Petroplus: Kreditlinie von 1 Mrd USD eingefroren

Petroplus: Kreditlinie von 1 Mrd USD eingefroren

Petroplus-CEO Jean-Paul Vettier.

Zug – Der Raffineriebetreiber Petroplus muss über eine Kreditlinie mit den Banken nachverhandeln. Rund 1 Mrd USD einer noch nicht bezogenen Kreditfazilität seien von den Kreditgebern eingefroren worden, teilte Petroplus am Dienstag mit. Dieser Kredit sei für die operativen Einheiten für die Erfüllung ihrer Verpflichtungen bei Fälligkeit kritisch, so Petroplus.

Es sei beabsichtigt, die Verhandlungen mit den Banken weiterzuführen, um die Kreditlinie wieder zu erhalten. Weiter würden zusätzliche strategische Optionen geprüft, um die Raffinerie- und Marketingaktivitäten in Europa weiterzuführen.

Petroplus kann derzeit kein Öl mehr kaufen
Petroplus befindet sich nun in einem ernsthaften Liquiditätsengpass. «Wir haben ein ernsthaftes Problem», sagte Finanzchef Joseph Watson gegenüber AWP. «Um unser Geschäft aufrecht zu erhalten, brauchen wir alle Kreditlinien, die bereits beanspruchten und auch die noch nicht gezogenen.» Etwas mehr als 1 Mrd USD der Kreditfazilität seien gezogen, erklärte Watson. Die nun eingefrorene 1 Mrd sei indes für das Geschäft ebenso wichtig. «Wir können derzeit kein Öl mehr kaufen, normalerweise kaufen wir rund 500’000 Barrel Öl im Tag.» Bis die Produktion in den fünf Raffinerien in Europa eingestellt werden müsse, dauere es noch einige Tage, je nach Raffinerie und deren Reserven.

Zunehmender Liquiditätsengpass
An einem Investorentag von Anfang Dezember hatte CFO Joseph Watson bereits darauf hingewiesen, dass es aufgrund der Eurokrise bei der Revolvierenden Kreditfaszilität (RCF) zu einem zunehmenden Liquiditätsengpass kommen werde. «Aufgrund der Verstrickung der europäischen Banken in die europäische Krise sowie den erhöhten Kapitalvorschriften wegen Basel III gehen wir von einer abnehmenden Verfügbarkeit von frischer Liquidität aus», erklärte Watson. Deshalb soll versucht werden, einen Teil des Umlaufvermögens von möglichen Partnern finanzieren zu lassen, wobei dies in der Form von besicherten Krediten funktionieren würde. «Damit wollen wir die Liquiditätsquelle über die europäischen Banken hinaus erweitern», so Watson damals weiter.

Fortschritte bei Dreijahres-Optimierungsplan
Petroplus hat weiter einen Dreijahres-Optimierungsplan (3YIP) laufen, welcher die Kosten senken soll. Hier seien Fortschritte gemacht worden, sagte vor drei Wochen CEO Jean-Paul Vettier. «Dank den Bemühungen beim 3YIP konnten wir die operationelle Verlässlichkeit unserer Raffinerien deutlich steigern», so der CEO. Einzige Ausnahme bilde Petit Couronne, wo man aber wie bereits kommuniziert Massnahmen zur Reorganisation der Raffinerie ergriffen habe. Die Fortschritte beim 3YIP würden aber noch nicht genügen, vor allem, da sich aufgrund der hohen Rohstoffpreise und der Währungssituation die Situation nochmals verschlechtert habe. Deshalb wurde beschlossen, das Sparziel für 2012 beim 3YIP auf 275 Mio von bisher 220 Mio USD zu erhöhen.

Redimensionierung der Raffinerie Petit Couronne
Die zusätzlichen Einsparungen reichen jedoch nicht, um den negativen Cashflow von 150 Mio USD im dritten Quartal zu kompensieren. Deshalb müsse Petroplus mehr tun. In diese Richtung geht auch die Redimensionierung der Raffinerie in Petit Couronne, wo Mitte 2012 der Restrukturierungsplan fertig gestellt werden sollte. Von den Einsparungen in Petit Couronne verspricht sich Vettier immerhin einen positiven Cashflow-Effekt von weiteren 50 Mio USD. Petroplus erwartet für 2012 und 2013 gemäss Vettier eine wieder stärker wachsende Nachfrage nach Erdöl-Produkten. «Die Nachfrage wird schneller wachsen als der Ausbau der Raffinerie-Kapazitäten, wovon unsere Margen profitieren werden.» Petroplus betreibt in Europa fünf Raffinerien mit einer Verarbeitungskapazität von 667’000 Fässern Öl pro Tag. (awp/mc/ps)

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