Industrie-Luftverschmutzung kostete Europa 169 Mrd Euro

Industrie-Luftverschmutzung kostete Europa 169 Mrd Euro

Kopenhagen – Die Luftverschmutzung aus den 10.000 grössten verschmutzenden Betrieben in Europa kostete die Bürger im Jahr 2009 zwischen 102 und 169 Mrd EUR. Dies ist ein Ergebnis eines neuen Berichts der Europäischen Umweltagentur (EUA), der die Kosten der schädlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung auf Gesundheit und Umwelt unter die Lupe nimmt. Gerade mal 191-Betriebe sind für die Hälfte des Gesamtschadens (zwischen 51 und 85-Mrd.-EUR) verantwortlich.

Der Bericht «Revealing the costs of air pollution from industrial facilities in Europe» (Kosten der Luftverschmutzung aus Industriebetrieben in Europa) enthält eine Liste der Betriebe, die den grössten Schaden verursachen. «Unsere Analyse hat ergeben, dass Kraftwerke und andere grosse Industrieanlagen die Hauptverursacher der Kosten sind», erklärt Prof. Jacqueline McGlade, Exekutivdirektorin der EUA.

Probleme können nicht ignoriert werden
«Die geschätzten Kosten werden anhand der von den Betrieben gemeldeten Emissionswerte berechnet. Wir haben bereits bestehende Hilfsmittel genutzt, auf die sich politische Entscheidungsträger zur Abschätzung der schädlichen Folgen für Gesundheit und Umwelt stützen, um einen Teil der versteckten Kosten der Luftverschmutzung aufzudecken. Wir können es uns nicht leisten, diese Probleme zu ignorieren», so Prof. McGlade weiter.

Zu den in der Analyse erfassten Industriebetrieben zählen Grosskraftwerke, Raffinerien, Verbrennungs- und Industrieprozesse im Fertigungsbereich, Abfallentsorgung und bestimmte landwirtschaftliche Betriebe. Emissionen aus Kraftwerken verursachten den höchsten Anteil der Schadenskosten (geschätzte 66 bis 112-Mrd.-EUR). Zudem trugen Produktionsverfahren (23 bis 28-Mrd.-EUR) und Verbrennungsverfahren in der Fertigungsindustrie (8 bis 21-Mrd.-EUR) erheblich zu den Gesamtschadenskosten bei.

Die Sektoren Transport und Haushalte sowie die meisten landwirtschaftlichen Betriebe wurden in der EUA-Analyse nicht berücksichtigt – mit diesen wären die durch die Verschmutzung verursachten Kosten sogar noch höher.

Wichtigste Ergebnisse

  • Die Luftverschmutzung, die durch die in der EUA-Analyse erfassten Betriebe verursacht wurde, kostete jeden europäischen Bürger im Jahr 2009 durchschnittlich ca. 200 bis 330 EUR.
  • Länder wie Deutschland, Polen, das Vereinigte Königreich, Frankreich und Italien, in denen zahlreiche grosse Industriebetriebe          angesiedelt sind, sind für den grössten Teil der Gesamtschadenskosten verantwortlich. Werden jedoch die Schadenskosten an der Produktivität der Volkswirtschaften gemessen, so ändert sich die Reihenfolge dieser Länder wesentlich. Die Emissionen von Ländern wie Bulgarien, Rumänien, Estland, Polen und der Tschechischen Republik gewinnen dann hinsichtlich der Schadenskosten an Gewicht.
  • Eine kleine Anzahl an Betrieben ist für den Hauptanteil der Schadenskosten verantwortlich. Drei Viertel der Gesamtschadenskosten  gehen auf die Emissionen von nur 662-Industriebetrieben zurück – dies entspricht 6-% aller Betriebe. Bei den Betrieben, deren Emissionen hohe  Schadenskosten verursachen, handelt es sich in den meisten Fällen um die grössten Betriebe Europas mit den höchsten Schadstoffemissionen.
  • CO2-Emissionen (Kohlenstoffdioxide) sind für den grössten Teil der Gesamtschadenskosten verantwortlich, die sich im Jahr 2009 auf rund 63-Mrd.-EUR beliefen. Luftschadstoffe, die für den sauren Regen mitverantwortlich sind und Atembeschwerden verursachen können, also Schwefeldioxid (SO2), Ammoniak (NH3), Feinstaub (PM10) und Stickstoffoxide (NOx), sind für Schäden in Höhe von 38 bis 105-Mrd.-EUR pro Jahr verantwortlich.

Der Bericht stützt sich auf öffentlich zugängliche Daten aus dem Europäischen Schadstofffreisetzungs- und -verbringungsregister. Die Analyse wurde anhand bestehender strategischer Instrumente und Methoden erstellt, wie etwa der im Rahmen des EU-Programms «Saubere Luft für Europa» (CAFE – Clean Air for Europe) entwickelten Methoden. Mit den verschiedenen Methoden wurde eine Reihe von Schadenskosten aus den Luftschadstoffemissionen ermittelt, die von rund 10.000 Betrieben an das E-PRTR gemeldet wurden.

Bei den untersuchten Schadstoffen handelt es sich um regionale Luftschadstoffe (NH3, NOx, PM10, SO2, flüchtige organische Verbindungen (NMVOC)), Schwermetalle (Arsen, Kadmium, Chrom, Blei, Quecksilber und Nickel), organische Mikroschadstoffe (Benzol, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Dioxine und Furane) sowie CO2.

Gesundheit und Sicherheit nicht berücksichtigt
Bestimmte Aspekte der schädlichen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt, wie etwa gesundheits- und sicherheitsrelevante Aspekte im Zusammenhang mit der Belastung durch Luftschadstoffe am Arbeitsplatz, wurden in dieser Studie nicht berücksichtigt. Für regionale Luftschadstoffe etwa sollte das Rahmenmodell für die Bewertung künftig um Aspekte wie ökologische Auswirkungen und Schäden an kulturell bedeutenden Gebäuden und Baudenkmälern durch sauren Regen erweitert werden. Auf den erwiesenen Nutzen von Industriebetrieben, einschliesslich Produktherstellung, Beschäftigung und Steuereinnahmen, wird in diesem Bericht nicht eingegangen. (EUA/mc)

Schreibe einen Kommentar