Europas Märkte in Not
Börse Frankfurt.
Frankfurt am Main – Unsicherheit und Misstrauen prägten am Donnerstag erneut den Handel an den Märkten. Der Euro sank zeitweilig auf ein Tagestief von 1,3323 Dollar. Auch die Aktienmärkte tauchten im Tagesverlauf deutlich ins Minus, nachdem Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem «Mini-Gipfel» in Strassburg die Hoffnungen auf eine Einführung von Eurobonds trübten. Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Portugals durch die Ratingagentur Fitch trieb die Renditen von Euro-Krisenländern wieder nach oben. Aber auch am deutschen Anleihemarkt liess sich das Misstrauen nach dem Schock über die mangelnde Nachfrage für eine Sechs-Milliarden-Staatsanleihe am Vortag nicht abschütteln.
Händler erklärten die anhaltende Nervosität mit der bislang erfolglosen Suche nach einer Lösung der Schuldenkrise. Ein Hauptstreitpunkt bleiben gemeinsame Anleihen aller Euro-Länder. Am Donnerstag bekräftigte Kanzlerin Merkel ihre ablehnende Haltung zu den Eurobonds. Darüber hinaus unterstrichen die Regierungschefs der drei grössten Euro-Länder Deutschland, Frankreich und Italien, die Europäische Zentralbank (EZB) nicht unter Druck setzen zu wollen. Zuletzt wurden Forderungen immer lauter, die EZB sollte ihre Eingriffe am Anleihemarkt systematisch ausweiten, wogegen sich die Notenbank aber bislang sperrt.
Portugiesische und irische Anleihen deutlich unter Druck
Deutlich unter Druck gerieten am Donnerstag portugiesische und irische Staatspapiere. Während die Rendite für zehnjährige Anleihen aus Portugal um rund 0,8 Punkte auf 11,75 Prozent zulegte, kletterte die Rendite für irische Titel ähnlich stark auf bis zu 9,6 Prozent. Händler nannten als Hauptgrund eine Aktion der Ratingagentur Fitch, die als zweite grosse Agentur die Bonität Portugals in den Ramsch-Bereich abstufte. Portugal und Irland werden derzeit mit Mitteln des Rettungsfonds EFSF gestützt, daher hat die Abwertung durch Fitch in der Praxis kaum Auswirkungen.
Deutsche Staatsanleihen kaum erholt
Deutsche Staatsanleihen erholten sich kaum von dem Renditeanstieg am Mittwoch, als eine Auktion neuer Zehnjahres-Anleihen auf eine überraschend schwache Nachfrage getroffen war. Angespannt blieb die Situation auch in den zweit- und drittgrössten Euro-Ländern Frankreich und Italien. Während die Rendite für richtungsweisende zehnjährige Titel aus Frankreich auf hohem Niveau bei 3,7 Prozent verharrte, stieg die Rendite in Italien wieder über die Marke von sieben Prozent. Auch belgische Zehnjahres-Titel mussten abermals deutliche Renditeaufschläge hinnehmen und stiegen bis auf 5,7 Prozent. Im Vergleich dazu ist die zehnjährige Rendite in Deutschland mit 2,18 Prozent trotz des Anstiegs vom Mittwoch immer noch extrem niedrig.
Ifo-Index bewegt Märkte kaum»
Am Anleihemarkt wirkt die teilweise gescheiterte Auktion deutscher Staatsanleihen noch nach», sagte Rainer Guntermann, Anleihenexperte der Commerzbank. Die Angst, dass auch die solideren Staaten der Eurozone unter Druck geraten könnten, sei gewachsen. «Deutsche Anleihen werden zudem durch die wieder aufgeflammte Diskussion über die Einführung gemeinsamer Euroanleihen belastet», sagte Guntermann. Der im November überraschend gestiegene Ifo-Geschäftsklimaindex habe den Markt hingegen nicht erkennbar bewegt. Schliesslich würden andere Indikatoren eine Rezession in der Eurozone signalisieren. In diesem Umfeld würde es für die Krisenländer noch schwieriger, mit Konsolidierungserfolgen den Märkte zu überzeugen. (awp/mc/upd/ps)