CH-Schluss: Verluste nach festerem Start
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den sechsten Tag in Folge mit Verlusten geschlossen. Nach einem freundlichen Start sind die Indizes am Nachmittag ins Minus gedreht, nachdem die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel der Einführung von Eurobonds abermals eine Absage erteilt hat. Spekulationen um ebendiese Eurobonds und überraschend gestiegener Ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland hatten zuvor die Börsen europaweit in die Höhe getrieben. Zudem seien im Tagesverlauf neue Impulse aus den USA ausgeblieben, um die anfängliche technische Gegenreaktion weiter zu stützen, denn die Aktienmärkte an Wall Street blieben wegen des Feiertags «Thanksgiving» geschlossen.
Entsprechend verlief das Geschäft in ruhigen Bahnen. Am Berichtstag standen Kursgewinnen bei Finanz- und zyklischen Aktien standen Verluste bei den defensiven Werten gegenüber.
Der Swiss Market Index (SMI) büsste am Donnerstag 0,54% auf 5’356,96 Punkte ein. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,13% auf 799,95 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,45% auf 4’858,16 Einheiten nach.
Im Mittelpunkt des Interesses standen Finanzvaloren und konjunktursensitive Titel, die in den Genuss einer technischen Gegenreaktion kamen. Bei den Zyklikern stachen Logitech mit einem Plus um 2,4% auf 6,81 CHF hervor. Die Papiere wurden zudem durch die Wiederaufnahme der Abdeckung durch Kepler mit «Buy» und einem Kursziel von 10 CHF gestützt, so Marktbeobachter.
Richemont und Swatch gewannen im Nachgang zu guten Uhrenexportdaten vom Mittwoch 1,9% resp. 1,8%. Ferner legten Adecco um 1,7%, ABB um 1,3%, Kühne+Nagel um 0,8% und Sonova um 0,5% zu.
Die Grossbankvaloren UBS (+2,1%) und Credit Suisse (+0,7%) waren auf tieferem Niveau wieder gesucht. Im Zuge der Übernahme-Aktivitäten um die Bank Sarasin (+3,1%) wurden neben den bisher bestätigten Interessenten Julius Bär (+0,1%) und der Raiffeisen-Gruppe nun auch über ein Interesse der Deutschen Bank, HSBC und von JPMorgan an den Baslern spekuliert. Eine Entscheidung soll Gerüchten zufolge demnächst fallen.
Swiss Re (-0,5%) profitierten nicht von dem Umstand, dass Moody’s eine bessere Bonitätsstufe in Aussicht gestellt hat. Die Ratingagentur schraubte den Ausblick von «stabil» auf «positiv» hoch. Die Bonitätsnote ist für Rückversicherer ein wichtiger Faktor im Werben um Kundenvertrauen. Ende Oktober hatte Standard & Poor’s dem Rückversicherer Swiss Re die begehrte Bewertung «AA» zurückgegeben.
Die defensiven Werte belasteten den hiesigen Aktienmarkt erheblich. Diese leiden jeweils unter Umschichtungen, wenn die Risikoneigung der Investoren temporär zunimmt. Die Pharmawerte Roche (-1,3%) und Novartis (-1,7%) erlitten die prozentual grössten Einbussen im SMI. Nestlé (-0,8%) verloren ebenfalls deutlich. Die drei Titel bestreiten 60% der Marktkapitalisierung des Standardwerteindex. Die Einbussen dieser drei Titel wurden von Marktbeobachtern aber auch auf Positionsbereinigungen aus Index-Überlegungen zurückgeführt. So habe die in Indexfamilien wie dem MSCI sinkende Gewichtung des Schweizer Aktienmarktes Abgaben in den genannten Papieren ausgelöst.
Im breiten Markt waren die Energie-Titel Tagesthema, nachdem das Bundesamt für Energie die Stillegungskosten für die fünf schweizerischen Kernkraftwerke um 10% höher veranschlagt hat als noch in der bisherigen Schätzung von 2006. In der Folge mussten die BKW (Aktie -1,4%) und Alpiq (-1,3%) ihre Schätzungen für die Stilllegungskosten ihrer AKW-Aktivitäten anheben.
Gategroup (+5,4%) vermochten sich etwas von ihrer deutlichen Korrektur zu erholen, die am Vortag als Folge einer Gewinnwarnung eingesetzt hatte. In geringerem Umfang galt dies auch für Charles Vögele (+1,0%). (awp/mc/ps)