Swissmem: 36% der Mitgliedfirmen in Verlustzone
Lage der MEM-Industrie hat sich weiter verschärft.
Zürich – Die Lage in der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) hat sich in den vergangenen Monaten aufgrund der anhaltenden Frankenstärke weiter verschärft. Die Anzahl der Mitgliedfirmen, die operativ Verluste schreiben, ist gestiegen; zugleich sinken die Bestellungseingänge weiter.
Die zahlreichen Gegenmassnahmen der Unternehmen und das gegenwärtige Wechselkursniveau würden nicht ausreichen, um die Situation in den Betrieben nachhaltig zu verbessern. «Aus Sicht von Swissmem ist daher der Bedarf gegeben, den Franken weiter zu schwächen», teilt der Branchenverband mit. Zudem erhebt der Verband auch Forderungen gegenüber dem Bund und den Sozialpartnern.
Starker Rückgang der EBIT-Marge
Gemäss einer Umfrage von Swissmem befinden sich mittlerweile 36% der Mitgliedfirmen operativ in der Verlustzone. Anlässlich der Februar-Umfrage zu den Auswirkungen der Frankenstärke seien dies noch 28% gewesen, so die Mitteilung. Über die Hälfte der Mitgliedunternehmen haben im Vergleich zur Februar-Erhebung einen Rückgang der EBIT-Marge um mehr als sechs Prozentpunkte verzeichnet. Insgesamt haben gemäss Mitteilung 65% der Unternehmen angegeben, von der Frankenstärke «stark negativ» betroffen zu sein, gegenüber von 54% zuvor.
Weiterer Rückgang der Bestellungseingänge
Zudem seien die Auftragseingänge seit dem zweiten Quartal weiter zurück gegangen. Der Rückgang der Bestellungen hat sich gemäss Mitteilung im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 4,9% erhöht. Im zweiten Quartal betrug das Minus noch 2,6%. Auch habe der Preisdruck infolge der Frankenstärke weiter angehalten und zu einer Senkung der Exportpreise um 4,8% geführt. Aktuell rechnen gemäss Mitteilung so mehr als 35% der befragen Mitgliedunternehmen in den nächsten zwölf Monaten mit einer negativen Entwicklung der Aufträge aus dem Ausland. Nach dem ersten Quartal waren es 14% gewesen.
Auf die ersten neun Monate des laufenden Jahres hinaus betrachtet ist die Bilanz allerdings noch positiv. Die Umsätze stiegen um 3,9% und die Auftragseingänge um 6,4%. Das sei die Folge der guten Bestellungseingänge am Ende des letzten Jahres und im ersten Quartal 2011, so der Branchenverband. Ab dem zweiten Quartal 2011 habe die Entwicklung ins Negative gedreht.
Schwierige erste Jahreshälfte 2012 erwartet
Die aktuellen Branchenzahlen, die Ergebnisse der Swissmem-Umfrage, die Einschätzungen der Unternehmen und nicht zuletzt auch die sehr verhaltenden Konjunkturprognosen würden auf ein schwieriges erstes Halbjahr 2012 hindeuten, folgert der Branchenverband. Zwar habe die Festlegung der Wechselkursuntergrenze von 1,20 CHF zum Euro durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) Anfang September den Unternehmen nach den turbulenten Sommermonaten zwar etwas Ruhe und vor allem Planungssicherheit verliehen, attestiert Swissmem.
Jedoch sagen gemäss dem Branchenverband 72% der befragten Unternehmen, dass ein Wechselkurs von 1,20 CHF zum Euro nicht ausreiche, um die Lage nachhaltig zu verbessern. «Wenn der Wechselkurs auf dem gegenwärtigen Niveau verharrt, wird es in der MEM-Industrie im kommenden Halbjahr vermehrt zu Stellenabbau und Produktionsverlagerungen ins Ausland kommen», so der Verband.
Forderungen an SNB, Behörden und Sozialpartner
Vor diesem Hintergrund hat Swissmem sechs Forderungen an die SNB, die Bundesbehörden und Sozialpartner aufgestellt. An die Adresse der SNB heisst es, dass der Bedarf für weitere Massnahmen zur Schwächung des Schweizer Frankens «heute eindeutig gegeben» sei.
Von den Behörden fordert der Verband angesichts der Wachstumschancen der MEM-Industrie ausserhalb Europas einen raschen Abschluss der geplanten Freihandelsabkommen mit Indien und China. Zudem wird bei der Innovationsförderung für Kontinuität plädiert und angesichts der nötigen Fachkräfte auf die Bedeutung der Personenfreizügigkeit hingewiesen. Der Verband lehne «jegliche Einschränkung» der Personenfreizügigkeit mit der EU ab, so die Mitteilung weiter. Zudem wird von der Politik gefordert, dass die «Last der Steuern, Gebühren, Abgaben und Regulierungen für die Industrie» reduziert wird.
An die Adresse der Sozialpartner heisst es, «nicht in einer Verweigerungshaltung zu verharren, sondern für zukunftsgerichtete Lösungen Hand zu bieten». Die Unternehmen würden Handlungsspielraum brauchen, um die gefährdeten Unternehmen und damit deren Arbeitsplätze zu retten. (awp/mc/pg)