Julius Bär prognostiziert trübe Aussichten für 2012

Julius Bär prognostiziert trübe Aussichten für 2012

Janwillem Acket, Chefökonom Julius Bär.

Zürich – Die Zürcher Privatbank Julius Bär sieht die Schweiz im kommenden Jahr mit deflationären und rezessiven Tendenzen konfrontiert. Hauptgründe für die pessimistischen Aussichten macht die Bank im harzigen weltweiten Konjunkturverlauf sowie dem starken Schweizer Franken aus, wie Chefökonom Janwillem Acket und Chefstratege Christian Gattiker-Ericsson an einer Pressekonferenz von Donnerstag ausführen.

«Der europäische Wirtschaftsraum wird weiter schwächeln», prognostiziert Acket. Damit fehlt der Schweizer Konjunktur mit den Eurostaaten als wichtigster Exportmarkt ein bedeutender Treiber für ein stabiles Wirtschaftswachstum. Die Ökonomen von Julius Bär rechnen für das kommende Jahr in der Schweiz gerade noch mit einem marginalen Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 0,1%. Gemäss Acket wird die konjunkturelle Entwicklung für ein Semester gar ins Minus rutschen. Erst für 2013 gibt sich die Bank etwas optimistischer und rechnet mit einem BIP-Wachstum von 1,3%.

Teuerung tendiert in deflationäre Richtung
Hinzu kommt der starke Schweizer Franken, der trotz Intervention der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nicht dem fairen Wert entspricht. Die Ökonomen der Julius Bär sehen den angemessenen Marktwert bei 1,35 pro Euro. Zudem sei auch die Binnenwirtschaft einer unsicheren Konsumentenstimmung und zögernden Investoren ausgesetzt, was die Inlandnachfrage schwächt und das Preisniveau sinken lässt. Die Teuerung für 2012 schätzt Julius Bär auf -0,3% und tendiert damit in eine deflationäre Richtung. Weniger Gefahr macht Acket in einer Überhitzung des Immobilienmarktes aus. Trotz regionalen Preisexzessen werde es 2012 zu keinen Szenarien wie Ende der 80er kommen.

Stagnation in Eurozone
Mit wenig Entspannung rechnet Julius Bär an der Schuldenfront in den Euroländern. Zahlreiche Staaten in der Eurozone müssten schmerzhafte fiskalpolitische Massnahmen treffen. Länder wie Italien, Spanien und andere betroffene Staaten dürften gemäss Acket unter anderem deshalb in eine Rezession abdriften. Generell gäbe es zusehends eine uneinheitliche Entwicklung zwischen den Euroländern, weil Länder wie Deutschland und Frankreich sich nach dem Einbruch von 2008 nachhaltiger erholten als andere. Für die gesamte Eurozone prophezeit Julius Bär im kommenden Jahr eine wirtschaftliche Stagnation.

Auf Unternehmen mit solider Bilanz setzen

Den Schweizer Investoren rät die Zürcher Privatbank im Aktienmarkt auf Unternehmen mit solider Bilanz und nachhaltigen Dividendenzahlungen zu setzten, weil die Volatilität der Finanzmärkte weiterhin hoch sein werde. Auch Gold gehört als Währungsabsicherung nach wie vor in die Portefeuilles der Anleger. Chancen räumt Chefstratege Gattiker im kommenden Jahr auch zyklischen Metallen ein. Gemäss Julius Bär sollte für 2012 der Werterhalt oberstes Gebot sein und die Anleger sollten der Versuchung widerstehen «den Helden zu spielen», so die Empfehlung. (awp/mc/ps)

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