Emirate-Premier: «Iran ist keine Bedrohung»

Emirate-Premier: «Iran ist keine Bedrohung»

Scheich Mohammed Bin Raschid Al-Maktoum, Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).

von Gérard Al-Fil

In den erhitzten Beziehungen zwischen dem Iran und dem Westen wegen der iranischen Nuklearenergieprojekte hat sich jetzt Dubais Regent und VAE-Premierminister Scheich Mohammed Bin Raschid Al-Maktoum eingeschaltet. In einem heute ausgestrahlten Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN sagte Scheich Mohammed: «Der Iran ist und war unser Nachbar. Sie sind Muslime wie wir» sagte Scheich Mohammed. «Wir haben fast 1000 Jahre friedlich nebeneinander gelebt. Wir empfinden den Iran nicht als Bedrohung.»

Weitere Eskalation droht
In der vergangenen Woche hatten die USA, Grossbritannien und Kanada einseitige Sanktionen gegen Teheran verhängt und von bilateralen Finanztransaktionen ausgeschlossen. Washington drängt auch die EU zu verschärften Massnahmen. Sogar ein Ölembargo ist im Gespräch. Der Westen wirft dem Iran vor, heimlich Atomwaffen herstellen zu wollen. Russland und China lehnen weitere Sanktionen auch im UN-Sicherheitsrat ab.

Am Sonntag meldeten die iranischen Streitkräfte den Abschuss einer amerikanischen Spionage-Drohne im Ostiran an der Grenze zu Afghanistan. Die USA bestätigten den Verlust einer solchen Drohne.

Wirtschaftliche Interessen
Scheich Mohammed, VAE-Premier und Herrscher des Scheichtums Dubai (er ist auch VAE-Vizepräsident und Verteidigungsminister) spricht aus gutem Grund gegen die härtere Gangart des Westens. Die VAE und vor allem dessen Geschäftsmetropole Dubai sind stark vom Handel mit dem Iran abhängig. Im 2010 stieg der Handel zwischen Dubai und dem Iran binnen Jahresfrist um 15% auf 27 Mrd. Dirham (7,36 Mrd. Dollar). Etwa 15% aller Immobilien in den VAE gehören iranischen Staatsbürgern.

Ungewöhnlich ist Scheich Mohammeds Fürsprache dennoch, weil die VAE drei Inseln im Persischen Golf für sich beanspruchen, die seit 40 Jahren iranisches Hoheitsgebiet sind. Die Eilande Gross-Tunb, Klein-Tunb und Abu Musa gehörten bis zum 1. Dezember 1971 den Emiraten Schardscha und Ras al-Khaima. Am Abend vor der Staatsgründung der VAE am 2. Dezember sprach deren einstige Schutzmacht Grossbritannien die Inseln dem Iran (damals Persien) zu und legte damit den Grundstein für einen Zwist zwischen Abu Dhabi und Teheran, der bis heute andauert. Historisch gesehen sind die Inseln persisch.

Der Regent versicherte in dem CNN-Interview, die VAE seien Amerikas stärkster Verbündeter im Nahen Osten.

Abu Dhabi setzt auf Diplomatie
Doch angesichts der Gefahr eines brach liegenden Handels mit dem 82-Millionen-Einwohnerland Iran gehen für die VAE Business vor.

Deshalb: die Golf-Emirate hofften auf eine diplomatische Lösung im Konflikt über das iranische Kernenergieprogramm, sagte Scheich Mohammed dem News-Channel CNN. «Wieso sollte Teheran nach einer Atombombe streben?» Die VAE haben selbst mit koreanischer Hilfe mit dem Bau von vier Kernmeilern westlich von Abu Dhabi begonnen. Diese sollen ab 2020 Strom erzeugen.

Die jüngsten Entwicklungen am Persischen Golf verfolgen die Emirati zu Recht mit Sorge. Sie fürchten zwischen die Fronten zu geraten.

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