CH-Schluss: Schwacher Wochenstart
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist schwach in die neue Woche gestartet. Nicht abebbende Sorgen um die Eurozone liessen die Risikoscheu der Investoren wieder steigen und drückten auf die Stimmung. Insbesondere der ungelöste Schuldenschnitt für Griechenland habe negativ gewirkt, hiess es am Markt. Parallel dazu sank der Euro zum Schweizer Franken auf den tiefsten Stand seit dem letzten Herbst.
Die Nervosität der Investoren liess sich auch am europäischen Anleihemarkt ablesen, nun ist Portugal ins Visier geraten. Für das Land kletterten die Renditen für Staatstitel auf Rekordstände seit Einführung des Euro. Entsprechend schwach zeigte sich am Montag der Finanzsektor, während die defensiven Papiere zumindest etwas Gegensteuer gaben.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor zum Wochenauftakt 1,04% auf 5’970,74 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 1,67% auf 905,46 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,09% auf 5’404,29 Zähler.
Finanzwerte figurierten am Berichtstag auf den Verkaufszetteln. So verbilligten sich UBS um 3,0%. Der Grossbank droht Presseberichten zufolge wegen den Verfehlungen des Händlers Kweku Adoboli von Seiten der Finma und der britischen Aufsicht eine hohe Busse. Der wegen Betrugs und Urkundenfälschung angeklagte Adoboli hat heute vor einem Londoner Gericht auf «nicht schuldig» plädiert. Deutlich zurückgenommen wurden auch Credit Suisse (-2,9%) und Julius Bär (-3,0%). Letztere wurden von der Bank Vontobel auf «Reduce» von bislang «Hold» abgestuft.
Bei den Versicherern gaben ZFS um 1,1% nach. Die Titel wurden von Goldman Sachs von der Conviction-Buy-Liste genommen. Grund dafür sei die zuletzt überdurchschnittlich gute Performance der Titel. Bâloise sanken um 3,5%, Swiss Re um 2,7% und Swiss Life um 2,9%. Grundsätzlich positiv für den Sektor ist indes die Credit Suisse gestimmt. Diese hat den weltweiten Versicherungssektor von «Benchmark» auf «Overweight» erhöht.
ABB machte mit einer 4-Mrd-schweren Übernahme des US-Unternehmens Thomas & Betts auf sich aufmerksam. Der Technologiekonzern will so das Geschäft mit Niederspannungsprodukten im nordamerikanischen Markt ausbauen. Am Markt wurde die Akquisition aus strategischer Sicht begrüsst, der Preis teilweise jedoch als hoch eingeschätzt. Die ABB Namen büssten 2,0% ein. Die Papiere hätten jedoch in erster Linie unter dem schwachen Marktumfeld für Zykliker gelitten, hiess es im Handel. So büssten etwa bei den konjunktursensitiven Titeln Holcim 4,0%, Nobel Biocare 3,0%, Swatch 2,6%, Richemont 2,5% und Clariant 1,6% ein. Auch in den Titeln des Ölbohrunternehmens Transocean (-2,0%) wurden Gewinne mitgenommen.
Die grössten Abgaben gingen bei den Blue Chips indes auf Lonza (-5,9%). Nach mehreren Rating- und Kurszielsenkungen in der letzten Woche reduzieren nun auch die Deutsche Bank und Vontobel das Kursziel für den Lifescience-Konzern. Die Analysten beider Häuser zeigten sich von den am vergangenen Mittwoch publizierten Jahreszahlen enttäuscht.
Etwas Gegensteuer kam von den defensiven Schwergewichten Novartis (+0,1%) und Nestlé (+0,2%). Die Roche-Bons schlossen hingegen 1,2% tiefer.
Im breiten Markt standen Valora im Fokus. Der Handelskonzern Valora übernimmt in Deutschland die Lekkerland-Tochter Convenience Concept und damit rund 1’300 Verkaufsstellen. Valora steige damit mit den insgesamt 2’900 Standorten zum führenden Micro-Retailer in Deutschland auf, hiess es. Die Aktien gewannen 3,2%.
Die Papiere des zahlungsunfähigen Raffineriebetreibers Petroplus schossen um 36% auf 34 Rappen hoch. Sie reagierten damit wohl auf Aussagen des französischen Industrieminister Eric Besson. Diesem zufolge haben bereits verschiedene Parteien Interesse am Kauf der Raffinerie in Petit-Couronne signalisiert. (awp/mc/hfu)