EU-Schluss: Fest – Italien-Sparpaket
London – Die europäischen Aktienmärkte haben am Montag dank der Entspannung an den Anleihemärkten und der Hoffnung auf den EU-Gipfel an ihren Höhenflug der vergangenen Woche angeknüpft. Nach den italienischen Sparpaketen vom Sonntag und der deutsch-französischen Initiative zur Änderung der EU-Verträge schloss der EuroStoxx 50 bei 2.369,39 Punkten 1,15 Prozent höher als am Freitag. In der Vorwoche hatte der Leitindex der Eurozone 10,95 Prozent zugelegt und damit so stark wie seit November 2008 nicht mehr.
In Paris schloss der CAC 40 am Montag 1,15 Prozent höher bei 3.201,28 Punkten, der Londoner FTSE 100 stieg um lediglich 0,28 Prozent auf 5.567,96 Punkte.
Die Hoffnung auf elementare Fortschritte zur Lösung der europäischen Schuldenkrise hätten die Aktienmärkte getrieben, schrieb Marktstratege Gregor Kuhn von IG Markets. Das milliardenschwere Spar- und Reformpaket des neuen italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti sowie Spekulationen um ein Rettungspaket der Europäischen Zentralbank hätten für weitere Kursfantasie gesorgt. Die per Dekret von der italienischen Regierung verabschiedeten Sparmassnahmen hatten auch an den europäischen Anleihemärkten für Entspannung gesorgt. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sagten derweil auf einer gemeinsamen Pressekonferenz nach ihrem Treffen in Paris, dass Eurobonds keine Lösung dieser Krise sein könnten. Sie kündigten ein Konzept zu Vertragsänderungen für die 17 Mitglieder der Eurozone an.
Der Optimismus vor dem Euro-Gipfeltreffen sorgte bei den Aktien aus dem Bankensektor für Kursgewinne: Der Teilindex Stoxx Europe 600 Banks war mit einem Aufschlag von fast drei Prozent führend in der Branchenwertung. Das spiegelte sich auch in den Einzelwerten wider: Grossbanken aus Italien und Frankreich konnten an die Spitze des EuroStoxx 50 klettern. Societe Generale, Unicredit und BNP Paribas glänzten mit Kursaufschlägen von rund fünf bis sechseinhalb Prozent.
Mit dem weltgrössten Stahlproduzenten ArcelorMittal und dem italienischen Energiekonzerns Enel gab es jedoch auch Vertreter der Realwirtschaft im oberen Kurstableau. Beide legten mehr als drei Prozent zu.
Nokia konnten sich nicht von schlechten Nachrichten der Konkurrenz lösen. Mit gut zweieinhalb Prozent Verlust bildeten die Papiere das Schlusslicht im Leitindex der Eurozone. Händler verwiesen auf den sich jüngst eintrübenden Ausblick des kanadischen Blackberry-Herstellers Research In Motion (RIM), der die Titel der Finnen belaste. Zweitschwächster Wert waren SAP, die bei den Anlegern mit ihrem Gebot für den US-Softwarespezialisten SuccessFactors am Montag keine Freude auslösten. Für sie ging es ebenfalls fast zweieinhalb Prozent abwärts.
In London sackten die Anteilsscheine von Michael Page deutlich um mehr als fünf Prozent ab. Der Personaldienstleister hatte zuvor angekündigt, dass der Vorsteuergewinn im Gesamtjahr die durchschnittliche Erwartung von Analysten verfehlen wird. Weitere Branchenwerte wurden davon in Mitleidenschaft gezogen: Hays-Aktien büssten in London rund ein Prozent ein und Adecco fielen in Zürich um fast mehr als ein halbes Prozent.
Tui Travel konnten sich dem weitgehend freundlichen Marktumfeld in London ebenfalls nicht anschliessen. Sie starteten zunächst mit deutlichen Gewinnen in den Tag, rutschten zuletzt aber mit 1,89 Prozent ins Minus ab. Dabei hat der europaweit grösste Reiseveranstalter im abgelaufenen Geschäftsjahr den wirtschaftlichen Turbulenzen und den Unruhen in Nordafrika zum Trotz den Sprung in die Gewinnzone geschafft. In der laufenden Wintersaison spürt Vorstandschef Peter Long allerdings die Zurückhaltung der Kunden. (awp/mc/ps)