EU-Schluss: Sehr schwach

EU-Schluss: Sehr schwach

London – Mit Italien im Zentrum der Eurozonen-Schuldenkrise haben die wichtigsten europäischen Aktienindizes am Mittwoch deutliche Verluste verzeichnet. Einen Tag nach der Rücktrittsankündigung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi sprangen die Zinsen für italienische Staatsanleihen auf deutlich mehr als sieben Prozent – ein Niveau, bei dem Griechenland, Portugal und Irland Milliarden-Hilfen in Anspruch genommen hatten.

Für den EuroStoxx 50 ging es im von Verunsicherung geprägten Marktumfeld um 2,34 Prozent auf 2.249,39 Punkte nach unten. Der Cac 40 verlor in Paris 2,17 Prozent auf 3.075,16 Punkte und der Londoner FTSE 100 sank um 1,92 Prozent auf 5.460,38 Punkte.

Italien ist nach Griechenland das Mitglied mit der höchsten Staatsverschuldung gemessen an der Wirtschaftsleistung. Inzwischen überwachen die Europäische Union und der IWF die Sanierung des Landes. Vor dem Rückzug will Berlusconi noch ein Reformgesetz durchsetzen, das für mehr Wirtschaftswachstum sorgen soll. Nach den Fahrplänen des Parlaments dürfte zunächst der Senat vom 15. bis 18. November das Stabilitätsgesetz mit den Reformzusätzen der Regierung behandeln. Dann geht der Entwurf in das Abgeordnetenhaus.

Ob es zu Neuwahlen oder einer Übergangsregierung kommt ist ebenso offen wie die offizielle Bekanntgabe des Namens des neuen Ministerpräsidenten in Griechenland. Der sozialistische Giorgos Papandreou kündigte inzwischen offiziell seinen Rücktritt an.

Besonders Versicherungstitel und Banken bekamen die Verunsicherung deutlich zu spüren – die Sektorindizes setzten sich mit minus 4,38 und 3,67 Prozent am Ende der Branchenübersicht ab. In den zuletzt deutlich angesprungenen Papieren griechischer Banken nahmen Anleger Gewinne mit: Papiere der Alpha Bank verloren 9,02 Prozent, Anteile der National Bank of Greece kamen wieder um 6,45 Prozent zurück. Auch die Aktien der Banco Comercial Portugues fielen um deutliche 7,56 Prozent.

Im EuroStoxx markierten ING-Papiere mit einem Abschlag von 8,76 Prozent auf 5,544 Euro das Indexende, gefolgt von Unicredit mit minus 6,81 Prozent auf 0,7530 Euro. In London litten HSBC-Titel zudem unter der Zahlenvorlage und gehörten mit minus 5,80 Prozent zu den schwächsten «Footsie»-Werten. Die Kapitalmarktturbulenzen infolge der Schuldenkrise, eine höhere Vorsorge für Kreditausfälle und höhere Kosten belasteten das Geschäft der britischen Grossbank im dritten Quartal deutlich. Zudem bläst dem gesamten Sektor laut HSBC-Chef Stuart Gulliver heftiger Gegenwind ins Gesicht. In der Schweiz bestätigten Credit Suisse mit einem Verlust von 5,13 Prozent den Branchentrend.

Der Brauereikonzern AB Inbev konnte Umsatz und den um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im dritten Quartal erwartungsgemäss steigern, was die Aktien gegen den Trend um 1,61 Prozent auf 41,550 Euro an die EuroStoxx-Spitze trieb. Enel blieben dagegen nach Zahlen mit 5,35 Prozent auf 3,1520 Euro deutlich im Minus.

Beim Baustoffhersteller Holcim ging es nach Ergebnissen der ersten neun Monaten um 2,95 Prozent auf 51,05 Franken nach unten. Der starke Franken, das schwierige wirtschaftliche Umfeld sowie hohe Energie- und Rohstoffkosten hatten die Gewinne belastet, und auch der Jahresausblick fiel etwas vorsichtiger aus als bisher.  (awp/mc/pg)

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