein 2,9 Mrd aus den Wachstumsmärkten Mittlerer Osten und Asien. Im Asset Management hätten zudem Schlüsselprodukte eine hervorragende Performance erzielt, führte der CEO weiter aus. Die Kundenvermögen AuM inklusive Treuhandvermögen und ausstehende strukturierte Produkte beliefen sich Ende 2011 auf 131,6 Mrd CHF nach 129,2 Mrd per Jahresmitte. Weiterhin robust präsentiere sich die Eigenmittelausstattung mit 1,5 Mrd CHF und einer Tier-1 Ratio von 23,3 nach 21,8% per Ende 2010. Die Eigenkapitalrendite belief sich auf 7,5 (9,8)%.

Fortsetzung des operativen Wachstums im Q1

Bedeckt hielt sich Staub mit Blick auf das laufende Jahr. Eine konkrete Prognose gab der CEO nicht ab. Er sagte lediglich, dass Vontobel im bisherigen Verlauf des ersten Quartals eine Fortsetzung des operativen Wachstums verzeichne. Der Transformationsprozess in der Schweizer Finanzindustrie werde sich in den kommenden Monaten deutlich beschleunigen, sagte Staub weiter. Er rechne mit weiterhin hohen Marktschwankungen und einer anhaltenden Verunsicherung der Investoren.

Markterwartungen nicht erfüllt

Vontobel werde diese Herausforderungen aktiv angehen. Dabei steht die Adaption des Vermögensverwaltungsgeschäftes an die neuen Realitäten im Vordergrund. Ein besonderes Augenmerk gelte dabei nicht nur dem Marktauftritt, sondern auch der Kostenseite, führt der CEO aus. Mit den ausgewiesenen Zahlen liegt Vontobel unter den Erwartungen des Marktes. Von AWP befragte Experten rechneten im Vorfeld der Zahlenpublikation im Durchschnitt mit einem Betriebsertrag von 794,1 Mio CHF und einem Reingewinn nach Minderheiten von 134,7 Mio. (awp/mc/upd/ps)

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