Safra übernimmt Mehrheit an Bank Sarasin
Christoph Ammann, Verwaltungsratspräsident Bank Sarasin & Cie AG.
Basel – Die Safra-Familie übernimmt die Aktienmehrheit an der Basler Bank Sarasin. Die Safra Gruppe und die niederländische Rabobank hätten eine Übernahmevereinbarung getroffen, teilte die Basler Bank am Freitagabend mit. Für das Rabobank-Paket legt Safra eine Milliarde Franken auf den Tisch. Der Kapitalanteil von Safra werde 46,07% betragen und der Stimmrechtsanteil 68,63%, hiess es weiter. Dies entspricht einem Kaufpreis von 1,043 Mrd CHF, wie Sarasin-Sprecher Benedikt Gratzl am Freitagabend der Nachrichtenagentur sda sagte.
Der Aktienkauf erfolgt in bar: 7,20 CHF pro Namensaktie A und 36,00 CHF pro Namensaktie B. Den Abschluss der Transaktion erwarten die Basler im Frühling. Danach soll den Sarasin-Minderheitsaktionären ein Pflichtangebot vorgelegt werden. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Bank Sarasin & Cie. AG begrüssen die Übernahme durch Safra, wie es weiter hiess. Die Transaktion müsse noch durch die zuständigen Behörden in der Schweiz und im Ausland genehmigt werden. Mit der Safra Gruppe erhalte die Bank Sarasin einen neuen, kapitalkräftigen Mehrheitsaktionär, der die starke Position von Sarasin als unabhängige Privatbank sowie Strategie und Geschäftsmodell wirkungsvoll unterstützen und stärken werde, heisst es in der gemeinsamen Mitteilung von Sarasin, Safra und Rabobank vom Freitagabend weiter.
Verdoppelung des Kundenvermögens
Per Juni 2011 wies die Safra Gruppe, der ein internationales Netz von Privatbanken darunter auch in Genf angehört, nach eigenen Angaben gesamthaft ein Eigenkapital von rund 12,2 Mrd USD sowie verwaltete Kundenvermögen von 109 Mrd USD aus. Mit 102 Mrd CHF ist Sarasin praktisch gleich gross. Zu der in Besitz der gleichnamigen Familie gehörenden Safra Gruppe gehören Banken in der Schweiz, Monaco, Luxemburg, Gibraltar und den USA. Die Banco Safra gehört eigenen Angaben zufolge gemessen an den Vermögenswerten zu den zehn grössten privaten Finanzunternehmen Brasiliens. Der Zuschlag für Safra ist für die meisten Beobachter eine Überraschung. Als Favorit galt lange die Bank Julius Bär, Aussenseiterchancen wurden auch der ebenfalls Raiffeisenbank eingeräumt.
Rabobank unter Zeitdruck geraten
Gegen Julius Bär hatte aber das Sarasin-Management um Joachim Strähle opponiert, weil dies den Verlust der Unabhängigkeit und vieler Stellen bedeutet hätte. Safra will dagegen am Personal und am Management sowie an der bestehenden Strategie von Sarasin festhalten. Nachdem die Verhandlungen an die Öffentlichkeit gelangten, geriet Rabobank aber auch unter einen gewissen Zeitdruck. Je länger unklar war, wie es mit Sarasin weiter geht, desto mehr begannen Kunden, sich nach anderen Vermögensverwaltern umzusehen. «Wir begrüssen den gefällten Entscheid und freuen uns, dass mit dem Entscheid nun Klarheit über unsere Zukunft geschaffen wurde», erklärte denn auch Strähle.
Sämtliche Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben
«Die Bank bleibt unabhängig und wird ihr operatives Geschäft unverändert fortsetzen», sagte er zudem in der «NZZ am Sonntag». Auch werden sämtliche Angestellten laut Strähle ihren Arbeitsplatz behalten. Eine Zusammenarbeit auf operativer Ebene mit dem neuen Besitzer könne er sich aber vorstellen, sowohl in Südamerika als auch in der Schweiz. Denkbar sei ein gemeinsamer Produktvertrieb oder eine gemeinsame Informatikplattform. Sarasin habe weiterhin nicht vor, eine eigene Investment-Sparte aufzubauen, sagte Strähle weiter. «Wir machen sehr gute Erfahrungen damit, entsprechende Produkte bei Bedarf einzukaufen.»
Kunden spürbar verunsichert
Der Bieterkampf um Sarasin habe die Kunden spürbar verunsichert. Es habe zwar kaum Abflüsse von Kundengeldern gegeben, «aber der Neugeldzufluss ist spürbar zurückgegangen», so Strähle. Er hoffe, dass diese Entwicklung mit dem Einstieg von Safra gestoppt werde. «Ab 2012 wollen wir wieder punkten.» Der Verwaltungsratspräsident von Sarasin, Christoph Ammann, lobte im Interview mit der «NZZ am Sonntag» den neuen Mehrheitsaktionär. Die Safra Gruppe könne auf eine 200-jährige Geschichte zurückblicken und sei «enorm kapitalstark».
Auf die Zukunft der Schweizer Finanzbranche angesprochen, zeigte sich Ammann optimistisch. Bei Banken mit hohen Altlasten werde es zwar zu weiteren Abflüssen von Kundengeldern und Restrukturierungen kommen. Dennoch habe der Schweizer Finanzplatz im internationalen Wettbewerb «extrem gute Chancen», so Ammann. «Wir sind in dieser Welt der sichere Hafen.» (awp/mc/upd/ps)
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