Neuer Stil bei Apple
Apple-CEO Tim Cook.
Cupertino – Mit Tim Cook weht ein neuer Wind an der Apple-Spitze: Auf einen kritischen Bericht in der «New York Times» reagierte der Chef mit einer Rundmail an die Mitarbeiter, die prompt ihren Weg ins Internet fand. Ein solcher Kommunikations-Stil steht in krassem Kontrast zur Ära des notorisch verschlossenen Gründers Steve Jobs, der im Oktober nach einem langem Krebsleiden gestorben war.
In dem Artikel der «New York Times» vom Donnerstag ging es um schlechte Arbeitsbedingungen bei Apple-Zulieferern in China. Unter anderem wurden frühere Apple-Manager zitiert, die anonym andeuteten, dass der Konzern um des Profits willen auch mal ein Auge zudrücke. Cook zeigte sich in der Mitarbeiter-Mail «empört» über den Vorwurf. «Jede Behauptung, dass uns dies egal sei, ist nachweislich falsch und beleidigend für uns», wetterte der Jobs-Nachfolger in dem Text, den das Apple-Blog «9to5Mac» abdruckte. Solche Vorwürfe stünden im Widerspruch zu den Grundwerten von Apple: «So sind wir nicht.»
Sicherheitsvorkehrungen nach Explosionen verbessert
Die Zeitung berichtete unter anderem ausführlich über Opfer von zwei Explosionen bei Apples Zulieferern, bei denen im vergangenen Jahr vier Arbeiter getötet und 77 verletzt wurden. Beim Polieren von Aluminium-Gehäusen der Tablet-Computer war Metallstaub detoniert. Apple war Anfang des Jahres auf die Unfälle im jährlichen Bericht zu den Arbeitsbedingungen bei Zulieferern eingegangen und hatte betont, nach den Explosionen seien die Sicherheitsvorkehrungen verbessert worden.
Viele Verstösse in China registriert
Apple hatte nach eigenen Angaben 2011 die Zahl der Inspektionen bei Zulieferern um 80 Prozent auf 229 erhöht – und dabei in China etliche Verstösse festgestellt. So ging aus dem Bericht hervor, dass Arbeitswochen von mehr als 60 Stunden in vielen Betrieben zum Alltag gehören. In 93 Fabriken sei diese Marke mindestens einmal in einem Dreimonatszeitraum überschritten worden, hiess es.
Apple veröffentlich Zulieferer-Liste – Beitritt zu FLA
Cook will nun für bessere Arbeitsbedingungen sorgen. So veröffentlichte der bisher für seine Geheimniskrämerei bekannte Konzern erstmals eine Liste seiner 156 Zulieferer und trat der Organisation Fair Labor Association (FLA) bei, die unabhängige Inspektionen in Betrieben durchführt. Schon in den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Apple-Zulieferern gegeben, vor allem nach einer Selbstmordserie beim grossen chinesischen Auftragsfertiger Foxconn.
Die meisten Zulieferer von Apple in China beliefern auch andere Hersteller wie Dell , Hewlett-Packard , IBM , Lenovo, Motorola, Nokia , Sony , Toshiba und andere. (awp/mc/pg)