Zynga nimmt bei IPO eine Milliarde Dollar ein
Zynga-Gründer Mark Pincus.
New York – Es ist der grösste Börsengang eines amerikanischen Internet-Unternehmens seit Google: Der Onlinespiele-Spezialist Zynga hat mit dem Verkauf seiner Aktien eine Milliarde Dollar eingenommen. Der Entwickler von Hits wie «Farmville», «Cityville» oder «Mafia Wars» konnte seine Aktien zu 10 Dollar und damit am oberen Ende der Spanne bei den Investoren losschlagen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am späten Donnerstagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Zusammen mit den Aktien, die noch bei den Alteigentümern verbleiben, wird Zynga den Angaben zufolge mit 7 Milliarden Dollar bewertet. Mit noch ausstehenden Optionen läge der Firmenwert bei 8,9 Milliarden Dollar. Zynga betreibt eine Plattform für Online-Spiele, die meist eine virtuelle Welt simulieren: «Farmville» etwa bunte Äcker und Farmen, das akuell populärste Game «Cityville» eine Stadt. Das Spielen ist an sich kostenlos, Zynga verdient aber Geld, wenn sich Nutzer zusätzliche virtuelle Artikel wie einen Traktor oder Pflanzensamen kaufen.
Zynga-IPO gilt als Testlauf für Facebook
Damit kommt auch bei niedrigen Preisen einiges zusammen: In den ersten neun Monaten 2011 verdiente Zynga rund 30 Millionen Dollar bei einem Umsatz von etwa 830 Millionen Dollar. Dafür reicht schon, dass nach jüngsten Angaben lediglich 6,7 Millionen der insgesamt mehr als 220 Millionen aktiven Spieler Geld bei Zynga-Spielen ausgeben.
Börsendebüt am Freitag
An diesem Freitag wird die Aktie zum ersten Mal an der New Yorker Börse gehandelt. Der Sprung aufs Parkett gilt auch als Testlauf für einen möglichen Börsengang des Online-Netzwerks Facebook im kommenden Jahr. Die meisten Zynga-Nutzer kommen von Facebook. Die klare Nummer eins unter den Sozialen Netzwerken dürfte alle bisherigen Internet-Börsengänge locker übertrumpfen: Bei Facebook steht eine Börsenbewertung von 100 Milliarden Dollar im Raum.
Klima für Internet-Börsengänge zuletzt eingetrübt
Noch hält Google den Rekord bei den Internet-Börsengängen. Im Jahr 2004 hatte der Aktienverkauf des Suchmaschinen-Betreibers knapp 1,7 Milliarden Dollar eingebracht, die Gesamtbewertung lag damals bei 23 Milliarden Dollar. Heute ist Google mehr als 200 Milliarden Dollar wert.
Börsenwert tiefer als erwartet
Der Börsenwert von Zynga fällt jetzt deutlich niedriger als erwartet aus. Noch zuletzt wurde mit einer Gesamtbewertung von zehn Milliarden Dollar gerechnet. Im Sommer war sogar über einen möglichen Börsenwert von 15 bis 20 Milliarden Dollar spekuliert worden. Seitdem hat sich das Klima für Internet-Börsengänge allerdings deutlich eingetrübt. Die Aktien mehrerer Firmen wie die Schnäppchen-Website Groupon oder das Internet-Radio Pandora rutschten nach einem anfänglichen Kursfeuerwerk sogar unter den Ausgabepreis.
Chef und Gründer hält Zepter weiter in der Hand
Mit gut 14 Prozent bringt Zynga einen höheren Anteil am Unternehmen an die Börse als andere Online-Firmen in diesem Jahr. Der 45-jährige Chef und Gründer von Zynga, Mark Pincus, wird aber weiter fest die Kontrolle behalten. So wie andere frühe Investoren will er sich beim Börsengang nicht von Anteilen trennen. Ausserdem hat Zynga eine Drei-Klassen-Aktienstruktur mit unterschiedlichen Stimmrechten. Laut Zynga-Unterlagen liegen gut 38 Prozent der Stimmen in der Hand des Gründers, so dass ohne ihn keine wichtige Entscheidung getroffen werden kann. Zu ordentlichem Geld kam Pincus bereits im Frühjahr: Damals kaufte ihm Zynga einen Teil seines Anteils für 109 Millionen Dollar ab – noch zu 14 Dollar je Aktie. (awp/mc/ps)