Grosse Nachfrage lässt Ölpreise 2012 weiter steigen
Frankfurt am Main – An den Ölmärkten dürften die Schuldenkrise und die Sorge vor einem Abflauen der Weltwirtschaft nach Einschätzung von Experten 2012 immer stärker aus dem Blickfeld der Anleger rücken. Die jüngsten Prognosen der Volkswirte lassen für die Verbraucher nichts Gutes erwarten: Die starke Nachfrage aus den Boomregionen in Asien und eine überraschend schnelle Erholung der US-Wirtschaft werde die Ölpreise im neuen Jahr nach oben treiben. Allerdings erwarten die befragten Experten nur einen moderaten Anstieg der Ölpreise, der sich vor allem in der zweiten Jahreshälfte abspielen dürfte.
Der für Europa massgebliche Preis für Rohöl der Nordsee-Sorte Brent wird laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg unter 28 Analysten 2012 im Schnitt bei 109 Dollar je Barrel (159 Liter) liegen, nachdem er im abgelaufenen Jahr laut Bloomberg einen Rekord bei knapp 111 Dollar markierte. Beim US-Ölpreis der Sorte West Texas Intermediate (WTI) erwarten 27 von Bloomberg befragte Analysten 2012 einen Durchschnittspreis von 100 Dollar je Fass.
«Sehr knappes Angebot» in den führenden Industrienationen
Die Prognosen für steigende Ölpreise seien «sehr gut» begründet, versicherte Rohstoffexperte Mike Wittner von der französischen Bank Societe Generale. In den führenden Industrienationen sei das Angebot «sehr knapp». Wittner rechnete denn auch für 2012 mit einem höheren Durchschnittspreis als die meisten seiner Kollegen und prognostizierte für US-Öl einen Preis im Schnitt von 103 Dollar.
Steigende Nachfrage in den Schwellenländern
Thilo Heidrich von der Postbank nannte als Preistreiber im kommenden Jahr vor allem die weiter wachsende Weltwirtschaft. Insbesondere in den Schwellenländer rechnen Experten mit einer höheren Nachfrage nach Rohöl. Nach Einschätzung der Rohstoffexpertin Barbara Lambrecht von der Commerzbank dürfte der Anteil der Schwellenländer am weltweiten Ölverbrauch 2012 bereits fast 50 Prozent erreichen.
Allerdings erwartet Expertin Lambrecht erst in der zweiten Jahreshälfte eine Stabilisierung der Konjunktur in den westlichen Industriestaaten und damit verbunden einen Anstieg der Ölpreise. Allerdings berge diese Prognose vergleichsweise hohe Risiken durch die geopolitische Lage, warnte sie.
Atomstreit mit Iran rückt in den Fokus
So rückte zuletzt der seit Jahren schwelende Atomstreit zwischen dem Ölförderland Iran und den westlichen Industrieländern wieder stärker in den Fokus. Nach Sanktionen gegen den Iran drohte das Regime in Teheran sogar mit einer Blockade der Öltransporte im Persischen Golf zwischen der arabischen Halbinsel und dem Iran. Durch das Nadelöhr transportieren Tanker einen beträchtlichen Teil des weltweit benötigten Rohöls.
Risiken der expanisven Geldpolitik
Allerdings könnte auch die Geldpolitik der führenden Notenbanken die Ölpreise 2012 stärker nach oben treiben als bisher erwartet, warnte Postbank-Experte Heidrich. «Die extrem expansive Geldpolitik» berge das «Risiko stark anziehender Ölpreise». Eine «zügellose Ausweitung der Geldmenge kann durchaus auch den Weg in die Rohstoffmärkte finden und die Ölpreise befeuern», sagte Heidrich. (awp/mc/pg)