Führungswechsel bei Finmeccanica
Rücktritt: Finmeccanica-Präsident Pier Francesco Guarguaglini.
Rom – Italiens zweitgrösster Industriekonzern Finmeccanica hat als Folge eines grossen Korruptionsskandals einen Führungswechsel vollzogen. Der langjährige Präsident Pier Francesco Guarguaglini trat am Donnerstag auf einer Sitzung des Verwaltungsrates des römischen Luftfahrt-, Rüstungs- und Technologieriesen zurück. Neuer Chef mit allen Vollmachten wird in einer internen Lösung das geschäftsführende Vorstandsmitglied Giuseppe Orsi, teilte Finmeccanica mit.
Als Hintergrund für die Entscheidung gilt eine Schmiergeld- und Steuerbetrugsaffäre. Der 74 Jahre alte Staatsmanager Guarguaglini und seine Frau Marina Grossi – Chefin der Finmeccanica-Tochter Selex – waren in den vergangenen Wochen von Guarguaglinis rechter Hand Lorenzo Borgogni belastet worden, zahlreichen italienischen Politikern Schmiergelder gezahlt zu haben.
Berlusconi-Protégé
Unter den Empfängern soll unter anderem der frühere Transport- und Infrastrukturminister der zurückgetretenen Regierung von Silvio Berlusconi, Altero Matteoli, sein. Die römische Staatsanwaltschaft ermittele wegen Bestechung und Steuerbetrug, hiess es. Guarguaglini war seit neun Jahren Chef von Finmeccanica und galt als geschützt durch die Regierung des Medienzars Silvio Berlusconi.
Guarguaglini weist alle Anschuldigungen zurück
Guarguaglini wies in der vergangenen Woche die Anschuldigungen zurück und drohte juristische Schritte an. Italiens Regierungschef Mario Monti, der ihn zu einem Gespräch bestellte, erklärte, der Verwaltungsrat möge entscheiden. Der Konzern hat weltweit etwa 71.000 Beschäftigte und machte zuletzt einen Jahresumsatz von rund 18 Milliarden Euro. Er ist zu 30 Prozent in Staatsbesitz. (awp/mc/ps)