CH-Verlauf: Ins Plus gedreht
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Freitagmittag fester. Er hat seine Verluste aus dem frühen Handel schnell abgeschüttelt und bis zum Berichtszeitpunkt kontinuierlich zugelegt. Der Markt bleibe aber weiter im Wartemodus, erklärten Händler mit Verweis auf den mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktbericht vom Nachmittag.
Diesem kommt eine zentrale Bedeutung für den weiteren Verlauf der Aktienmärkte zu. Eine positive Indikation für den Bericht hatten die am Vortag publizierten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gegeben. Sollten im Januar in den USA deutlich mehr Stellen geschaffen worden sein als erwartet, wäre dies ein gutes Zeichen für die Weltwirtschaft. Eine Enttäuschung könnte hingegen als möglicher Startschuss für eine weitere geldpolitische Lockerung gedeutet werden, hiess es.
Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 12.15 Uhr 0,71% höher auf 6’107,65 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) steigt um 0,75% auf 936,71 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,64% auf 5’536,38 Zähler.
Vom Indexende an dessen Spitze haben sich mittlerweile die Aktien der Grossbanken Credit Suisse (+2,0%) und UBS (+3,9%) aufgeschwungen. Beide Institute werden in der kommenden Woche ihre Jahreszahlen zeigen. Für Gesprächsstoff sorge in der Branche die Klage des US-Justiz gegen die Bank Wegelin wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Die Amerikaner würden ihre Gangart anscheinend verschärfen, sagten Börsianer.
Die beiden Schweizer Grossbanken sind auch ins Visier der hiesigen Behörden geraten: Die Wettbewerbskommission hat eine Untersuchung gegen die UBS und Credit Suisse sowie gegen zehn ausländische Institute eröffnet. Das Amt verdächtigt die Banken der Kartellabreden bei Referenzzinssätzen sowie bei Handelsbedingungen von Derivaten. Julius Bär ziehen derweil um 0,2% an.
Grössere Aufschläge sind auch bei den Versicherern ZFS (+1,0%) und Swiss Re (+0,8%) zu sehen. Die Verhandlungen über eine private Beteiligung am Schuldenschnitt für Griechenland scheinen einmal mehr auf der Zielgerade angelangt zu sein, heisst es hierzu.
In Erwartung der Zahlen aus den USA setzt sich bei den zyklischen Aktien keine einheitliche Tendenz durch. So rücken beispielsweise Nobel Biocare (+1,4%), Swatch (+1,2%), Richemont (+0,4%) und ABB (+0,3%) vor, während auf der anderen Seite Holcim (-0,7%), Kühne+Nagel (-0,7%) und Schindler (-0,1%) verkauft werden.
Givaudan (+0,1%) profitieren kaum von einer Kurszielerhöhung durch die UBS. Es handle sich lediglich um eine Anpassung an die aktuelle Kursnotierung, merken Marktbeobachter an.
Die Pharmaschwergewichte Novartis (+0,3%) und Roche (+1,2%) tendieren fester. Vor allem in Roche habe sich nach einer Bodenbildung offensichtlich ein kleiner Rebound eingestellt, sagten Beobachter. Die Papiere hatten sich zuvor seit der Ergebnispublikation am vergangenen Mittwoch nur im Rückwärtsgang befunden.
Nestlé notieren 0,2% höher. Am Vortag hatten schwache Zahlen des Mitbewerbers Unilever die Aktien des weltgrössten Nahrungsmittelkonzerns stark in Mitleidenschaft gezogen.
Am breiten Markt stehen die Aktien des Bankensoftwareherstellers Temenos im Fokus, die sich um 8,4% verteuern. Das Unternehmen hat am Morgen auf die seit einigen Tagen kursierenden Gerüchte reagiert und ein Interesse am britischen Rivalen Misys bestätigt. Zu den strategischen Optionen zähle auch ein Zusammenschluss mit Misys via Aktientausch. Analysten würden eine Fusion als «wertgenerierend» begrüssen. Langfristig würde der Schritt strategisch Sinn machen.
Die Papiere der Nationale steigen um 0,5%. Der Versicherer stellte für 2011 einen Gewinnsprung in Aussicht und begründete diesen mit der Auflösung von Reserven im Umfang von 85 Mio CHF.
Nach Umsatzzahlen notieren Autoneum 1,4% höher. Börsianer sind ob der Aufschläge eher erstaunt, hätten doch die Zahlen die Erwartungen nur knapp erfüllt. Die Gewinne wecken Händlern zufolge den Verdacht, ein Schweizer Konkurrent engagiere sich in den Papieren.
Petroplus erholen sich um weitere 27% auf 1,41 CHF. Die Valoren werden von Berichten getrieben, der deutsche Grossinvestor Clemens Vedder wolle den insolventen Raffineriebetreiber kaufen. (awp/mc/ps)