CH-Verlauf: Deutliche Verluste – Krisen belasten

CH-Verlauf: Deutliche Verluste – Krisen belasten

Zürich – Die Schweizer Börse notiert am Montagmittag bei niedrigen Volumen weiter mit deutlichen Verlusten. Die Märkte leiden unter Sorgen eines erneuten Festfahrens der Finanzkrise in den USA. Das mit den Budgetkürzungen befasste Komitee werde in dieser Woche vermutlich bekanntgeben, sich nicht auf Vorschläge zur Schuldenkürzung einigen zu können. Das würde für die Märkte in einer ohnehin schon angespannten Lage weitere Unsicherheit bedeuten, sagte ein Händler.

Die Investoren wären frustriert und die Fundamentaldaten der Unternehmen würden derzeit ausgeblendet, sagte ein anderer Marktteilnehmer. Dabei hätten in der Bilanzsaison der grössere Teil der Unternehmen Zahlen vorgelegt, die «in line» oder besser ausgefallen wären und eine Minderheit die Erwartungen verfehlt.

Auch die europäische Schuldenkrise stehe weiter im Fokus. Der Wahlsieg der konservativen Partei in Spanien hat nur kurzfristig Entspannung an den Anleihemärkten gebracht. Unterdessen flammt in Brüssel wieder die Diskussion um die Ausgabe von Eurobonds auf. Wohin die Reise an den Aktienmärkten geht, ist derzeit schwierig zu beurteilen, schreibt die ZKB in einem Kommentar. Die Börsen seien in einem aussergewöhnlich hohen Ausmass dem politischen Entscheidungsprozess ausgesetzt. Sie erwartet deshalb am ehesten eine «anhaltende, volatile Seitwärtsbewegung».

Der wichtigste Schweizer Börsenindex SMI verliert bis um 12.00 Uhr 1,87% auf den Stand von 5’509,81 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst derweil 2,21% auf 820,86 Zähler ein, der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,88% auf 4’995,44.

Durch die allgemein schlechte Stimmung geben die Valoren der konjunkturabhängigen Unternehmen sowie die Finanz– und Versicherungswerte überproportional ab. Nach Abschluss der Berichtssaison zum dritten Quartal sind fundamentale Nachrichten zu Schweizer Blue-Chip-Unternehmen Mangelware. Eine Ausnahme bilden Presseberichte zum Versicherer ZFS (-2,4%), wonach Joe Ackermann, derzeit noch Chef der Deutschen Bank und ZFS-Vizepräsident, soll schon bald Präsident des Versicherers werden könnte. Ackermann sei so gut wie gesetzt, heisst es in der «Finanz und Wirtschaft». Und die «SonntagsZeitung» schreibt, dass der derzeitige Amtsinhaber Manfred Gentz die Gespräche mit Ackermann wieder aufgenommen habe.

News gibt es auch noch vom Biopharma-Unternehmen Actelion (-2,6%). Dieses hat im Streitfall mit Asahi Kasei um den Produktkandidaten Fasudil einen weiteren Teilerfolg verbucht und kann die dafür gebildeten Rückstellungen nochmals senken. Ungeachtet dieser Entwicklung bekräftigt Actelion aber die Absicht, gegen das Urteil Rekurs einzureichen.

Der Widerruf der US-Gesundheitsbehörde FDA vom vergangenen Freitag für das Krebsmedikament Avastin von Roche (-2,0%) zur Behandlung von Brustkrebs belastet die Papiere, auch wenn die News zu einem guten Teil eskomptiert sein dürften, wie es heisst. Die anderen Schwergewichte Nestlé (-1,1%) und Novartis (-1,6%) notieren noch mit vergleichsweise moderaten Abschlägen.

Die schwächsten Werte bei den Top-30 sind zur Berichtszeit Transocean (-4,9%), Holcim (-4,4%) und Clariant (-4,0%), ohne dass dafür allerdings fundamentale News vorhanden wären. Auch andere konjunktursensitive Unternehmen wie Swatch (-3,4%), Richemont (-3,0%), Adecco (-3,1%)und Logitech (-1,8%) verlieren deutlich. Mit geringeren Abgaben notieren einzig Synthes (-0,1%), gefolgt mit einem deutlichen Abstand von Swisscom (-0,7%) und Schindler (-0,8%).

Julius Bär (-1,9%) hat offenbar Weiterhin Interesse an der Bank Sarasin (-1,6%). Derzeit würden verschiedene Übernahmen geprüft, wobei die Bank Sarasin die Voraussetzungen erfülle, sagte Bär-CEO Boris Collardi in einem Interview. Die Analysten der Credit Suisse haben die Aktie mit «Outperform» bewertet. Auch UBS (-2,9%) und Credit Suisse (-1,5%) notieren mit deutlich roten Vorzeichen.

Im breiten Markt hatten die Aktien von Cham Paper Group (-3,6%) zu Handelsbeginn noch positiv auf einen angekündigten Stellenabbau am Standort Cham reagiert. Der Spezialpapier-Hersteller will die Weichen neu stellen und unter anderem am Stammsitz die Zahl der Arbeitsplätze auf 100 von derzeit 312 reduzieren. Als Gründe für die Neuausrichtung werden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der starke Franken genannt.

Auch die Kardex-Aktien (-5,0%) verlieren deutlich. Das Lagerlogistik-Unternehmen sieht die angekündigten Restrukturierungsmassnahmen auf Kurs. Die Umsetzung verlaufe nach Plan, sagte VR-Präsident Philipp Buhofer in der Presse.  Sofortmassnahmen seien auf der Kostenseite in allen Divisionen eingeleitet worden.

Ausserdem will Walter Fust bei Tornos (-0,7%) kein Übernahmeangebot machen, wie er in der Presse sagte. Letzte Woche war bekannt geworden, dass er seine Beteiligung beim Drehmaschinen-Hersteller auf über 20% ausgebaut hat.

Orascom (-7,9%) reagieren deutlich auf die wieder auflammenden politischen Unruhen in Ägypten. (awp/mc/ps)

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