Schweizer Handelsbilanz noch exportlastiger

Schweizer Handelsbilanz noch exportlastiger
Grenzübergang Chiasso.

Basel – Der Einkaufstourismus wegen des starken Frankens hält den Schweizer Zoll auf Trab: 2011 wurden mit knapp 40 Mio CHF im Reiseverkehr 39% mehr Zölle eingenommen als 2010. Unter dem Strich fällt das kaum ins Gewicht: Die Handelsbilanz wurde noch exportlastiger.

Exporte von 197,6 Mrd CHF bedeuten gegenüber 2010 ein Plus von 2,1% – und einen neuen Rekordüberschuss in der Handelsbilanz von 23,9 Mrd (+22,6%). Die Importe blieben nämlich mit 173,7 Mrd CHF (-0,2%) fast stabil, wie Medienunterlagen des Schweizer Zolls und der Grenzwache zu entnehmen war.

Rund 11,8 Mrd Franken für die Mehrwertsteuer
Die Eidgenössische Zollverwaltung schöpfte 2011 insgesamt 23,5 Mrd CHF (+2,0%) ab. Knapp die Hälfte entfiel mit 11,8 Mrd (+7,1%) auf die Mehrwertsteuer, weitere 5 Mrd (-2,2%) auf Mineralöl-, 2,2 Mrd (-6,3%) auf Tabaksteuern, 1,6 Mrd auf Schwerverkehrsabgaben (+4,4%). Einfuhrzölle summierten sich zu 1,05 Mrd (-3,1%).

Viel Aufwand im Reisendenverkehr
Diese Gesamtbilanz relativiert die 39,8 Mio CHF Einnahmen aus dem Einkaufstourismus, den Verzollungen beim eigenhändigen Import im Reiseverkehr. Einkaufsfreudige Reisende liessen indes die Zahl der Zollanmeldungen um 28% auf 515’589 Zettel anschwellen. Nicht alle Reisenden deklarieren korrekt: Schmuggler wurden 19’758 (+36%) erwischt.

Schmuggel-Problem
Mehr ins Gewicht als Zollbeschiss beim Einkaufstourismus fallen gewerbsmässige Schmuggeleien. 5800 (+7,4%) solcher Fälle über 200 Kilo Waren wurden abgeschlossen. Diese Schmuggler hätten damit 13 Mio CHF Abgaben hinterzogen, wären sie nicht geschnappt worden. Lebensmittelschmuggel wird dabei auf 970 Tonnen (+17,4%) beziffert.

Neben den Abgaben geht es bei der Schmuggel-Bekämpfung auch um den Gesundheitsschutz, werden doch zum Beispiel Lebensmittel oft auf ungeeignete Weise über die grüne Grenze transportiert, etwa Fleisch ungekühlt im Kofferraum. Der Zöllner und Grenzwächter fördern auch immer wieder Drogen, Waffen und gefälschte Markenprodukte zutage.

Mehr Flüchtlinge und Flüchtige
Beim Drogenschmuggel gab es unterschiedliche Tendenzen: Haschisch und Marihuana wurden mit 410 Kilo ein Mehrfaches der Vorjahresmenge sichergestellt, GBL («KO-Tropfen») mit 208 Liter ebenfalls. Weniger gefunden wurden Heroin (20 kg), Kokain (132 kg) und Psychodrogen (6716 kg) wie LSD – Streckmittel (243 kg) aber fast das Zehnfache.

Die Flüchtlingswelle schwappte auch höher an der Grenze, vor allem im Tessin: Die Grenzwache registrierte mit 3000 Asylsuchenden über das Doppelte (+135%) der Vorjahreszahl. Diese Leute wurden den Empfangszentren zugewiesen, während 2363 (-19%) andere Personen sofort wieder ausländischen Behörden übergeben wurden.

Deutlich mehr Schlepper-Verdachtsfälle
Rechtswidrigen Aufenthalt stellten Grenzwächter ferner in 5614 Fällen fest, was ein Plus von 29% bedeutet. Die Zahl der Schlepper-Verdachtsfälle stieg um 15% auf 114. Und im Schengener Informationssystem ausgeschriebene Personen wurden im letzten Jahr 3094 (+19%) angehalten.

Grenzwächter haben im Übrigen 2011 erstmals an Einsätzen der EU-Grenzschutzagentur «Frontex» teilgenommen. Bei 24 Entsendungen wurden 803 Einsatztage in zehn europäischen Ländern geleistet. Schweizer Grenzwächter waren dabei vor allem als Dokumenten-, Fahrzeug und Debriefing-Spezialisten gefragt, wie es hiess. (awp/mc/pg)

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