MF Global-Ex-Chef Corzine weiss nicht, wo das Geld ist
«Ich war fassungslos»: John Corzine, Ex-CEO MF Global.
New York – Die Kunden des pleitegegangenen US-Wertpapierhändlers MF Global schauen weiter in die Röhre. «Ich weiss einfach nicht, wo das Geld ist», erklärte Ex-Chef John Corzine in einer Stellungnahme vor einem Ausschuss des US-Kongresses, der den spektakulären Bankrott unter die Lupe nimmt. «Es ist sehr schwierig für mich nachzuvollziehen, was in den chaotischen Tagen und den letzten Stunden vor der Insolvenz passiert ist.»
MF Global war Ende Oktober pleitegegangen, weil Corzine riskante Finanzwetten auf europäische Staatsanleihen eingegangen war. Bei dem Bankrott kam heraus, dass Geld auf den Konten der Kunden fehlte. Nach letzten Schätzungen sind um die 1,2 Milliarden Dollar (900 Mio Euro) futsch, was das Doppelte der ursprünglich veranschlagten Summe ist. Die Vermutungen gehen in die Richtung, dass die verlustreiche MF Global das Geld nutzte, um Löcher in der eigenen Bilanz zu stopfen.
«Ich war fassungslos»
Corzine erklärte, er übernehme die Verantwortung für die Finanzwetten. «Ich entschuldige mich bei allen, die betroffen sind.» Mit dem Verschwinden der Gelder habe er aber nichts zu tun gehabt. Er habe selbst erst unmittelbar bei der Pleite erfahren, dass Kundenvermögen vermisst werde. «Ich war fassungslos.» Corzine gab an, dass ihm die genauen Abläufe bei den Handelsgeschäften in seinem Haus nicht bewusst gewesen seien. «Ich hatte kaum Fachkenntnisse oder Erfahrung in diesen betrieblichen Aspekten des Geschäfts.»
Ehemaliger Goldman-Sachs-Manager
Corzine ist ein ehemaliger US-Gouverneur und erfahrener Investmentbanker, er stand an der Spitze der Wall-Street-Legende Goldman Sachs. Als er im vergangenen Jahr seinen Job bei MF Global antrat, wollte er den eher langweiligen Broker ebenfalls in eine glamouröse Investmentbank verwandeln. Doch die Schuldenkrise und ein schwindendes Vertrauen der Investoren führten in die grösste Pleite an der Wall Street, seit die Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 umkippte.
Vorschriften für Brokerfirmen verschärft
2.900 Mitarbeiter waren betroffen; die Kunden kamen nicht mehr an ihr Geld heran. Für die vielen professionellen Investoren, bei denen jede Sekunde zählt, war das eine Katastrophe. MF Global wickelte etwa für Hedgefonds deren Börsengeschäfte mit Aktien oder Rohstoffen ab. Nach der Pleite verschärften die US-Finanzaufsichtsbehörden die Vorschriften für derartige Brokerfirmen und setzten vor allem strengere Regeln fest, wie mit Kundengeldern umzugehen ist. (awp/mc/ps)
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