CH-Verlauf: Deutlich im Minus
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Mittwoch gemeinsam mit den anderen europäischen Börsenplätzen nach einer festeren Eröffnung deutlich ins Minus gerutscht. Zum Stimmungsumschwung tragen neue Sorgen um Italien bei, nachdem sich die Spreads für die italienischen Staatsanleihen erneut ausgeweitet haben. Damit ist die Rendite für italienische Staatsanleihen auf rund 7% gestiegen.
Insgesamt sei die Börse weiterhin klar politisch getrieben, resümierte ein Händler: «Italien scheint immer mehr zum Prüfstein der Eurokrise zu werden.» Auch Berichte über das Atombomben-Bauprogramm des Irans belasten, hiess es weiter. Viele Anleger blieben dem Markt fern, entsprechend seien die Volumen erneut niedrig. Auch wenn die Unternehmensergebnisse angesichts der Politik eher in den Hintergrund getreten sind, läuft die Berichtssaison weiter. Am Schweizer Markt haben mehrere Unternehmen, darunter die Bluechips Holcim und Swisscom, haben vorbörslich ihre Quartalsergebnisse vorgelegt.
Der SMI verliert bis um 12.00 Uhr um 0,95% auf 5’628,5 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 1,4% auf 852,5 Punkte an und der breite Swiss Performance Index (SPI) notiert um 0,87% tiefer bei 5’130,54 Punkten.
Die heftigsten Abgaben verzeichnen gegen Mittag zyklische Titel sowie Finanzwerte. Grösste Verlierer unter den Bluechips sind Adecco (-4,0%), die bereits am Vortag nach schwachen Quartalszahlen deutlich an Wert eingebüsst hatten. Am Mittwoch folgten zahlreiche kritische Beurteilungen durch Analysten. Die US-Bank JPMorgan hat neben einer massiven Kurszielsenkung ihr Rating auf ‹Neutral› von ‹Übergewichten› gesenkt.
Deutliche Verluste müssen die wie an den anderen europäischen Märkten die Finanzwerte hinnehmen. So verliert der Versicherungswert Swiss Life 3,3%, aber auch Swiss Re (-2,7%), Baloise (-2,4%) und ZFS (-1,6%) geben stark ab. Bei den Grossbanken verlieren CS 2,5% und UBS 2,4%.
Die Titel der Vermögensverwalterin Julius Bär stehen 2,0% im Minus. Die Medien spekulieren weiterhin über eine in Bälde bevorstehende Übernahme der Bank Sarasin durch Bär. Der Preis pro Sarasin-Aktie wird auf 35 bis 45 CHF veranschlagt, was einer Kaufsumme von rund 2,5 Mrd CHF entsprechen würde. Sarasin sind am Mittag ebenfalls ins Minus gedreht und stehen 0,9%% tiefer bei 34,80 CHF.
Zu den schwächeren Titel gehören zudem SGS (-2,1%), für welche Morgan Stanley die Anlageempfehlung auf «Underweight» von bisher «Equalweight» gesenkt hat. Sie reflektiere damit die wahrscheinliche Konjunkturabschwächung, schreibt die zuständige Analystin, für die SGS zudem im Sektor der Test- und Prüfkonzerne die am wenigsten bevorzugten Titel sind.
Holcim (-1,6%) können nicht von einem am Markt positiv aufgenommenen Quartalsergebnis profitieren, nachdem sie im frühen Handel noch zu den stärksten Gewinnern gehört hatten. Analysten sprechen von einer guten Umsatzentwicklung bei steigenden Kosten, auch wenn der Gewinn leicht hinter dem Konsens zurückgeblieben ist.
Das umgekehrte Bild von Holcim zeigt sich bei den defensiven Swisscom (-0,3%), die unter den schwächsten Titeln in den Handel gestartet waren, mittlerweile aber fester als der Gesamtmarkt tendieren. Der Telekom-Konzern legte vorbörslich Zahlen für die ersten neun Monate vor, die beim Umsatz zwar leicht hinter den Konsensschätzungen zurückblieben auf den Stufen EBITDA, EBIT und Reingewinn aber darüber liegen. Analysten bezeichneten die Zahlen mehrheitlich als «solid».
Nur unterdurchschnittliche Abgaben erleiden die meisten defensiven Schwergewichte. Nestlé gehören mit einem Minus von 0,1% zu den solidesten Titeln. Novartis (+0,1%) stehen sogar leicht im Plus, Roche verlieren allerdings 1,0%. Der Roche-Konzern hatte vorbörslich über ein beschleunigtes Zulassungsverfahren in den USA für ein Mittel zur Behandlung von Hautkrebs berichtet.
Nur leicht im Minus stehen auch die Titel des Pharmaunternehmens Actelion (-0,1%), die von einer Ratingerhöhung von JPMorgan auf «Overweight» von bisher «Neutral» profitieren. Die Analysten der US-Bank beurteilen das aktuelle Risiko-Rendite-Profil der Titel als attraktiv. Im Plus halten können sich die Titel von Clariant (+0,4%).
Am breiten Markt haben die Citigroup-Analysten ihre Abdeckung von Petroplus (-2,0%) mit der Anlageempfehlung ‹Sell› gestartet. Die stärksten Verluste im SPI erleiden aber Life Watch mit einem Rückgang von 13,0%, nachdem das Unternehmen einen Umsatzeinbruch im dritten Quartal und einen massiven Verlust wegen Rückstellungen in den USA hat mitteilen müssen. (awp/mc/pg)